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An diesem 6. März jährt sich zum 80. Mal der Untergang der „Baleares”. Und seit Jahren tobt auch der Streit um das einstige Kriegsdenkmal, das an das Schlachtschiff und seine Besatzung erinnerte. Der Kampf zwischen den Abrissbefürwortern und Abrissgegnern ist ins Stocken geraten, seit sich die Justiz des Konflikts annahm und die Mühlen der Verwaltungsgerichte mit ihrem sprichwörtlich langsamen Mahlen begonnen haben.

Ob man will oder nicht: Jene stilisierte Leuchtturmsäule in Palmas Stadtpark Sa Feixina, deren franquistische Symbole im Jahre 2010 entfernt wurden, um die martialische Heldenstele zu einem pazifistischen Mahnmal für alle Opfer von Krieg und Terror umzuwidmen, ist 1948 letztlich auch für einen einzelnen Deutschen errichtet worden, der gemeinsam mit mehr als 790 spanischen Seeleuten an Bord der „Baleares” den Tod gefunden hatte. Die Rede ist von Jürgen Jensen, einem jungen Ingenieur, der im Auftrag der Legion Condor zu jener Fahrt aufgebrochen war, die zur letzten des Kriegsschiffes werden sollte.

Die „Baleares” war während des Spanischen Bürgerkriegs das wichtigste Schlachtschiff, das die aufständischen Militärs rund um General Franco auf ihrer Seite wussten. Als ihr Putsch im Sommer 1936 erfolgte, hatte das Schiff nahezu vollendet auf der Werft in Galicien gelegen. Instandgesetzt nahm es Anfang 1937 an der Beschießung der Zivilbevölkerung teil, die aus Málaga auf der kurvenreichen Küstenstraße in Richtung Almería flüchtete und dem Feuer von See aus schutzlos ausgeliefert war. Später sicherte die „Baleares” Geleitzüge zwischen den franquistischen Regionen Cádiz und Mallorca. Die größte Baleareninsel war von Anbeginn des Krieges im Lager der Franquisten untergekommen. Mallorca lag wie ein riesiger Flugzeugträger im westlichen Mittelmeer, von wo aus die republikanische Ostküste Spaniens sowie die „rote” Schwesterinsel Menorca regelmäßig bombardiert wurden.

Die Legion Condor, Hitlers Waffenhilfe an Franco, war seit Mitte 1937 in Pollença im Norden von Mallorca auf dem dortigen Flugplatz stationiert. In Palma wiederum unterhielt die Legion Condor ein Verbindungsbüro zur spanischen Marine. Diese Marinedienststelle war Teil der „Gruppe Nordsee”, in der neben Seeleuten auch deutsche Techniker und Fachkräfte zusammengefasst waren, um die Kampfkraft des spanischen Waffengefährten zu erhöhen. Die deutsche Marinemission half im Spanischen Bürgerkrieg mit Kampftruppen, Waffen, Munition und technischen Gerätschaften etwa zur Funkübertragung aus. Parallel dazu führte sie penibel Tagebuch über alle taktischen Maßnahmen und Ereignisse. Noch am Tag des Untergangs des Kriegsschiffes hielt ein Chronist fest:

An Bord „Baleares” befindlicher deutscher Zivil-Ingenieur Jensen, der die von ihm eingebaute Horch-Anlage zu übergeben hatte, wurde gleichfalls ein Opfer der Katastrophe.

Der Hinweis „Zivil” mag täuschen. Denn tatsächlich hatte der 31 Jahre alte Jensen nicht nur ein seinerzeit innovatives Hightech-Instrument zum Aufspüren von feindlichen U-Booten und Torpedos in das Schiff eingebaut, sondern die spanische Mannschaft an der Horchanlage geschult – unter echten Kriegsbedingungen. Das geht aus einem zweiten Eintrag im Tagebuch der Marinemission hervor:

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Ein Offizier der „Canarias”, der das Rettungswerk geleitet hatte, gab uns als erster die sichere Nachricht, dass Jensen tot sei, da er sich auf Gefechtsstation mit den anderen Horchern befand. Von diesen ist kein einziger herausgekommen.

Was war seinerzeit geschehen? Die „Baleares” und ihr Schwesterschiff „Canarias” waren am 5. März 1938 im Hafen von Palma aufgebrochen, um einen Frachterkonvoi nach Cádiz zu sichern. In der Nacht zum 6. März, einen Samstag, stieß der Geleitzug auf Marineeinheiten der spanischen Republik, die aus Cartagena kommend einen Angriff auf Mallorca beabsichtigt hatten und nun auf halbem Weg zur beiderseitigen Überraschung auf den feindlichen Geleitzug trafen. Bei dem Gefecht in finsterer Nacht wurde die „Baleares” schließlich von zwei Torpedos getroffen. Wie die deutsche Marinemission später akribisch in ihren Aufzeichnungen vermerkte, setzte einer der Treffer das Öllager des Schiffes in Brand. Die daraufhin erfolgende Explosion der Munitionskammer des zweiten Gefechtsturms riss diesen samt der Kommandobrücke regelrecht vom Schiffskörper fort. Die „Baleares” brannte lichterloh, während in den Rumpf an diversen Stellen Wasser einbrach. Viele der insgesamt mehr als 1200 Mann Besatzung verbrannten oder ertranken im Wasser. Letztlich konnten von der „Canarias” und weiteren Schiffen lediglich 435 Männer lebend aus dem Meer gefischt werden, von denen noch zahlreiche an den erlittenen Brandverletzungen starben.

Den Dokumenten zufolge ist Jürgen Jensen, dessen Horchanlage die Torpedierung des Schiffes nicht verhindern konnte, selbst unter den Toten nicht geborgen worden. Sein Körper verschwand im Mittelmeer.

Kurioserweise war dem Techniker in jenen Jahren des Bürgerkrieges ein Gedenkstein im südspanischen Cádiz in der Nähe des Marinestützpunktes Arsenal de la Carraca errichtet worden, wo Jensen wohl in erster Linie stationiert gewesen sein muss. Ob dieser Stein noch existiert, ist nicht bekannt.

Und möglicherweise sind auch die Tage des einstigen Kriegsdenkmals in Palma gezählt. Das wäre zumindest schade um die Inschrift, die der Stadtrat von Palma dort vor acht Jahren sogar in deutscher Sprache anbringen ließ:

Dieses Monument wurde im Juni 1948 errichtet, zum Gedenken an die Opfer des Untergangs des Kreuzers Baleares während des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939). Heute zeugt es von dem demokratischen Willen der Stadt, die Schrecken der Kriege und Diktaturen niemals in Vergessenheit geraten zu lassen.

(aus MM 9/2018)