Ernst-Walter Katthagen und seine Frau Ulla vor ihrer Sandsammlung in ihrem Heim auf Mallorca. | Patricia Lozano

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Laut Duden, gibt es „Sand” nur im Singular. „Ohne Plural”, heißt es in dem Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Würden dessen Redakteure die Sandsammlung von Ernst-Walter Katthagen kennen, gäbe es ihn sicherlich auch in der Mehrzahl. Katthagen jedenfalls spricht ganz selbstverständlich von Sänden. Schließlich umfasst seine Kollektion 410 verschiedene Sandarten in den unterschiedlichsten Farben.

Katthagen ist Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin und Traumatologie und genießt seit drei Jahren den Ruhestand. 2001 ließen er und seine Frau Ulla sich auf Mallorca nieder. Gemeinsam bauten sie im Südosten der Insel die Orthopädische Fachpraxis auf, die heutige Praxisgemeinschaft „Medizinzentrum Santanyí”. Seit 2004 haben sie ihren festen Wohnsitz in S‘Alqueria Blanca.

Der Umzug nach Mallorca und die Sandsammlung gehen auf denselben Grund zurück: die Leidenschaft fürs Reisen. Ausgelöst wurde sie 1976. Damals wurde Katthagen als Stabsarzt der Bundeswehr auf die Shilo Base in der kanadischen Provinz Manitoba geschickt. „Der Flug über Grönland, die Hudson Bay bis Winnipeg und der Aufenthalt in Manitoba hat bei mir das Reisefieber entfacht”, erzählt er. „Ich habe dann auch meine Frau infiziert.”

Die ersten Reisen führten das Ehepaar auf die Seychellen und noch im selben Jahr nach Jamaika. „Dort gab es diesen unglaublich hellen Sand, den ich von der Nordsee nicht kannte. Er war blendend weiß”, erinnert sich Katthagen. „Ich dachte, zur Erinnerung muss ich das mitnehmen.”

Dunkler Sand stammt meist von Vulkanen,
rötlicher Sand enthält oft Eisen. 


Was mit einem Souvenir begann, weitete sich zu einer stattlichen Sammlung aus. In Filmdöschen transportierte der reiselustige Mediziner den Sand nach Deutschland. Damit man ihn auch anschauen konnte, recycelte er Glasfläschchen aus seiner Praxis, in der sich zuvor Lokalanästhetikum befunden hatte.

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Kreuz und quer durch die Welt und zweimal rund herum reisten der Arzt und seine Frau im Lauf der Jahrzehnte. Ein wenig Sand flog immer mit zurück. „Anfangs sammelte ich den Sand von Stränden. Aber dann reisten wird auch durch Wüsten, und dort gab es ebenfalls interessante Sände”, erzählt Katthagen. Zu dem weißen Sand gesellte sich schwarzer von Vulkaninseln, eisenhaltiger rötlicher aus der Sahara oder der Kalahari, aber auch grauer und beigefarbener. „Jeder Sand hat seinen eigenen Farbton, der ihn von den anderen unterscheidet”, sagt Katthagen. Zwei Sandproben von Mallorca gehören ebenfalls zu seiner Kollektion, aus Cala Millor und vom Es-Trenc-Strand, sowie eine von Cabrera – gesammelt, damals, als dies noch nicht verboten war.

Jedes Sandfläschchen ist mit einem Etikett mit Fundort und Sammeldatum versehen. „Ich könnte sonst nicht sagen, welchen Sand ich wo gesammelt habe, dafür reicht die Erinnerung des Auges nicht”, gesteht Katthagen. Mit einer Ausnahme. Eine Sandprobe von der Karibik-Insel Bonaire ist so ungewöhnlich, dass sie eigentlich kein Etikett bräuchte. Sie stammt von einem Strand namens Pink Beach, denn der Sand dort ist tatsächlich ein wenig pink.

25 Jahre ging Katthagen seinem ungewöhnlichen Hobby nach. Warum er damit aufhörte? „Auf einmal war die Leidenschaft für das Sandsammeln erloschen.” Sich beim Zug nach Mallorca von seiner Sammlung zu trennen, brachte er jedoch nicht übers Herz. Statt dessen kam sie mit auf die Insel.

Verpackt in zwei Umzugskisten, gerieten die Sandfläschchen in Vergessenheit. Bis zur Corona-Pandemie und den Reisebeschränkungen. „Wir haben die Zeit genutzt und den Keller und die Garage aufgeräumt. Da sind sie wieder zum Vorschein gekommen”, so Katthagen. Er und seine Frau säuberten die Glasbehälter, erneuerten die Etiketten und gaben sich den Erinnerungen an ihre Reisen hin, die dabei aufkamen. Einige Etiketten hatten sich allerdings im Lauf der Jahre von den Flaschen gelöst. „Das sind jetzt anonyme Sände”, meint Katthagen.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, doch wahrscheinlich soll die Sammlung nun wieder aufgestellt werden. Aus einem einfachen Grund: „Davon trennen kann ich mich nicht, daran hängen zu viele schöne Erinnerungen.”

(aus MM 8/2021)