"Ständige Erreichbarkeit": Ein Stichwort, das in Zeiten von Smartphones auch auf Mallorca für viele auch zum Schreckensbegriff geworden ist. Wie gehen Sie mit Social Media im Alltag um? Bestimmen Sie selbst - oder beschleicht Sie manchmal doch das Gefühl einer "Sogwirkung", die Sie mehr und mehr Zeit im Netz verbringen lässt? Dazu ein Interview mit Life- und Business-Coach Carmen Llanos Ahrens.
Mallorca Magazin: Ist ständige Erreichbarkeit ein Stressfaktor?
Carmen Llanos-Ahrens: Die ständige Erreichbarkeit ist für viele nicht nur Bedürfnis, sondern zu einer Pflicht geworden: Es könnte etwas passieren, man könnte etwas verpassen. Somit befindet man sich in einem sozial motivierten "Sog", und es ist schwer, sich dieser zwanghaften Kommunikation zu entziehen. Schaffe ich es nicht, diesen Sog auch einige Male am Tag zu ignorieren, setzt etwas ein, was moderne Studien "Ich-Erschöpfung" nennen.
MM: Dabei ist doch im Grunde eine "erleichterte" Kommunikation das Ziel ...
Llanos-Ahrens: Ja, nur kann das Leben in der digitalen "Echtzeit" zu einer Überforderung führen. Eigentlich wurden die Handys schnurlos, um uns unabhängig und mobil zu machen. Die Realität zeigt jedoch, dass wir heute mit ihnen verbunden sind wie mit einer "unsichtbaren Nabelschnur". Das Spektrum an Konsequenzen für unsere Gesundheit reicht von sämtlichen Symptomen des Stresserlebens bis hin zu Schlaflosigkeit und Burnout.
MM: (Wie) schaffen Sie sich persönlich bewusst Freiräume?
Llanos-Ahrens: Das Entscheidende ist für mich die grundsätzliche innere Haltung, mit der wir dem Thema begegnen. Diese Sichtweise schafft mir innere Freiheit und ermöglicht die Abwägung von Prioritäten und konkurrierenden Wünschen und Werten. Wichtig ist mir dabei das "Sowohl als auch": einerseits von den Vorteilen dieser technologischen Entwicklung zu profitieren und andererseits meine persönlichen Grenzen klar zu definieren und zu schützen. Ich nehme mir bewusst regelmäßig kleine Auszeiten, begleitet von "Handy-Diäten". Ein ausgewogenes Zeitmanagement im Umgang mit den neuen Medien ist auch eine wesentliche Botschaft an meine Klienten.
MM: Was raten Sie Klienten, die abends - aufgrund ständiger Ansprache/Anfragen - kaum den Kopf frei kriegen (Stichwort: Schlaflosigkeit)?
Llanos-Ahren: Fragen Sie sich: "Was brauche ich jetzt, um abzuschalten?" oder "Was tut mir gut?". Achten Sie auf den Impuls, der kommt, und setzen Sie ihn um. Ist es der Abendspaziergang oder das Buch, was Sie schon länger mal lesen wollten? Sorgen Sie bewusst für einen guten körperlichen und geistigen Ausgleich. Schaffen Sie sich mehrere kleine "Oasen" am Tag, um am Abend leichter aus der Stressspirale auszusteigen zu können. Üben Sie Gelassenheit: Die Welt dreht sich auch ohne Ihr Zutun weiter!
MM: Abschalten der Technik ist das Eine - wie aber geht das "Abschalten im Kopf"?
Llanos-Ahren: Eine bewusste Entscheidung treffen und tragfähige Strategien entwickeln, die sich für mich stimmig anfühlen. Es ist eine Frage der "inneren Praxis", die ich mit positiver Disziplin und Training umsetze. Es geht um Eigenverantwortung und die innere "erwachsene" Haltung, mich und meine Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen, Grenzen zu bestimmen, Nein sagen zu üben und das eigene Lebens-Biotop zu kreieren. Wie kann mir Leistung und Erfolg bei guter Gesundheit gelingen und außerdem ein gutes Lebensgefühl vermitteln? Das ist wohl die spannendste Frage.
MM: Ein (leichtes!) Motto, um dem Thema ein wenig spielerisch zu begegnen?
Llanos-Ahrens: "Der Schalter liegt in Ihrer Hand": Das ist die gute Nachricht! Sie können in jeder Sekunde Ihres Lebens selbst entscheiden, was gut für Sie ist. Keiner kann Sie zwingen etwas zu tun, das Sie nicht wollen. Allein Sie entscheiden, wie lange und wie oft Sie "on air" sind. Tun Sie es! Wann wollen Sie damit beginnen?
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