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Rund 500.000 Zuschauer lockt die Pferdeshow "Apassionata" jedes Jahr europaweit in die Hallen. Nicht nur Pferdefreunde, auch Fans von Musik, Tanz und Akrobatik kommen in der nach eigenen Angaben erfolgreichsten Familienshow des Kontinents auf ihre Kosten. Umso mehr Verantwortung war es für Klaus Hillebrecht, für die neueste Show "Gefährten des Lichts", die Ende Oktober Premiere gefeiert hat, als Creative Director verantwortlich zu sein.

Der gebürtige Hamburger mit Wohnsitz in Santa Ponça hat sein Engagement neben seinem erwiesenen Können als Komponist, Musiker, Arrangeur und Dirigent diverser Musicals auch Mallorca zu verdanken. Denn wie er lebt auch einer der Hauptverantwortlichen der Show, Johannes Mock-O'Hara, auf der Insel. "Wir kennen uns gut und treffen uns gelegentlich", so Hillebrecht. Eines Tages erzählte ihm der Apassionata-Produzent, dass er für die Show einen neuen künstlerischen Direktor suche. "Er fragte mich, ob ich einen kenne", erinnert sich Hillebrecht und reiste zu einer Vorstellung nach Hamburg, um sich selbst intensiver mit der Apassionata auseinanderzusetzen, und war sofort begeistert. Schließlich nannte er Mock O'Hara einen Namen: seinen eigenen.

Trotz der Bekanntschaft mit dem Produzenten musste natürlich auch Hillebrecht an einem Auswahlverfahren teilnehmen und präsentierte dafür drei Storys sowie diverse Musikstücke. Das tat er so überzeugend, dass er sich gegen seine Konkurrenten durchsetzte. Auf seine Anregung wurde sogar der Name der geplanten Show von "Lichter der Welt" in "Die Gefährten des Lichts" umbenannt. Von der Musik bis zur Story stammt alles aus seiner Feder - und fast alles ist in seinem Studio in Santa Ponça entstanden oder im Flieger.

Zentrale Figur in Hillebrechts Geschichte ist Alana, die von einer alten "Frau" eine Schatulle mit einem Amulett geschenkt bekommt. Beim Umhängen des Amuletts begegnet sie dann einem Tuareg-Krieger, der mit ihr zu einer atemberaubenden Reise aufbricht. Sie soll auf ihrem Weg Menschen mit leuchtenden Herzen finden, sie auf der ganzen Welt und in verschiedenen Kulturen suchen, um von ihnen zu lernen, trotz Hindernisse im Leben ein offenes Herz bewahren zu können, und so die Erde vor Kälte und der ewigen Nacht zu bewahren. "Es geht um Verständigung. Es geht nicht um Separation, sondern um die Union. Wir alle haben Qualitäten, egal wo wir herkommen und welche Hautfarbe wir haben", erzählt Hillebrecht von seinem Herzensthema. Die Premiere war deshalb so erfolgreich, weil sich die Menschen angesprochen fühlten, sagt er.

Der Buddhist hat in dem Stück die praktische Umsetzung seines Glaubens gefunden. Dabei helfen auch die Tiere. "Es geht um die magische Begegnung zwischen Pferd und Mensch. Pferde öffnen die Seele", glaubt Klaus Hillebrecht, "das funktioniert wirklich, ich habe es selbst erlebt." Wenn er bei den Proben mit den Reitern spreche, fasse er immer die Pferde an. "Das ist für mich wichtig. Die riechen einfach toll, auch wenn sie schwitzen", sagt er. Denn das tun sie, das Programm ist harte Arbeit. Dabei würden die Tiere aber sorgsamst gepflegt, denn sie sind der größte Schatz der Produktion. Bis zu 100.000 Euro kostet so ein edles Pferd. Hillebrecht hat zur Vorbereitung viele Reisen zu den Reiterhöfen unternommen, besuchte unter anderem in Granada die Equipe Fernández und in Italien Bartolo Messina mit seiner Freiheitsdressur. Hinzu kommt eine internationale Truppe aus Tänzern und Sängern, von denen zwei auf Mallorca leben, darunter ein Capoeira-Tänzer. Auch engagierte Hillebrecht eine chinesische Sängerin, die in sechs Meter Höhe in einem Riesenkleid singt, oder den Flamenco-Gitarristen Rubén del Rosario, der ebenfalls auf Mallorca lebt.

In Absprache mit dem Executive Producer, der für das "Machbare" zuständig ist, setzte Hillebrecht seine Ideen um. "Ich hatte totale künstlerische Freiheit, mit dem Vertrauen, dass auch etwas Vernünftiges rauskommt", schwärmt er. Der Erfolg der ersten Vorstellungen mit bis zu 5000 Zuschauern hat ihm recht gegeben und der Auftrag für das nächste Jahr ist bereits fix. "Jetzt muss ich nochmal liefern", weiß er.

Eigentlich bräuchte Hillebrecht jetzt mal Urlaub, aber gerade hat er die Soundtrack-CD und DVD zur Show produziert und nun muss er nach Zürich, um die Umsetzung der Show zu begutachten und eventuell zu korrigieren.

Der kreative Kopf kommt ohnehin nie zu Ruhe, so plant er schon jetzt eine Produktion über und auf Mallorca. Erfahrungen hat er mit dem von ihm geschriebenen Mallorca-Musical "El trén de Sóller" schon gesammelt. Jetzt hat er eine neue Idee, will aber noch nicht verraten, welche. Bei seiner vielfältigen künstlerischen Ausrichtung kann man mit allem rechnen.