Als das Gespräch auf die TV-Serie "Baywatch" kommt, muss Sebastián Mulet lächeln. Nein, damit habe sein Job auf Mallorca wirklich nicht allzu viel gemein, betont der 31-Jährige.
Aber Sebastían ist irgendwie doch schon so etwas wie ein David Hasselhoff der Playa de Palma - "Socorrista", Rettungsschwimmer. Und zwar einer mit ganz viel Erfahrung. "Ich habe mit diesem Beruf begonnen, als ich 19 war." Als damals die Frage aufkam, welchen beruflichen Weg Sebastián einschlagen würde, stand dieser schnell fest. "Ich habe mich schon immer für den Strand und das Wasser begeistern können, war auch als Kind mit meinen Eltern oft an der Playa", erinnert sich der Mallorquiner, der im Herzen von Palma aufgewachsen ist. "Ich liebe es, im Freien zu arbeiten, am Meer, in der Natur."
Sebastián absolvierte die Ausbildung zum Rettungsschwimmer, die heute einen Kursus von 90 Stunden umfasst und damals etwas kürzer war. Zunächst wurde das Rote Kreuz sein Arbeitgeber an der Playa de Palma, vor ein paar Jahren übernahm die Firma Emergències Setmil für Palma die Aufsicht an den Stadtstränden. Sebastián koordiniert heute die Einsätze der Socorristas an allen Palma-Stränden. "Wir sind an der Playa de Palma, in Cala Estància, Ciutat Jardí, Can Pere Antoni und in Cala Major."
Rund 60 Rettungsschwimmer arbeiten im Sommer an den Stränden der Balearen-Metropole, gleichzeitig im Einsatz sind etwa 35. "Hier an der Playa de Palma haben wir sieben Türme, die besetzt sind." Hinzu kommen Baywatcher, die den Strand abgehen oder sich für Einsätze bereithalten. 18 arbeiten zeitgleich.
Wenn Sebastián Mulet um zehn Uhr morgens seinen Arbeitstag beginnt (Feierabend ist um 19 Uhr), kontrolliert er erstmal die drei Jetskis, dann müssen die Flaggen aufgezogen werden, die sagen, ob beim Baden Gefahr besteht oder nicht.
Der Tagesablauf unterscheidet sich recht stark. Auch die Zahl der Einsätze schwankt. Besonders oft haben es die Socorristas mit "Intoxicaciones etilicas" zu tun, was so viel bedeutet wie Alkoholvergiftung. Der Rettungsschwimmer meint damit schlicht und einfach die Sauftouristen, vor allem zwischen den Balnearios sieben und vier, die sich zu viel zumuten. "Die sind die große Menge Alkohol nicht gewohnt, ebenso wenig wie die große Hitze. Dann gehen sie ins Wasser und es kommt zum Zusammenbruch."
Oft passiere es auch, dass sich Strandgäste, gerade ältere, mit Luftmatratzen zu weit in die Bucht treiben lassen und dann nicht mehr aus eigener Kraft zurückkehren können.
Nicht immer, aber des Öfteren müssen Sebastián und seine Kollegen ganz konkret um Leben kämpfen. Manchmal auch erfolglos. Wie geht ein Socorrista damit um, wenn ihm ein Badegast sozusagen unter den Händen wegstirbt? "Das lässt einen natürlich nicht kalt. Vor allem, wenn jemand den Job noch nicht lange macht. Aber es passiert ja auch das Gegenteil, wenn man sich darüber freuen kann, jemanden erfolgreich reanimiert zu haben."
Die meisten Badegäste sind freundlich und nett zu den Rettungsschwimmern. Aber nicht alle, und nicht immer. Es sei wie in allen Bereichen des Zusammenlebens. "Wenn jemand hier baden will und es herrscht Badeverbot, dann ist der natürlich enttäuscht und sauer. Das ist so ähnlich wie wenn man sich auf einen Kinobesuch freut und der Film wird nicht gezeigt."
Seinen Job will Sebastián noch möglichst lange machen. Und im Laufe der Jahre wird sich immer wieder etwas verändern. So wie auch in der Vergangenheit. Die größte Veränderung heißt - mehr Sicherheit. "Ich erinnere mich an Zeiten, in denen wir an der Playa vier Türme hatten und elf Mitarbeiter. Heute sind es sieben Beobachtungsposten und 18 Leute."
Nochmal kurz zurück zum "Baywatch"-Klischee. Rettungsschwimmer gelten als coole Typen. Bekommt Sebastián Mulet eigentlich oft eindeutige Angebote von hübschen, blonden Touristinnen? "Nein, das ist wirklich nicht so", lächelt der Mallorquiner. Übrigens: Der Mann ist eigenen Angaben zufolge Single ...
(aus MM/2017)
1 Kommentar
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Geh ich recht in der Annahme, dass die Kunden Sebastián Mulet nicht durch übermäßigen Meerwassergenuss "illuminiert" waren?!