Rund 70 Besucher folgten kürzlich einer Einladung auf die Finca, die von der Gemeinde auch als Kulturerbe angepriesen wird, und die man nach Voranmeldung jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag auch auf Deutsch und Englisch kennenlernen kann.
Der symbolische Preis von 5 Euro pro Person ist eher eine Spende zur Erhaltung des Anwesens, zumal es zum Abschluss von der Marmelade bis zum Likör auch eine kleine Auswahl an Feigenprodukten zu verkosten gibt. "Aus der Ökosteuer oder sonstigen öffentlichen Mitteln bekommen wir keinerlei Unterstützung", so Pons im MM-Gespräch. Die Möglichkeit einer Patenschaft für Feigenbäume sei eine derzeit zurückgestellte Idee.
1700 Bäume verschiedener Arten stehen in Son Mut Nou auf 18 Hektar Fläche. "Die Phönizier haben die Frucht auf die Insel gebracht, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1249", erklärt Pons, der auch Varianten wie "Damenhals" (Coll de Dama) oder "Königin" (Reina) zu schätzen weiß: "Jedes Dorf hat seine eigene. Manche dienen zum Essen, andere zum Trocknen oder nur als Schweinefutter." Son Mut Nou sieht er als eine Art Gen-Bank, von der aus weltweit die Artenvielfalt der Feigen gesichert werden könnte, denn von den derzeit existierenden 1000 Sorten ist fast die Hälfte vom Verschwinden bedroht. Setzlinge hat Pons unter anderem aus China und Australien auf die Insel geholt.
Ohnehin hält Pons die Feige für eine magische Frucht mit hohem kulturellen Wert. In der Bibel ist sie die erste namentlich erwähnte Pflanze. Schließlich diente das Feigenblatt zur Verhüllung der Blöße von Adam und Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies. Auf der einstmals armen Insel Mallorca und in anderen Regionen des Mittelmeerraums half sie auch das Überleben der Bevölkerung zu sichern, war als "Brot der Armen und Dessert der Reichen bekannt".
Fast genauso wichtig ist vielleicht ihre schattenspendende Eigenschaft, die sich laut Monserrat Pons mit kaum einer anderen Pflanze vergleichen kann. "Einfach der perfekte Baum, der hier nicht umsonst in fast jedem Garten und Patio im Mittelpunkt steht", glaubt der Apotheker. Schon nach drei bis vier Jahren sei genug Sonnenschutz vorhanden, nach 30 Jahren sei der Höhepunkt erreicht, bevor es wie bei uns Menschen mit 70 oder 80 Jahren dann langsam abwärts gehe.
Kummer macht dem Experten, der auch Autor eines Standardwerks ist, lediglich die Tatsache, dass die Früchte in der Gastronomie kaum Verwendung finden. Gemeinsam mit der Balearen-Universität arbeite man aber an einer Art Filmüberzug um eine bessere Haltbarkeit zu erreichen und den Anbau rentabler zu machen.
(aus MM 34/2018)
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