Zwei Zimmermädchen bereiten ein Hotelzimmer für die Ankunft der nächsten Gäste vor. | Teresa Ayuga

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"Ich habe keine Angst", sagt Nani Sánchez García selbstbewusst: "Ich fordere nichts, was mir nicht zusteht." Die 46-Jährige ist die Sprecherin der Zimmermädchen-Vereinigung "Las Kellys" (Las que limpian los hoteles. Deutsch: Die, die Hotels reinigen) auf Mallorca. Die Ortsgruppe der Kellys wurde 2016 auf der Insel gegründet, ein Jahr nach der spanienweiten Organisation. Am Freitag, 25. August, wollen die Zimmermädchen auf der Plaça d'Espanya in Palma für ihre Rechte demonstrieren.

Es arbeiten schätzungsweise 10.000 Zimmermädchen in mallorquinischen Hotels, der Großteil von ihnen sind Frauen. 300 haben sich den Kellys angeschlossen, sieben halten die Vereinigung am Laufen. "Wir müssen zusammenstehen, um etwas zu erreichen", mahnt Nani Sánchez García. Viele Arbeiterinnen würden sich zwar beklagen, doch nur wenige wollen ihr Gesicht zeigen – aus Angst, den Job zu verlieren.

Nani Sánchez García hat rund drei Jahrzehnte Erfahrung als Zimmermädchen. Sie arbeitet derzeit im Hotel Occidental Playa de Palma in der Abendschicht. "Heute fangen den Job viele junge Frauen an, die nur zwei Saisons durchhalten", erzählt sie. "Es ist echte Knochenarbeit." Ein typischer Arbeitstag beginnt für sie um 7.30 Uhr. Zuerst reinigen die Frauen die Gemeinschaftsräume wie Speisesaal, Spa und Terrasse. Danach ist Frühstückspause, bevor die Hausdame die Zimmer verteilt. "20 Zimmer pro Tag sind Durchschnitt", sagt die 46-Jährige. Zehn bis 15 Minuten haben die Arbeiterinnen, um das Bad zu putzen, die Betten zu machen, durchzusaugen. 30 bis 45 Minuten sind es, wenn ein Gast das Hotel verlässt und das Zimmer neu belegt wird. Da darf nichts schief gehen.

"Gerade jetzt im Sommer, wenn vierköpfige Familien in einem Zimmer schlafen, sieht es oft aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen." Hat sich ein betrunkener Gast übergeben oder neben der Toilette sein Geschäft verrichtet, bedeutet das extrem viel Arbeit für die Zimmermädchen: "Es kommt vor, dass vier Besoffene das halbe Hotel zerlegen." Braucht eine Arbeiterin länger als acht Stunden, um ihr Tagespensum zu schaffen, muss sie Überstunden machen - unbezahlt.

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1400 Euro brutto erhält ein Zimmermädchen durchschnittlich als Lohn. In einigen Häusern sei die Sechs-Tage-Woche Usus. Hinzukommt: "Eine dauerhafte Anstellung ist wie ein Lottogewinn." Die Frauen bekommen lediglich Zeitverträge. Von der Rekordsaison kommt in den Taschen der Zimmermädchen nichts an – ganz im Gegenteil. In einem Hotel in Sóller müssen die Frauen derzeit doppelt so viele Zimmer reinigen wie noch vor ein, zwei Jahren. "Sie kommen immer erst gegen sechs wieder nach Hause", berichtet die Kellys-Sprecherin.

Sie sieht nun Hoteliers und Politiker in der Verantwortung. Die Kellys fordern, dass die Arbeitsbelastung zurückgeschraubt wird. "Dafür sollten Studien durchgeführt werden, wie viele Betten und Bäder eine Frau pro Tag schaffen kann." Sie wollen, dass ihre gesundheitlichen Beschwerden als Berufskrankheiten anerkannt werden. Sie selbst hatte bereits einen Bandscheibenvorfall: "Da hieß es, das sei das Alter", sagt die 46-Jährige. Die Zimmermädchen wollen nicht in einer Lohnklasse mit Reinigungskräften geführt werden, denn diese bekommen weniger Lohn. "Zudem fordern wir die Rente mit 55 Jahren", sagt Nani Sánchez García. Zimmermädchen sei keine Arbeit, der man mit über 60 noch nachgehen könne. "Meine Generation, wir werden von den Verbesserungen wahrscheinlich nicht mehr viel haben, doch die jungen Mädchen sollen davon profitieren."

Was kann jeder Hotelgast tun, um das Leben der Zimmermädchen ein wenig leichter zu machen? "Man kann sich im Hotel nach den Arbeitsbedingungen erkundigen", sagt sie. Einfacher würde die Arbeit auch, wenn die Gäste ein wenig Ordnung in ihren Zimmer halten. Außerdem freut sich jedes Zimmermädchen über Trinkgeld und einen netten Gruß im Hotelflur: "Viele vergessen, dass wir Menschen sind."

Die Demonstration findet am Freitag, 25. August, ab 19 Uhr auf der Plaça d'Espanya in Palma statt. Sie ist um eine Woche verschoben worden. Am vergangenen Freitag kamen die Zimmermädchen dort zusammen, um den Opfer des Terroranschlags in Barcelona zu gedenken.

(aus MM 33/2017)