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Im Sommer haben Mallorcas Promijäger nie Urlaub: Denn in den heißen Monaten kommen sie auf die Insel, die Reichen, Schönen und Berühmten. Pedro Prieto hat 35 Jahre lang als Reporter und Paparazzi für die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" Berühmtheiten, die das Eiland besuchten, interviewt und fotografiert. In seine Fußstapfen ist mittlerweile Julián Aguirre getreten. Sie sind zwei Generationen Gesellschaftsreporter.

"Ich habe die besten Zeiten des Sommer-Journalismus erlebt", erzählt Pedro Prieto, der 1974 bei "Ultima Hora" begann und mittlerweile in Rente ist. Als Sommer-Journalismus bezeichnen Mallorquiner jene Berichterstattung rund um Stars und Sternchen, die in der warmen Jahreszeit die Insel besuchen. Es gab Jahre, da berichtete "Ultima Hora" in zwei Monaten über 40 weltweit bekannte Gesichter. So lud Altkönig Juan Carlos in seiner Regierungszeit bekannte Gesichter nach Mallorca ein, wie Bill Clinton, den Kaiser von Japan und die englische Königsfamilie: "Der größte Promi, den Mallorca jemals gesehen hat, war sicherlich Lady Di", sagt Prieto, der von Beruf eigentlich Geschichtslehrer ist. Er lichtete die Princess of Wales zwischen 1986 und 1990 mehrmals ab - auch im Bikini. Damals kam eine große Anzahl englischer Journalisten auf die Insel, von denen sich die Mallorquiner einige Tipps abschauten: "Sie hörten beispielsweise den Polizeifunk ab und hatten immer eine Leiter dabei, um die besten Fotos zu machen", erzählt Prieto.

Zwölf Stunden lang auf die Promis warten

Als Star-Reporter brauche man viel Geduld. "Man muss stundenlang warten." So lauerte Julián Aguirre vor drei Jahren zwölf Stunden lang Leonardo di Caprio auf und bekam ihn schließlich vor die Linse. Paparazzi müssen im richtigen Moment auf den Auslöser drücken und natürlich auch in einer gewissen Weise abgeklärt ein: "Wenn man vor einer Mauer steht und nicht rüberkommt, versucht man es an einer anderen Stelle", raten die Journalisten.

Auch große Namen wie Heini Baron Thyssen, den Unternehmer und Kunstsammler, sowie das Topmodel Claudia Schiffer lockte Mallorca an. Der Schauspieler Peter Ustinov, der unter anderem 1982 für Dreharbeiten auf der Halbinsel Formentor auf Mallorca weilte, ist dem altgedienten "Ultima-Hora"-Journalisten in guter Erinnerung geblieben: "Er war immer sehr höflich, ein angenehmer Mensch."

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Fußballer urlauben auf Ibiza

Mittlerweile kommen weniger Promis nach Mallorca und "viele sind lediglich aus dem Trash-TV bekannt", fügt Julián Aguirre an. "Die wollen oftmals auch keine Interviews geben", sagt der 47-jährige Quereinsteiger in den Journalismus, "was sollen sie auch erzählen, die haben ja nichts erlebt, außer mal in einer Fernsehshow mitgemacht zu haben". Fußballer beispielsweise verbringen ihren Urlaub lieber auf Ibiza, weil sie dort unter sich seien.

Wirklich große Persönlichkeiten würden mittlerweile zwei oder drei jedes Jahr kommen. Ende Juni weilte beispielsweise Harrison Ford auf der Insel. Gesichter wie Michael Douglas und seine Frau Catherine Zeta-Jones bekommen die Redakteure natürlich öfter vor die Linse, weil sie bei Valldemossa eine Villa besitzen. Aber als er und seine damalige Frau Diandra Luker 1991 das Anwesen S'Estaca erwarben, war das eine Sensation für Mallorca und die hiesige Presse.

Größter Konkurrent der Society-Reporter sind heute die sozialen Netzwerke im Internet, erzählt Aguirre. Denn sowohl Prominente als auch Fans würden dort so schnell Fotos veröffentlichen, dass die gedruckte Tageszeitung am nächsten Tag dagegen alt aussehe. "Wir müssen mit exklusiven Interviews und gut recherchierten Reportagen dagegenhalten", sagt der Reporter. So bekam Aguirre im vergangenen Sommer aus seinem umfangreichen Informantennetzwerk einen Tipp, dass Lewis Hamilton auf der Straße nach Sa Calobra einen Werbespot drehte, der Journalist fuhr hin und berichtete ausführlich, während eine andere Inselzeitung lediglich Fotos aus den sozialen Netzwerken veröffentlichte.

Wer in diesem Sommer die Insel besucht, bleibt abzuwarten. Traditionellter Termin ist immer der Besuch der Königsfamilie im August. Denn nach wie vor gilt: "Wer nicht in 'Ultima Hora' war, war nicht auf Mallorca." "Das bestätigen uns die Leute auf der Straße nach wie vor", erzählen die Journalisten stolz.

(aus MM 30/2016)