Der kleine Eingangsbereich ist orangefarben tapeziert. An neun Kleiderhaken baumeln bunte Ranzen und Jacken, darüber jede Menge Fotos ausgelassener Kinder. Zwei Klassenräume gibt es, einen für die Vorschule und einen für die Grundschule. Vier Kinder zwischen drei und fünf Jahren gehen in die Vorschule, fünf Sechs- bis Achtjährige in die Grundschule.
Wenn die Kinder um neun Uhr eintreffen, steht als Erstes Begrüßen auf dem Unterrichtsplan. Alle versammeln am großen Tisch im Vorschulzimmer. "Guten Morgen, bist du schon wach?", neckt die Schulleiterin Maria Angels Vaquero den dreijährigen Dani, der noch recht müde aussieht. Die fünfjährige Julia fragt sie: "Was macht deine Erkältung? Fühlst du dich besser?" Um halb zehn Uhr teilt sich die Gruppe auf.
Die Vorschüler behandeln heute mit Geschichten und Liedern das Thema Herbst. Das Singen sei für die Kleinen wichtig, betont Vaquero, während sie an die Tafel schreibt. Hauptsächlich spreche sie aber die Älteren an und die Jüngeren lernten von ihnen.
"Buchstabiere mal", fordert sie dann Julia auf. Julia ist Deutsche, spricht aber schon fließend Katalanisch. Nachdem sie die Buchstaben einzeln aufgesagt hat, spricht sie die ganzen Wörter den beiden Dreijährigen, Dani und Claudia, vor. Die Lehrerin korrigiert dabei die Aussprache der Kinder.
Für die Grundschüler steht Katalanisch an. Carolina und Aina bearbeiten still einen Text. Die beiden Achtjährigen sind in der dritte Jahrgangsstufe. Währenddessen korrigieren die Erstklässler Biel und Marina gegenseitig Übungen in einem Heft, und Herbert, der einzige Siebenjährige im Haus, paukt Grammatik mit der Lehrerin, Maria Antonia Guardiola: "Nach einer halben Stunde wechseln wir. So kann ich mit jedem Kind eine Weile intensiv arbeiten."
Die Unterrichtseinheiten sind 90 Minuten lang, aber nicht alle Stunden laufen nach demselben Schema ab. In "Medi", Sachkunde, zum Beispiel, machen die Grundschüler ein gemeinsames Projekt, aber je nach Jahrgangsstufe unterschiedliche Aufgaben. "Für das nächste Projekt haben wir uns die Titanic ausgesucht", erzählt Aina mit leuchtenden Augen. Am Beispiel der Titanic könne sie viele Fächer praktisch unterrichten, erklärt Guardiola, zum Beispiel Erdkunde. Statt Ländernamen auswendig zu lernen, schauten sie auf der Karte nach, wo die Titanic unterwegs gewesen und gesunken sei und wie weit Mallorca davon entfernt liege. An einigen Projekten, wie dem Kräutergarten, sind Vor- und Grundschüler beteiligt.
Die Fächer Englisch, Religion und Sport unterrichten externe Lehrer. "Diese Zeit nutzen wir, um uns vorzubereiten", sagt Guardiola, denn in einer Zwergschule sei besonders viel Planung nötig. Die Kinder lernten aber schneller als in großen Klassen, findet Vaquero. Sie habe viel mehr Zeit für jeden Einzelnen und könne besser auf individuelle Bedürfnisse und Stärken eingehen. Zudem erleichtere die Projektarbeit den Kindern, Zusammenhänge zu erkennen. In großen Schulen sei fachübergreifendes Arbeiten schwerer zu realisieren.
Die Atmosphäre sei natürlich lockerer und freundschaftlicher als in einer Schule mit vielen Kindern, wo striktere Regeln gälten. "Aber wir müssen auch aufpassen", fügt Guardiola lächelnd hinzu. "Da sich die Kinder so gut kennen, tanzen sie sonst ganz schön auf unserer Nase herum. Die Zwergschule habe nicht nur Vorteile, unterstreicht die Grundschullehrerin. In größeren Klassen gebe es mehr Diskussion. Das bereichere den Unterricht. Insgesamt sind sich die Pädagoginnen jedoch einig: "Die Kleinschule ist ein Privileg für die Kinder."
Julias Mutter, Angelika Dressen, findet das auch. "Die Lehrerinnen gehen sehr auf die Kinder ein. Und was die alles auf die Beine stellen - Theater, Ausflüge - wie in einer großen Schule", staunt sie. Bei aller Liebe zu kleinen Gruppen hoffen die Lehrerinnen dennoch, dass die Schülerzahl in den nächsten Jahren etwas steigen wird. Noch hätten einige Eltern im Ort Vorurteile vor der Zwergschule und schickten ihre Kinder lieber ins 20 Kilometer entfernte Esporles.
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