Peter Ödlund ist ein Schwede, wie man ihn sich vorstellt: Groß, blond, blauäugig im Äußeren; offen, freundlich, verbindlich im Wesen. Der Skandinavier ist Eigentümer des Palma Suites. Das Vier-Sterne-Hotel in Palmas Altstadt hatte im Juni 2013 eröffnet.
Bei dem Betrieb, der in ein gediegenes Herrenhaus aus dem Jahre 1823 integriert wurde, trifft das historische Mallorca auf schwedischen Wohnkomfort und skandinavische Ästhetik. Die Zimmer sind Apartments: Jedes für sich mit Schlaf- und Wohnzimmer, Bad und volleingerichteter Küchenzeile. Es sind Unterkünfte, die ausgerichtet sind für längere Aufenthalte, etwa für Gäste, die dem nordischen Winter entfliehen wollen und sich für Wochen oder Monate einquartieren. In diesem Sinne kennt das Hotel auch keine Winterpause, im Gegensatz zu fast allen anderen Häusern auf der Insel. Es hat 365 Tage im Jahr geöffnet.
"Ich habe es gehasst, im Flugzeug zu sitzen und von der Familie getrennt zu sein", antwortet Ödlund auf die Frage, wie er dazu kam, in Palma ein Hotel zu eröffnen.
Ödlund ist weder Hotelier noch hat er etwas mit Tourismus zu schaffen. Vielmehr handelt es sich um einen Architekten und Projektmanager, der vor allem Einkaufszentren errichtete. Geboren in Schweden, aufgewachsen in Kalifornien und England, studierte Ödlund Architektur in der Schweiz und arbeitete dann bei einer Reihe von Unternehmen, die ihre Projekte in den USA, Irland, Schweden, Frankreich, Polen, Italien Russland, Thailand und Malaysia verwirklichten. Ödlund, verheiratet mit einer Kanadierin, hat demnach viel von der Welt gesehen.
Auch nach Mallorca kam er erstmals 1992 zum Arbeiten. Es ging darum, Immobilien und Bauprojekte zu begutachten, als die schwedische Wirtschaft damals eine Krise durchlief.
"Ich war sofort verliebt in die Insel", erzählt der 59-Jährige, der bis dahin stets die Westschweiz oder Frankreich als künftigen Altersruhesitz betrachtet hatte. Ödlund und seine Frau verlegten ihr Boot für einige Jahre auf die Insel und kauften dann 2003 ein Grundstück zwischen Sineu und Maria de la Salut. "Wir sahen uns an und wussten sofort: Das ist es!" 2004 entwarf er dort sein Haus, 2005 siedelte das Paar nach Mallorca über.
So wie Ödlund ist es nicht wenigen Ausländern gegangen, die auf die Sonneninsel zogen. Doch wie kam es zum Palma-Suites? "Ich kannte das Konzept der Snowbirds aus Kanada und den nördlichen US-Staaten. Die ,Schneevögel' sind Rentner und Ruheständler im Alter von 55 bis 75, die vor den frostigen Wintermonaten ins wärmere Florida oder Arizona abtauchen. Es handelt sich um aktive Menschen, die Sport treiben, Koch- und Tanzkurse belegen, sich für kulturelle Veranstaltungen interessieren. Ich dachte, das muss doch auch in Europa funktionieren ..."
Ödlund blickte sich auf der Insel um und entdeckte nur ein einziges Hotel in Alcúdia, das auf überwinternde Schweden eingestellt war. "Ich sagte mir, wenn die bereit sind, 1800 Euro im Monat auszugeben für Alcúdia, dann muss das in Palma erst recht gut laufen, bei dem großen Kultur- und Freizeitangebot."
Ödlund suchte nach einem geeigneten Objekt im Zentrum und fand ein ehemaliges Geschäfts- und Wohnhaus an der Plaça Mercadal. Ein pittoreskes Viertel, in dem aber auch arbeitslose Menschen Schlange stehen für ein Essen in der Suppenküche. Gleichwohl ist das Viertel hip, mit vielen Lokalen, die in den vergangen Jahren die alternative Ausgehmeile "Ruta Martiana" kreierten.
Ödlund und zwei Geschäftspartner investierten rund acht Millionen Euro in den Bau und sanierten das Anwesen komplett. Auf rund 2800 Quadratmetern entstanden 35 Suiten, die allesamt mit Fußbodenheizung ausgestattet sind. Schneevögel wollen es selbst im Süden warm und behaglich haben. Die Monatspreise betragen für die kleinste Junior Suite im Sommer 2300 Euro, für das größte Supreme-Apartment 3900 Euro. Im Winter kostet das selbige Nobelapartment 2800 Euro im Monat, die Junior Suite 1600 Euro pro Monat. (Preise pro Woche sind höher.) Für die Standard Suite verlangt das Hotel im Winter 1900 Euro im Monat. "Das macht bei zwei Leuten rund 30 Euro die Nacht pro Person", resümiert Ödlund.
Derzeit ist das Hotel mit 30 Prozent nur zu einem Drittel ausgelastet. "Es ist der erste Winter, wir sind in Schweden noch nicht so bekannt, und ich habe dort vielleicht auch nicht ausreichend die Werbetrommel gerührt", räumt Ödlund freimütig ein.
Dennoch setzt der Schwede mit seinem Winterkonzept in Palma neue Maßstäbe. Ihm geht es nicht nur darum, seine Gäste am Leben in der Altstadt von Palma teilnehmen zu lassen, er schafft mit seinem Angebot auch Nachfrage nach der Altstadt und sucht die Kooperation mit anderen Institutionen. So ist das Hotel seit Neuestem ein Förderer des Teatre Principal. Künstler, die dort auftreten, erhalten Unterkunft im Hotel, für Gäste des Hauses gibt es wiederum Eintrittskarten zu den Vorstellungen.
Man muss Ödlund zugute halten, dass sein Projekt die Altstadt aufwertet, noch dazu im ehemaligen Rotlichtviertel, in das sich angesichts der Sozialproblematik früher nicht jeder Urlauber hineingewagt hätte. Es sind durchaus gegensätzliche Welten, die dort eng beieinander liegen. Hier Menschen, die um eine Mahlzeit anstehen, dort der Fitnessraum des Hotels mit Ausblick auf den Platz. Ödlund spricht die Divergenzen von selbst an und erklärt, dass nicht alle Gäste sich mit der Nachbarschaft leicht tun. "Skandinavier und Spanier akzeptieren das. Beschwert haben sich aber ein paar deutsche Gäste."
(aus MM 5/2014)
1 Kommentar
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Na klar, die Deutschen, wer sonst, sollen zu Hause bleiben dann sind alle happy,