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Wenn Guillem Garí mit sichtlichem Wohlgefallen und verschränkten Armen im Eingangsbereich des „El Cruce” auf das Gewusel blickt, dann weiß jeder: Das Business läuft mal wieder wie geschmiert. So, wie es das schon seit Jahren tut. Der von Garí geleitete mallorquinische Esstempel an der Kreuzung der Schnellstraße Palma-Manacor und einer Landstraße nach Felanitx, östlich vom putzigen Melonen-Ort Vilafranca, ist nicht irgend ein Restaurant, sondern in gesellschaftlicher Hinsicht ein Faszinosum.

Wer hier sitzt, kann Omas laut lachen sehen, jungen Ehepaaren beim Streit zuschauen oder genervte Eltern dabei beobachten, wie sie ungezogene Kinder maßregeln. Hier hinein in teils turnhallengroße Räume zieht es Tag für Tag den Insulaner von nebenan, aber durchaus auch kulturell und kulinarisch interessierte Mitteleuropäer. In der Woche kommen vor allem Rentner und Werktätige. Männer in Blaumännern etwa, die bei gebratenen Wachteln oder Zungen mit Kapern äußern, was ihnen auf der Seele liegt. Oder über Achtzigjährige, die in Anzug und Krawatte und mit ernstem Blick Schnecken aus ihren Gehäusen pulen. An Wochenenden finden sich ganze Großfamilien beim „El Cruce” ein, das an einem mit mehreren Skulpturen versehenen Kreisverkehr liegt. Sie reden sich dann in Rage, während sie sich ihre Mägen vollschlagen. Der Parkplatz ist so groß wie der vor einem Einkaufszentrum, aber dennoch gegen 14 Uhr vor allem an Samstagen und Sonntagen immer randvoll.

Beim MM-Besuch an einem Samstagmittag ist es mitnichten möglich, in das schmucklose Restaurant mit seinen immerhin 650 Plätzen einfach so hineinzugehen. Nebenan in einer rechteckigen neuen gläsernen Konstruktion – früher stand hier ein windanfälliges Zelt – muss man zunächst seinen Vornamen angeben. Etwa 15 Minuten später ruft eine mit einem durchdringenden Organ versehene Mitarbeiterin den Namen des Reporters so laut durch das Geviert, dass es sich anfühlt, als würden die Glaswände ein wenig zu beben beginnen. Erst danach darf man mit einem gelben Zettel den Hotspot mallorquinischer Lebensart betreten.

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Lokalbetreiber Guillem Garí steht wie immer unweit vom Eingang und hinter einem Losverkäufer, einem Sockenverkäufer und einem Sabberlatzverkäufer. Er dirigiert die Gäste zu ihren Tischen und gibt den in schwarzen Uniformen steckenden und erheblich schneller als in anderen Lokalen herumwuselnden Kellnern gelassen und halblaut zugleich Anweisungen.

Dass es hier immer so voll ist, kommt nicht von ungefähr. Das Essen ist günstig und schnell fertig. Und außerdem werden die geneigten Kunden traditionell mit Spezial-Events wie dem großen Schneckenessen für Tausende am Markus-Tag am 25. April bei Laune gehalten.

Der Reporter bestellt aus einer gewissen Scheu heraus keine glitschigen Tiere, dafür aber eines der anderen Kultgerichte, das nach Ansicht vieler Ur-Insulaner hier um Längen besser schmeckt als anderswo. Für 3,20 Euro kommt der „Arròs Brut” schon nach weniger als zehn Minuten auf den Tisch, und das nicht als Mini-Portion. Bei leicht süßlichen schwarzen Mini-Oliven als Zubrot und mit dem Zahnstocher im Munde fühlt man sich nach einigen Minuten, als habe die mallorquinische Seele bereits von einem selbst Besitz ergriffen. Beim viel gerühmten Mandeleis zum Nachtisch kann es dann sogar passieren, dass einem gutturale Laute des Inselidioms fast fehlerfrei über die Lippen kommen.

So erfolgreich Guillem Garí heute wirtschaftet, alles hatte auch hier bei Vilafranca ganz klein angefangen. Seine Eltern hatten einen Stand mit Obst aus der Region an der Kreuzung aufgebaut, und weil so viele Menschen täglich dort vorbeischauten, hatte die geschäftstüchtige Mutter vor schon mehr als 40 Jahren die pfiffige Idee, hier ein kleines Lokal zu eröffnen. Nunmehr ist das „El Cruce” eine Art Volksküche mit Bühne, auf der manchmal sogar Interessanteres geboten wird als in einem richtigen Theater.