Ein Hahn kräht, eine Gans schnattert, hin und wieder ist das Schnauben eines Pferdes zu hören. Ansonsten ist es angenehm ruhig auf dem Gelände von "Eddi's Reitstall", am Ortsrand von Cala Rajada. Rund 40 Pferde sind hier zwischen den Kiefern und dem waldigen Sandboden in Stallungen untergebracht. Einmal über die Straße, schon ist man in dem Wäldchen, das an den beliebten Badestrand Cala Agulla angrenzt. Täglich reiten die Mitarbeiter der kleinen Ranch mit den Tieren hierher - auf vorgegebenen Pfaden wohlgemerkt, denn wo die Pferde laufen dürfen und wo nicht, ist genau geregelt.
Meist sind Touristengruppen dabei. Anfängern wird zur einstündigen Tour geraten, aber auch mehrstündige Wanderausritte bis zur Cala Torta und Sonnenuntergangstouren sind gefragt. "In den Wintermonaten dürfen wir auch an den Strand, aber Saison ist bei uns das ganze Jahr über", so Eduardo Casellas. Der 62-jährige Mallorquiner ist Namensgeber von "Eddi's Reitstall" und zusammen mit seiner schweizerischen Frau Madeleine seit über 30 Jahren der Betreiber. Sein verschmitztes Lächeln und seine ruhige Art lassen ihn sympathisch wirken - auch wenn es um ernste Themen geht. "Wir zerstören die Natur mit unseren Ausritten nicht. Die, die das behaupten und Verbote aufstellen, leben nicht die Natur, sondern sitzen hinter ihren Schreibtischen und haben wenig Ahnung", findet er.
Natürlich hat er von dem geplanten Reitverbot gehört, das Politiker am Meer von Sa Canova - zwischen Son Serra de Marina und S'Estanyol (einer Urbanisation von Colònia de Sant Pere), also rund 25 Kilometer westlich von "Eddi's Reitstall" - erlassen wollen. Zwar ist es nicht sein Beritt, doch in der Reiterszene auf Mallorca ging die Nachricht um wie ein Lauffeuer. Die Begründung der Politiker: Die Pferde zerstören die empfindlichen Dünen und begünstigen Erosion. "Ich kann so etwas nicht verstehen", sagt Casellas kopfschüttelnd. Denn gerade das Reiten am Meer mache ja einen besonderen Reiz aus. "Viele Touristen wollen genau das und für die Pferde ist es auch toll", sagt er. "Uns ist die Natur wichtig, wir respektieren sie und machen sie nicht kaputt", bekräftigt er.
"Eddi's Reitstall" ist einer von mehreren Pferdebetrieben auf der Insel, die auch Touristentouren anbieten. Ein Großteil davon hat sich in der "Reitervereinigung zur Verteidigung öffentlicher Routen und Wege" zusammengeschlossen. "Das geplante Reitverbot erscheint uns unsinnig. Es wird ein Problem geschaffen, wo eigentlich keines ist", so Vereinssprecher Willy Sevilla. "Die Route bei Sa Canova wurde schon immer von Reitern genutzt. Pferde sind Teil der Natur und zerstören sie absolut nicht." Für Sevilla und seine Mitstreiter bedeuten die Neuerungen, die Inselrat, Küstenbehörde und das Rathaus von Artà anstreben, nicht nur den Verlust des 500 Meter langen Wegstücks. "Wir hatten geplant, eine Reiterroute von Cala Rajada bis Pollença einzurichten. Die Nachfrage nach Ausritten ist in den vergangenen Jahren gestiegen." So hätte die Route mit dem Trockensteinwanderweg durch die Tramuntana verbunden werden können und Pferdefreunde sogar bis nach Lluc reiten können. Doch ohne das Teilstück benutzen zu dürfen, kann dieser Plan nicht realisiert werden.
Auch immer mehr Besitzer privater Ländereien machten Reitern die Ausritte schwer. "Dass empfindliche Gebiete geschützt werden ist gut. Natürlich ist es wichtig, die Wege nicht zu verlassen und private wie öffentliche Flächen zu respektieren. Aber wir nutzen mit den Pferden ja nur Wege, die ohnehin bestehen und von Wanderern genutzt werden", betont Sevilla. Ihm graust vor dem Gedanken, dass Pferde eines Tages nur noch auf asphaltierten Wegen laufen dürfen.
Die richtige Maßnahme ist seiner Meinung nach Aufklärung und nicht ein Verbot. Mehrmals setzte sich die Vereinigung in den vergangenen Wochen mit den politischen Institutionen zusammen, legte auch gesammelte Unterschriften vor, um die Position zu untermauern. "Noch ist nichts entschieden", so Sevilla hoffnungsvoll.
Petra Grossmann teilt diese Hoffnung. "Paradies auf Erden" ist der Slogan ihres Finca-Hotels "Libertad" in Campos. Es liegt knapp zehn Kilometer vom Traumstrand Es Trenc entfernt. Hier können Pferdefreunde Reiterferien verbringen, und auch wer die Unterkunft nicht nutzt, kann an Ausflügen teilnehmen. "Die Dünen hinter dem Es-Trenc-Strand sind Naturschutzgebiet und generell tabu", berichtet Grossmann, die das Finca-Hotel vor sieben Jahren in Betrieb nahm. Auch sie verfolgt die Diskussion um das Reitverbot am anderen Ende der Insel mit Interesse, auch sie hat die Petition unterschrieben, die die Reitervereinigung den Politikern vorlegte. Sie reitet oft auf umliegenden Feldern aus und - wann immer es möglich ist - am Strand. "Viele Gäste kommen aus Deutschland, hauptsächlich sind es Frauen", so Grossmann, die ihr Hobby zum Beruf machte und mit drei Pferden von Mannheim nach Mallorca zog. "Touristen wollen immer am liebsten am Strand und in der Natur reiten und das ist ja auch am schönsten", findet sie - und hofft, dass das auch weiterhin erlaubt bleibt.
Falls die neue Regelung aber doch in Kraft treten sollte, würde das auch ein paar Routen beeinträchtigen, auf denen die "Rancho Grande" mit ihren Kunden auszureiten pflegt. Sie liegt im Gebiet Son Serra de Marina, also ganz in der Nähe des besagten Pfades. Ähnlich wie bei "Eddi's Reitstall" werden hier Ausritte für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten, mit dem Reiten in Küstennähe und am Strand wird geworben. Trotzdem bleibt Betreiber Pepe Martorell angesichts des drohenden Verbots ruhig. "Wir wollen erst einmal abwarten, ob es wirklich so kommt", sagt er.
(aus MM 03/2017)
15 Kommentare
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Feliu@ Nein das nicht, aber zu denen den Netzfrustis. Diese findet man in allen Foren im Netz. Sowas wie konstruktive Kritik ist ihnen sowieso fremd. Geschweige sachlich auf das Thema einzugehen. Sie verkraften auch nicht, das jemand tatsächlich etwas "besser weiss", sie fühlen sich erwischt. Die grössten Nervensägen sind sogeannte "Selektivleser". Die springen nur auf ein Stichwort an, ohne den Kontext zur Kenntnis zu nehmen, und dann aber voll drauf. Der Verhaltensforscher "Pawlow", der Entdecker des bedingten Reflexes nannte es "Hund und Göckchen". Das Glöckchen läutet und schon bellt der Hund los. Ein Grundsatz russischer Propaganda- und Agitationsschulung im kalten Krieg, um vorgegebene Assoziationsmuster als Wegweiser zum vorbereiteten Antworttext zu aktvieren. Beispiel Stichwort Trump USA = Assoziationen ->> grösster Schuldner Chinas, USA sind Pleite, machen Fracking, haben 900 Militärbasen auf der Welt, und lauter solchen Krampf. Beweise bleiben sie schuldig. Dies mal so nebenbei.
Meister Klarsicht... wie oft ich meinen post auch lese... welches Problem sehen Sie in Bezug auf Kinderstube... Hier ist meine Heimat und m i r müssen Sie keine Probleme auflisten, Ich gehöre allerdings nicht zu den Alemanes, die sich durch ihre ständige Besserwisserei enorm beliebt machen.
Eliana, es soll doch hier um Pferde gehen, oder. Ich bin eben der Meinung, meine Heimat bietet nicht die kilometerlangen Strände, die dann auch noch von Pferden vollgesch... werden. Sie werden mir nicht erzählen, Pferde äpfeln nur im Wasser.., Ich habe keine Äpfel mit Birnen veglichen, sondern Dinge aufgezählt, wo die Betreiber genau wie Sie argumentieren... die Natur nimmt keinen Schaden.. und... tut sie doch
@Loli Man sollte bzgl. Ihrer Aufzählung möglichst nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und Pferdeäpfel, die die nächsten Wellen wegspülen sind mir lieber als Plastiktüten und -flaschen am Strand. Und wenn Sie schon die Pferdehaltung von einigen Leuten bemängeln, was ist dann erst mit der Hundehaltung? @Sunny Danke für die Unterstützung, aber leider werden eben aus Unwissenheit oft Dinge in einen Topf geworfen, mit denen man sich explizit nicht mal im Ansatz beschäftigt hat.
@loli aus deinem Komentar schaut da der NEID heraus oder täusche ich mich
@Filiu, sagen Sie mal, sind Sie mit dem Traktor durch die Kinderstube gerattert? Behmen Sie sich mal und informieren sich über die Probleme auf der Insel, die Sie doch auch in dieser Zeitung vor Augen geführt bekommen. Wohnen Sie eigentlich auf der Insel? Scheint nicht so.
feliu@ 1. gibt es kaum legale Händler, die auf der Strasse handeln dürfen. 2. Prostitution, vor allem die agressiver Art rund um den Bereich der als "Ballermann" bekannt ist, ist absolut illegal ! Behördlich genehmigte und kontrollierte Prostitution ist nur einigen Etablissments erlaubt. Soweit mir bekannt ist, sind die alle in der Stadt.
gast@ feliu@ Wenn Sie hier schon mitschreiben, sollten Sie das MM auch vollständig lesen, dann würden Ihnen die mit recht veröffentlichen negativen Probleme, vor allem in der Kriminalität auf der Insel nicht entgehen, auf die ich und auch andere hier sachlich antworten.
@Eliana ... Motor Cross, Quad-Touren alles Sport zu Lasten der Natur.. Mir kann keiner erzählen, d. man nur auf vorgeschrieben Wegen reitet. Außerdem finde ich Pferdeäpfel am Strand, auf ´Straßen etc. nicht wirklich prickelnd. Weiterhin gibts Pferderanchen mit genügend Ausrittmöglichkeit. Viele Pferdeliebhaber sollten sich eher mal um die Haltung vieler Pferde kümmern, dann vergeht ihnen der Wunsch, am Strand in den Sonnenuntergang (lol) zu reiten
Wieso sollte ein Reitstallbetreiber das Gelände, welches er und seine Gäste nutzen möchten, zerstören? In der Regel gehen solche Leute sehr achtsam mit der Natur um. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei diesen geführten Ausritten wild kreuz und quer durch und über die Dünen galoppiert wird. Offensichtlich ist es das Problem mancher Politiker, über Dinge zu reden, von denen sie einfach keine Ahnung haben. Auch in Deutschland wird das Reiten im Gelände immer mehr erschwert, sei es durch viele neue Baugebiete oder durch Vollernter samt Langholz-LKW in den Wäldern, die die Böden dermaßen verdichten, dass man meint, man reitet auf einer Bundesstraße. Schade, es ist so ein schöner Sport, und das gerade in der Natur. Aber leider hat er bei vielen Leuten nach wie vor den Geschmack des Elitären, und vermutlich ist auch das eher der latente Grund für Verbote. Ich wünsche den jeweiligen Reitstallbetreibern ganz viel Erfolg!