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Die Blüten leuchten weiß, das Paar lächelt in die Kamera. „Mallorquinische Paare lieben es, sich unter einem blühenden Mandelbaum knipsen zu lassen. Gerade bei älteren Paaren ist es ein Klassiker“, erzählt der Mallorquiner Sebastià Ginard Adrover. Beim Thema Mandel tun sich bei den meisten Menschen positive innere Bilder auf: Mandelaugen, Weihnachtsdüfte oder leckerer Likör. Besonders jetzt im Februar locken Postkartenmotive mit weißer oder rosa Blütenpracht vor knallblauem Himmel und schneebedeckten Bergen Urlauber an.

Ausflugspakete wie „Frühlingserwachen im Blütenzauber”, bei dem in einer mehrtägigen Busreise die schönsten Felder angefahren werden, sind ein Versuch, die Bäume in weißer Pracht touristisch zu vermarkten. Ein boomendes Geschäft ist der Mandelblütentourismus dennoch nicht. „Die Nachfrage zu Reisen in der Zeit der Mandelblüte ist leider rückläufig“, sagt Susanne Stünckel, Pressesprecherin bei TUI Deutschland.

Das frühere „Gold“ der mallorquinischen Landwirtschaft befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Die Fläche, auf denen Mandeln aktiv kultiviert werden, schrumpft. Von den zirka 24.400 Hektar Fläche, auf denen Mandelbäume wachsen, werden rund 15.000 bis 16.000 Hektar aktiv bewirtschaftet, Tendenz sinkend. „Pro Jahr sind es zirka 1000 Hektar weniger“, sagt Gabriel Torrents vom Bauernverband Unió de Pagesos.

Auf Mallorca wird der traditionelle Trockenanbau betrieben, das bedeutet, dass die Mandelbäume nicht bewässert werden, sondern sich das Wasser, das die Regenfälle im Winter und Frühjahr bringen, aus der Erde ziehen. Voraussetzung, dass dies gut gelingt, ist regelmäßiges Pflügen und Harken, „zwei- bis dreimal pro Jahr sollte es sein, damit die Erde locker ist und die Nährstoffe an die Wurzeln gelangen“, sagt Torrents. Das Unkraut muss ebenfalls regelmäßig gejätet werden, sonst schnappt es dem Baum die Nährstoffe weg.

Mallorcas Erde ist kalkreich und eher nährstoffarm, doch der autochthone Mandelbaum ist für die Umgebung und das Klima wie geschaffen. Zum traditionellen Anbau gehört ebenfalls, dass die Bäume mit Getreide und Weidetieren in einer gut funktionierenden Symbiose leben. „Der Baum wurzelt weit in der Tiefe, während das Getreide um den Baum herum die Nährstoffe näher unter der Erdoberfläche findet. Schafe und Ziegen grasen unter den hohen Bäumen, deren Blätter für die hungrigen Mäuler nicht erreichbar sind“, erklärt Miquel Serra von APAEMA, dem Verein für ökologische Landwirtschaft.

Was diese Idylle jedoch beeinträchtigt, ist nicht nur der klimatische Wandel, den der Mandelbaum spürt und der die Widerstandskraft der Bäume in den vergangenen Jahren in Mitleidenschaft gezogen habe. Es ist vor allem das Preisdiktat des Weltmarktes. Australien und die USA bauen Mandelbäume im großen Stil an, mit bewässerten Plantagen: Die dort produzierte Masse wirkt sich auf das Preisgefüge im internationalen Markt aus. 2007 bis 2012 waren magere Jahre für die Bauern. Durchschnittlich drei Euro pro Kilo für die reine Mandel, also ohne Schale, erhielt der mallorquinische Landwirt. 2012 bis 2013 waren es fünf Euro pro Kilo, „das hat die Kosten gedeckt“, so der Sprecher des Bauernverbands.

Die stark parzellierten Anbauflächen Mallorcas ermöglichen weit geringere Erträge als bei der Konkurrenz in Australien und den USA: 100 bis 120 Kilo pro Hektar. „Um die Bauern zu unterstützen, gab es bis vor zwei Jahren Subventionen von der balearische Regierung, zirka 40 Euro pro Hektar“, sagt Andreu Juan Serra von der zuständigen Stelle im Landwirtschaftsministerium der Balearen. Einen durchschlagenden Erfolg habe das nicht gebracht.

Viele Landwirte vernachlässigen daher diesen Bereich, stutzen die Bäume selten und pflügen die Erde nur noch einmal pro Jahr. Auch junge Bäume werden kaum gepflanzt. „90 Prozent der mallorquinischen Mandelbäume sind älter als 50 Jahre“, sagt Andreu Serra. Die Folge: Der Baum wird anfälliger für Krankheiten, die Mandeln schmecken weniger intensiv. Die langen Trockenzeiten vom Frühjahr bis in den Herbst schwächen die Bäume ebenfalls. „Besonders in der Gegend des Levante leiden die Bäume an Pilzbefall. Das Holz trocknet von innen aus und kann kein Wasser speichern. Das Einzige, was hilft, ist eine bessere Pflege des Baumes, um ihn widerstandsfähig zu machen“, sagt Miquel Serra.

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Eine klare Prognose zur Zukunft des Mandelbaums möchte keiner der Akteure abgeben. Worin sie sich jedoch relativ einig sind: Wenn sich die Absatzwege nicht verändern und der Kilopreis niedrig bleibt, ist die Zukunft des Mandelanbaus ungewiss.

Jetzt blühen sie aber gerade auf Mallorca, und die Berge leuchten weiß. Das sollte man genießen und ein Foto fürs Erinnerungsalbum schießen.

INFO
Hier können Sie sich an der Mandelblüte erfreuen:

Blühende Mandelbäume sieht man zum Beispiel an der Ostküste, bei Porto Cristo, im Inselinneren bei Sineu oder Maria de la Salut, bei Llucmajor, in Galilea und in der Ebene zwischen Palma und Inca.

Fotografen begeistern sich für Galilea, wegen der Lage der Bäume auf den Hängen und Terrassen. Rund um Llucmajor gibt es ausgedehnte Plantagen, zum Teil mit auf Mandeln aufgepfropften Aprikosen, deren Blüten besonders groß und farbintensiv sind. Es lohnt sich eine Fahrt von Llucmajor in Richtung S’Estanyol.

Rund um den Berg Randa schimmert es in allen Farbschattierungen von Weiß bis Hellrosa. Aus dem Blütenmeer erhebt sich der Berg Randa auf 550 Meter.

Zwischen Ses Salines und Santanyí heben sich die Mandelblüten inmitten der mit den Trockensteinmauern umsäumten Felder besonders gut ab.

Auch der Weg von Santanyí über Cas Concos nach Felanitx lohnt sich in der Regel.

Wer von Inca kommend zum Kloster Lluc fährt, sollte zur Mandelblüte in Selva oder Caimari einen Halt machen, oder einen Abstecher nach Mancor de la Vall unternehmen.