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Wenn Henk Rijkers ans Tor seiner Finca kommt, um Besucher einzulassen, dann kommt er nicht allein. Generell ist er eigentlich so gut wie nie allein. Im Schlepptau hat er immer ein großes Rudel Hunde. Kleine, große, lang- und kurzhaarige, jeglicher Couleur. Geht Rijkers ins Wohnzimmer seines Landhauses, folgen ihm die Vierbeiner, betritt er seinen Garten, ebenso. "Man kann sich vorstellen, was hier los ist, wenn ich anfange, Essen zuzubereiten", sagt Rijkers und grinst. Trotz seiner schelmischen Art wirkt er bodenständig, unkompliziert und tiefenentspannt. Die etwa 20 Hunde, die durchschnittlich bei ihm zu Gast sind, können daran nichts ändern. "Über Weihnachten werden mehr als 30 Hunde hier sein", berichtet er vergnügt. "Man muss zwar oft saubermachen, aber so groß ist das Haus ja nicht."

"Hundebetreuung Mallorca" nennt er seine Hundepension auf der Internetseite. "Mit Sofagarantie" steht groß darunter. Tatsächlich sind auf der Terrasse und auch im Haus zahlreiche Sofas zu finden. Wenn Rijkers sich setzt, hat er schnell schwanzwedelnde Gesellschaft. "Aber meist sind wir draußen", sagt er. Gassigehen, das macht er nur ab und an. "Hier ist ja genug Platz zum austoben", sagt er. Tatsächlich ist das Grundstück ideal: Mehr als einen Hektar umfasst der Garten. Fast 100 kleine Olivenbäume spenden Schatten, rund 1000 Rosenstöcke und zahlreiche Yuccapalmen sprießen aus dem Rasen. Auspowern kann sich hier jeder Vierbeiner rund um die Uhr. "Und der Hundepool hat auch immer geöffnet", sagt Rijkers und deutet auf das große Wasserbecken. Einer der Hunde trinkt beherzt, ein anderer testet mit der Pfote, ob ihm die Wassertemperatur genehm ist. "Ich komme vom Bauernhof, ich bin mit Tieren aufgewachsen, das ist meine Qualifikation", so Rijkers. Dass er einmal eine Hundepension auf Mallorca haben würde, hätte er sich trotzdem nie ausgemalt.

Vor fast 20 Jahren kam er auf die Insel, betrieb lange Jahre eine Bar in Palma und wohnt seit neun Jahren auf dem Grundstück in Porreres. "Irgendwann brachten Bekannte ihren Boxer vorbei, weil sie in Urlaub fliegen wollten. Und so entwickelte sich das", berichtet er. Seit vier Jahren nimmt er nun Hunde auf, für 15 Euro pro Nacht. Vor allem Deutsche bringen ihre Vierbeiner vorbei. "Im Idealfall sollten sie kastriert sein, und bevor der Urlaub losgeht, sollten die Besitzer einmal mit ihrem Hund vorbeikommen. Dann kann ich sehen, wie er sich verhält." Sollte es doch mal Probleme geben, hat Rijkers eine Lösung. "Dann kommt er ins Gefängnis", sagt er lachend und deutet auf eine Ecke des Gartens, die abgetrennt ist. "Da hat der Hund dann sein eigenes Gehege, aber das ist auch 100 Quadratmeter groß."

Zwinger oder Käfige, davon hält auch Birgit Wahle nichts. Die Deutsche betreibt in der Nachbargemeinde Campos eine Hundeschule und nimmt auch Hunde bei sich auf, deren Besitzer in den Urlaub fliegen. Auch sie hat ein schönes und weitläufiges Ein- Hektar-Grundstück, auch hier dürfen die Hunde sich frei bewegen und auf den Sofas Platz nehmen. Alles macht einen gemütlichen und gepflegten Eindruck. "Aber so viele wie Henk Rijkers nehme ich nicht", sagt Wahle. Fünf eigene Hunde und bis zu fünf Gasthunde wohnen mit ihr zusammen. "Henk macht das super und ich empfehle ihn auch immer weiter, wenn ich keinen Platz habe. Aber ich merke, dass es mir persönlich mit weniger Hunden Spaß macht und ich glücklich bin. Denn so kann ich besser auf die Tiere eingehen", erklärt sie.

Wahle ist Profi. Vor 23 Jahren begann sie in einer Filmtierschule in Deutschland ihre Ausbildung zur Tierpflegerin und bildete sich als Filmtiertrainerin und Tierphysiotherapeutin weiter. Seit vier Jahren wohnt sie auf Mallorca, bietet Agility-Training, Hundewanderungen und Hundeerziehungs-Unterricht an und trainiert zudem Tiere, die in Film- oder Fernsehaufnahmen mitspielen. Auch auf Mallorca war sie bereits an mehreren Drehs mit Tieren beteiligt.

"Manche Besitzer wollen, dass ich ihre Hunde, wenn sie bei mir unterkommen, auch ein bisschen trainiere, das ist kein Problem", berichtet sie. Ohne Training kostet eine Übernachtung bei ihr 18 Euro in der ersten Woche. "Je länger sie bleiben, desto günstiger wird es." Täglich schickt sie den Besitzern Fotos von ihren Schützlingen. Deutsche, aber auch Niederländer, Engländer und Franzosen kommen auf Wahles Angebot zurück. "Ich habe jetzt schon Reservierungen für Weihnachten 2017", berichtet sie. Denn Weihnachten, da sei die Nachfrage immer besonders groß.

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Generell gebe es viele Hundepensionen auf Mallorca, berichtet sie, und hat recht: Wer im Internet sucht, landet zahlreiche Treffer. Einige halten die Tiere in Zwingern, andere mehr oder weniger privat bei sich zu Hause - nicht selten auch ohne dies offiziell als Gewerbe anzumelden.

Neben Henk Rijkers und Birgit Wahle ist auch die Tierpension "Sweet Home" eine von denen, die ganz offiziell angemeldet sind. Bei Inca haben die Betreiber Martina Krain und Alf Kentler ein ebenfalls rund 10.000 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem sie auch selbst wohnen. "Wir nennen es eher Hundehotel als Pension", berichtet Krain. Sie spricht von "Check-ins" und "Check-outs", von "Suiten" und "Lodges", wenn sie über die Einrichtung redet. Empfangen werden die Gäste im eigens eingerichteten Rezeptionsbereich - natürlich im Freien. Die Qualitätsansprüche der Berlinerin sind hoch, das Gelände und die Unterbringungen top in Schuss. "Wir bedienen eine bestimmte Klientel: Hundehalter, die einen gewissen Anspruch an die Unterbringung und die Betreuung haben." Verantwortungsbewusstsein habe hier höchste Priorität. "Wir schließen alle Risiken komplett aus", berichtet Kentler. Hunde werden grundsätzlich nur mit Hunden untergebracht, mit denen sie auch bei ihren Besitzern zusammenwohnen. In bis zu 150 Quadratmeter großen "Suiten", wie sie die Gehege nennt, oder in 16 Quadratmeter großen überdachten Unterbringungen samt Hundehütten, den Lodges. Das Wort Zwinger fällt bei "Sweet Home" nicht. Eine Stunde pro Tag darf jeder Gast unter Aufsicht umhertollen und den Pool oder das Trainingsgelände beschnüffeln, auf dem Krain ihr Agility-Training und Hundeschulunterricht anbietet. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie als Hundetrainerin, hat auch eine Ausbildung zur Problemhundberaterin. Von Sofagarantien und dem Zusammentreffen einander fremder Hunde hält sie im Hundehotel nichts.

In der Tat verlaufen die Aufenthalte nicht überall reibungslos: Im Januar 2015 ging der Fall eines Huskys durch die Medien, der in einer Hundepension in Santa Eugènia von zwei Pitbulls totgebissen wurde.

"So etwas könnte bei uns niemals passieren, wir machen keine Experimente und halten die Hunde artgerecht und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend", betont Krain. Das Konzept hat seinen Preis: Zwischen 17 und 30 Euro bezahlen die Halter im "Sweet Home" pro Nacht - je nach Kategorie und Dauer des Aufenthalts. "Die Pensionen, die nur zehn Euro pro Nacht nehmen, können eine Betreuung wie wir sie bieten, nicht erfüllen", bewertet Kentler. Wenn gewünscht, bringt oder holt er die Gäste gegen Aufpreis im Hundetaxi.

Welche Hundepension für welchen Hund am besten geeignet ist, muss jeder Halter für sich selbst entscheiden, am besten vor Ort. Eins haben alle Einrichtungen nämlich gemeinsam: Vorbeischauen ist überall erwünscht.

(aus MM 51/2016)