Die Beamten der Anti-Korruptions-Einheit der Polizei staunten nicht schlecht, als sie bei der Durchsuchung der Privatgemächer von Jaume Matas an Weihnachten 2009 eine Edel-Klobürste im Wert von 400 Euro fanden, von all dem anderen Luxus im "Palacete" in Palmas Carrer de Sant Feliu mal ganz abgesehen. Einige Jahre und mehrere Prozesse später wurde der ehemalige Balearen-Präsident wegen Amtsmissbrauchs und Korruption zu einer Haftstrafe von neun Monaten verurteilt.
Seitdem spielt Matas in der Insel-Politik keine Rolle mehr, seine Klobürste aber blieb. Zumindest als Symbol der "Vía Corrupta", einer neuen Stadtführung durch Palma, die zu all jenen Orten und Bauwerken führt, die mit den großen Korruptionsfällen der Insel in Verbindung gebracht werden und die vergangenen Samstag zum ersten Mal stattfand, im Beisein einiger deutscher Residenten.
Los geht der Rundgang in der Vía Sindicato an der ehemaligen Zentrale der "Unió Mallorquina" - einer Partei, die von 1982 bis 2011 bestand, ehe sie sich wegen zahlreicher Korruptionsskandale auflösen musste. "Aus keiner anderen Autonomen Gemeinschaft Spaniens sind in den vergangenen Jahren so viele korrupte Politiker in den Knast gewandert wie von den Balearen", erklärt der Journalist Felip Palou, einer der Initiatoren des Rundgangs, der gleich einem Reiseführer während zweieinhalb Stunden die Billig-Kopie der Matas'schen Klobürste als Erkennungszeichen in den Winterhimmel reckt, zum Vergnügen der Passanten.
Palou erklärt an jeder der gut zwölf Stationen, was es mit dem jeweiligen Gebäude auf sich hat, während sein Kollege Antoni Janer Parallelen zu den Korruptionsfällen im antiken Rom zieht - mit Teilweise recht großer Schnittmenge. Von Cäsar bis Cristina, von Octavian bis Urdangarin, von Marc Aurel bis Matas - "Korruption läuft immer nach dem gleichen Schema ab", erklärt er. "Du gibst mir, ich gebe dir."
Der Humorist Xavi Canyelles untermalt die Ausführungen wort- und gestenreich und imitiert die Politiker in bester Clowns-Manier, von Randfiguren wie Mariano Rajoy und Aina Calvo bis hin zu eben jenen Köpfen wie Matas und Munar, die als Inbegriff des Korruptionssumpfs auf Mallorca gelten. Die Führung findet auf Katalanisch statt, hier und da geben die Organisatoren aber auch eine Erklärung auf Spanisch. "Bald soll es eine ganze Tour auf Deutsch geben", erklärt Palou.
Fast schon sinnbildlich gewählt ist die letzte Station, die berühmte Rampe des Gerichts an den Avenidas, wo stets Reporter und Kameraleute auf die Sünder warten, wenn diese dem Richter vorgeführt werden. "Wie jeder Korruptionsfall endet auch unsere Führung hier, vor Gericht!" erklärt Felip Palou lachend.
(aus MM 12/2016)
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