Anfang April hat PETA in einem offenen Brief an Kommunalpolitiker in Palma und Alcúdia ein Verbot der Pferdekutschen gefordert, weil Tiere häufig vor Erschöpfung zusammenbrechen und es im Stadtverkehr oft zu Unfällen mit den Kutschen kommt. Wie war die Reaktion darauf?
Stephanie Kindermann: Die Stadtverwaltung von Alcúdia hat mich zu einem sehr freundlichen Gespräch eingeladen. Aus Palma gab es dagegen keine Reaktion, obwohl wir mit einer Pressemitteilung nachgehakt haben. Ich denke nicht, dass von offizieller Seite ernsthaft erwogen wird, die Kutschen abzuschaffen. Die Kutschen haben Tradition, heißt es immer wieder, aber das hat man über die Sklaverei auch gesagt. Die Lokalpolitiker merken jedoch, dass längst nicht alle Touristen die Kutschen toll finden. Viele deutsche und britische Urlauber haben sich auf der Website von PETA darüber beschwert. Und wir werden an dem Thema dran bleiben.
MM: Wie sieht es davon abgesehen mit dem Tierschutz auf Mallorca aus?
Kindermann: Es gibt zwar entsprechende Gesetze, sie werden aber oft nicht umgesetzt. Theoretisch müssen Haustiere geimpft, sterilisiert und gechippt werden, aber das kostet Geld. Genau wie der Besuch beim Tierarzt, wenn ein Hund trächtig ist. Daher entsorgt man in so einem Fall oft Muttertier und Welpen. Auf dem Land haben Tiere häufig nur einen Zweck zu erfüllen, Hunde sind beispielsweise kostengünstige Alarmanlagen. Urlauber sind oft entsetzt vom Zustand auf den Reiterhöfen, wo Pferde angekettet in der Sonne herumstehen, obwohl auch das verboten ist. Aber eine Kette ist eben billiger, als ein Gelände zu umzäunen.
Das hört sich so an, als sei es um den Tierschutz in Deutschland besser bestellt.
Kindermann: Jein, das kann man so nicht sagen. Ich antworte darauf gerne mit folgendem Satz: „In Deutschland werden die Hunde gepflegt und laufen frei herum, dafür sind die Schweine eingesperrt, in Spanien ist es genau umgekehrt. Was mich in Deutschland extrem stört, ist die Ignoranz der Fleischindustrie. Tiertransporte auf der Autobahn zu beobachten, ist für mich unerträglich. Auf Mallorca ist die Zeit in der Landwirtschaft in gewisser Weise stehen geblieben, Massentierhaltung gibt es hier nicht. Das war für mich ein wichtiger Gesichtspunkt, um hier zu leben.
Wie kam es dazu, dass Sie für PETA auf der Insel aktiv geworden sind?
Kindermann: Ich arbeite schon seit 25 Jahren für PETA. Das hat während meiner Zeit als Schauspielerin angefangen, bei den Dreharbeiten ist mir der schlechte Umgang mit Tieren aufgestoßen. PETA fand ich gut, weil es eine große und internationale Organisation ist, die in ihren Aktionen nicht mit dem Brecheisen vorgeht. Im Laufe der Zeit habe ich immer mehr für sie gemacht, natürlich war meine Bekanntheit dabei von Vorteil. Ich habe zum Beispiel bei minus 15 Grad in Hamburg nackt gegen das Tragen von Pelzen demonstriert. Die Aktion hat ein großes Medienecho ausgelöst. Zu der Zeit war ich auch Gast in vielen Talkshows und habe über vegane Ernährung geredet, damals noch ein Exotenthema, das auf viel Ablehnung gestoßen ist. Seit ich auch auf Mallorca lebe, informiert mich PETA über Verstöße gegen Tierschutzvorschriften und bittet mich immer öfter, vor Ort zu recherchieren, weil sie wissen, dass ich sehr gut Spanisch spreche.
Wie sieht Ihr Leben abgesehen vom Tierschutz aus?
Kindermann: Fernsehen und Theater sind Vergangenheit, aber als Sprecherin bin ich noch aktiv. Erst vor zwei Wochen habe ich in Deutschland noch bei einer Hörspielproduktion mitgemacht. Ich singe außerdem sehr gerne und es wäre schön, hier einen Pianisten zu finden, um mein Chanson-Programm wiederzubeleben. Ansonsten bin ich sehr glücklich auf der Insel. Ich habe Mallorca vor 25 Jahren bei Dreharbeiten kennengelernt und mich direkt verliebt. Dass ich hierhin gegangen bin, habe ich nie bereut. Mein Leben ist total entschleunigt, während ich in Deutschland seit dem Abi praktisch pausenlos gearbeitet habe und so gut wie kein Privatleben hatte. Außerdem habe ich die norddeutschen Winter nicht mehr ertragen. Auf Mallorca zählt Menschlichkeit deutlich mehr, die Leute sind zufriedener und haben mehr Lebensfreude. Komplett nach Deutschland zurückzugehen, kann ich mir daher absolut nicht mehr vorstellen.
ZUR PERSON Stephanie Kindermann
Die gebürtige Hamburgerin hat in ihrer Heimatstadt an der „Stage School” eine Ausbildung zur Schauspielerin absolviert und übernahm in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche Rollen in Theater- und Fernsehproduktionen (Großstadtrevier, Alphateam). Bekannt wurde die 51-jährige auch durch einen Nescafé-Werbespot, der mehr als zehn Jahre im deutschen Fernsehen lief. Seit über vier Jahren ist sie Teilzeit-Mallorquinerin und lebt mit ihren drei Pferden, zwei Hunden und mehreren Katzen glücklich und zufrieden auf einer kleinen Finca im Norden der Insel.
(aus MM 15/2018)
9 Kommentare
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Natürlich sind die Mallorcaner keine Untermenschen, die Verantwortung tragen doch wohl eher die Politiker, die in Sachen Stierkampf ihr Votum gefällt haben. Unterstützt von den vielen schaulustigen Touristen (!) und den traditionsbewussten alten Herren, die ich am liebsten selbst in der Arena sehen möchte...(sorry) Die anderen Tiermisshandlungen sind auch schlimm, aber gerade bei den Stierkämpfen geht es um "schmutziges" (sorry) Geld in unerträglich hohem Maße, was von vielen Nichtspaniern noch gefördert wird.
Na übertreit Mal nicht so sehr, die Mallorquiner sind bemüht um ihre Tiere .Geht nach Pakistan oder Afrika,China da landen alle Tiere auf dem Teller
Wo ist der Sinn, insider?
Ach Swen bewirbt sich als Kutschpferd.Kann er habeb,in Cala Millor z.B.vor der Fussgängerzone rechts.Pferd steht beo +40 Grad in der prallen Sonne,angekettet am Unterstand,der aber keinen Sonnenschutz bietet, und der Kutscher sitzt schön im Schatten.Auf die arme Kreatur angesprochen,wird einem Prügel angedroht.Das ist Tierschutz auf Mallorca und jetzt!???
"Tiere sind (auf Mallorca oft) nur Gebrauchsobjekte" - Ja was sollen sie denn sonst sein !?
Ihr linker Zeigefinger sieht aus als hätte den einer ihrer Lieblinge mal mit 'ner Möhre verwechselt.
Daumen hoch!
Ich weiss nicht, ob man jemanden, der das Wort "Untermensch" benutzt, ernst nehmen kann. Auch stellt sich mir die Frage, warum Sie dann hier sind, wenn Sie die Bewohner der Insel als Untermenschen bezeichnen. Okay, jetzt habe ich doch schon einen Fehler gemacht: Nämlich Ihren Kommentar durch mein Erwiderung ungewollt aufgewertet!
Aha, in Spanien gibt es also keine Massentierhaltung und die Schweine laufen frei...klar...lach! Sorry, aber die Dame hat keine Ahnung. Ich wüsste auch gerne den Reiterhof auf Mallorca, wo Pferde angekettet den ganzen Tag in der Sonne stehen. Das ist quatsch und in diesem Fall würde die SEPRONA aktiv werden, wenn man es zur Anzeige bringt. Wobei es richtig ist, das dem Tier Pferd vor allem im sogenannten Pferdesport viel angetan wird. In Deutschland noch mehr als hier! Mit Hunden und Katzen ist es schwieriger, ob wohl auch hier die Entwicklung der letzten Jahre sehr zum positiven geht, sich immer mehr Mallorquiner angangieren und Tiere adoptieren. Son Reus mit seinen vielen voluntarios und die Stadt Palma leisten hier sehr gute Arbeit und schärfen dieses Bewusstsein auch mit einer aktuellen Kampagne.