Dieter Wedel an seiner Wohnung in der Cala Llamp in Port d'Andratx auf Mallorca.

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Sein nächster Film werde in Port d'Andratx im Südwesten Mallorcas beginnen, sagt der Mann mit den leuchtenden blauen Augen und den immer leicht zu Berge stehenden Haaren. Aber auch die nächste Immobilienkrise werde in Port d'Andratx beginnen, davon ist Dieter Wedel überzeugt. "Hier wird gebaut, bevor die Baulizenzen verfallen, dann stehen die Häuser leer und werden zu hohen Preisen angeboten. Das ist natürlich ein guter Stoff", sagt er. Arbeitstitel: "Die Pirateninsel". Es soll um Mallorcas Mafia gehen. "Der erste Teil ist fertig. Zwei weitere Teile müsste ich noch schreiben", sagt er. Der Termin ist allerdings völlig offen, denn die Arbeit als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele füllt ihn derzeit vollkommen aus.

Die Liebe zur Insel ist aber nach wie vor ungebrochen. Sein Sohn Benjamin hat bis zu seinem zehnten Lebensjahr hier gelebt. "Er macht jetzt Abi und hat in Spanisch eine eins", sagt der stolze Vater. "Bei aller Schimpfe, ich habe es nicht bedauert." Vor allem das Wetter begeistert ihn jedes Mal aufs Neue. "Ich feiere den Geburtstag hier seit 18 Jahren und immer sitzen wir zum Frühstück oder Mittagessen draußen, das ist wunderbar."

Offiziell weiß er nichts davon, aber es kommen zu seinem diesjährigen Geburtstag viele Freunde und Weggefährten nach Mallorca. "Wenn ich mitkriege, wie hier verzweifelt herumtelefoniert wird, um ein ausreichend großes Lokal zu finden, weiß ich Bescheid", sagt er augenzwinkernd. Der 75. Geburtstag macht ihm keine Angst. "Für mich ist es ein Geburtstag wie jeder andere. Die Zahl irritiert mich, aber ich fühle mich nicht alt. Das ist der Preis meines Berufes, dass man sie nicht verbergen kann, sie steht immer in Klammern hinter meinem Namen." Es komme auf den Kilometerstand an, sagt er. "Dass ich mich so gut fühle, hat auch mit Mallorca zu tun. Dass ich mich zurückziehen kann, hier das gute Wetter, die frische Luft, die Sonne genieße."

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Berühmt machten Wedel seine Mehrteiler im Fernsehen. Mit spannenden Storys lockte er ein Millionen-Publikum vor die TV-Geräte und heimste reihenweise Auszeichnungen ein. Nach seinen Frühwerken startet Wedel in den 1990er Jahren durch: "Der große Bellheim" (1993), "Der Schattenmann" (1996), "Der König von St. Pauli" (1998) und "Die Affäre Semmeling" (2002). Wedel arbeitet mit den deutschen Schauspiel-Stars.

Nach seiner Fernsehzeit zieht es Wedel zurück zur Schauspielbühne, wo für den promovierten Theaterwissenschaftler aus Frankfurt alles begann. Er führt Regie bei den Nibelungenfestspielen Worms (2002/2003), übernimmt von 2004 bis 2014 die Intendanz dort. Dann wechselt er im Herbst 2014 zu den Bad Hersfelder Festspielen. Unter seiner Intendanz hebt er das Freilicht-Theaterfestival auf ein neues Qualitäts- und Bekanntheitslevel. Jede Vorstellung ist mit 1350 Zuschauern ausverkauft. Sein Vertrag läuft noch bis 2022.

Ob und wann er bei seinem Pensum noch den Mallorca-Film beenden wird, lässt er offen. "Ich hoffe es. Es kommt ja immer darauf an, wie viel Zeit einem noch eingeräumt wird vom Schicksal und wie viel Lust und Neugier man hat."