Er wurde nur 13 Jahre alt und wegen seiner spontanen Gesangsauftritte bei Musikfestivals zu einer kleinen mallorquinischen Legende: Nun hat der Historiker Tomeu Canyelles dem kurzen Leben von José Esteves de la Concepción, genannt Chocolate, ein Buch gewidmet.
Zu seinem Spitznamen kam der 1965 geborene Esteves wegen seiner dunklen Hautfarbe. Im Zuge der großen Einwanderungswelle der 70er Jahre kam der Gitano-Junge mit portugiesischen Wurzeln mit seiner Familie wohl 1975 aus dem nordspanischen Asturien nach Mallorca. Auf der Insel wartete kein einfaches Leben auf ihn, Diskriminierung gehörte zum Alltag. Die meisten eingewanderten Gitanos wohnten in Barackensiedlungen und hielten sich mit Schrotthandel, Betteln oder Kleinkriminalität über Wasser.
Chocolate lebte mit seiner Familie in Sa Calatrava, damals ein armes und heruntergekommenes Viertel von Palma. Er war Analphabet, schreibt Canyelles, besaß aber ein enormes Charisma, eine kräftige Stimme und ein herausragendes musikalisches Talent. Chocolate liebte den Blues, legendär ist sein spontaner Auftritt beim Selva Rockfestival 1977. Der Musiker Ramón Olivares, der am Festival teilnahm, war von der Stimmgewalt derart fasziniert, dass er den Jungen spontan auf der Gitarre begleitete. „Viele Leute erinnern sich an diesen Auftritt und haben die anderen Bands vergessen”, so Canyelles.
Chocolate schlug sich mit Gaunereien durchs Leben, hatte zweifelhafte sexuelle Beziehungen zu wesentlich älteren Ausländern. In Palma freundete er sich mit Mark Auren an, einem gleichaltrigen Amerikaner, der in Deià lebte. In dem Hippie- und Künstlerdorf wurde er dank seines Talents populär und entdeckte eine völlig neue Welt, „in der es Menschen gab, die ihre Häuser nicht einmal abschlossen”, schreibt Can-yelles. Mit Auren beteiligte sich der Gitano-Junge 1977 auch an der Besetzung von Sa Dragonera.
Mit wachsender Prominenz wuchs auch sein Ego, Chocolate wurde zum begehrten Interviewpartner der Medien. Die Nachricht von seinem Tod schlug daher wie eine Bombe ein. 1978 wurde er in den Toiletten der Fira del Ram gefunden, die damals im heutigen Parc de la Mar stattfand. Offiziellen Angaben zufolge starb er an einer Überdosis Drogen. Ganz wurden die Umstände seines frühen Todes aber nie geklärt.
„Vida i mort de Chocolate (1965-1978)”, Tomeu Can-yelles, Editorial Illa
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