Dieter Wedel: Ich habe ihn gemocht. Er war weniger Fernsehen, als der Versuch, amerikanisches Kino im Fernsehen zu machen. Aber wenn ich mich an manch arg biedere Tatorte erinnere, dann hat dieser mir sehr gut gefallen. Ich schätze Til Schweiger.
MM: Weswegen?
Wedel: Wir haben uns mal am Rande einer Preisverleihung unterhalten. Er erzählte mir, dass er sein ganzes Geld in die nächste Produktion gesteckt habe. Wenn die nichts würde, sei er am Ende. Es war "Keinohrhasen". Ich finde es bewundernswert, dass einer seine ganze Existenz riskiert, um Filme zu machen. Dass er so erfolgreich ist, war ja damals noch nicht vorauszusehen. Und ich finde es klug, dass er erkennt, dass er mit Anfang 50 nicht mehr lange romantische Komödien spielen kann - dann jetzt lieber Tatort-Kommissar.
MM: Haben Sie beide schon mal zusammengearbeitet?
Wedel: Nein, bisher noch nicht.
MM: Wäre Schweiger nicht mal jemand für Sie in einem Ihrer nächsten Filme?
Wedel: Sofort. Wir sind wohl beide ziemlich ausgeprägte, wie sagt man ... Alphatiere, aber ich könnte mir das gut vorstellen.
MM: Uns interessiert natürlich ganz besonders Ihr Mallorca-Projekt, von dem Sie schon vor langer Zeit erzählt haben. In welchem Stadium ist es denn jetzt?
Wedel: Es kamen immer wieder andere Projekte dazwischen. Aber mit dem Arbeitstitel "Die letzten Tage von Mallorca" habe ich ja ziemlich genau die Krise vorausgesehen.
MM: Ist der Arbeitstitel noch aktuell?
Wedel: Nein, aber wie der neue lautet, kann ich noch nicht verraten.
MM: Das Drehbuch ist schon geschrieben?
Wedel: Nein, ich sitze gerade dran. Aber in drei Wochen muss ich unterbrechen. Dann habe ich andere Verpflichtungen, unter anderem meine Arbeit für die Nibelungenfestspiele in Worms und eine große Theaterinszenierung.
MM: Können Sie schon sagen, was für ein Film es werden soll? Eine Komödie? Sehr bissig?
Wedel: Abwarten. Es ist jetzt noch zu früh, um etwas zu verraten. Es wird aber hoffentlich amüsant und spannend. Soviel darf ich sagen: Ich recherchiere im Augenblick über spanische Erbschaftsregulierungen und über die Arbeit von OLAF, der Brüsseler EU-Behörde zur Korruptionsbekämpfung.
MM: Sie konnten ja in den vergangenen Jahren einige Erfahrungen mit der hiesigen Bürokratie sammeln ...
Wedel: Das stimmt. Was mich beispielsweise fasziniert hat, dass ich nie eine eindeutige Aussage bekommen konnte, ob ich mein Auto ummelden muss. Als ich es dann von mir aus in Angriff genommen hatte, dauerte es vier Monate, bis alles erledigt war. Ein ausufernder Papierkrieg. Ich musste dreimal meine Arbeit in Deutschland unterbrechen und herfliegen. Als das zuständige Amt dann noch einen Beleg haben wollte, von dem ich vorher nichts wusste, habe ich mich beschwert. Die Frau am Schalter meinte, man werde doch wegen der Deutschen nicht die Gesetze ändern. Da habe ich mir gedacht, vielleicht sind irgendwann auch mallorquinische Behördenmitarbeiter dankbar für Touristen auf der Insel.
MM: Wollen Sie solche Dinge im Film aufgreifen? In einem früheren Interview haben Sie uns mal gesagt, dass Sie die Insel nicht niederschreiben wollen ...
Wedel: Um Himmels Willen, nein. Ich lebe doch gerne hier. Ich halte diese Insel für eine der schönsten auf der Welt, aber auch im Paradies gab es ja bekanntlich einige Ärgernisse. Im Augenblick ist die Krise überall zu spüren. Ich habe zum Beispiel schon oft meinen Geburtstag im November hier gefeiert. Vergangenes Jahr hatte ich Probleme, die Gäste unterzubringen. Alle Hotels waren zu. Und auch kaum ein Lokal geöffnet. Dabei war wunderschönes Wetter. Auf der einen Seite wird dauernd geklagt, dass die Saison so kurz ist, auf der anderen Seite scheint man ab Oktober hier gar kein Interesse mehr an Gästen zu haben.
MM: Was müsste denn auf Mallorca geschehen und was sollte nicht mehr geschehen?
Wedel: Die Insel wurde, wie ganz Spanien, in die Krise gesteuert, und Menschen, die nichts dafür können, zahlen jetzt die Zeche. Als ich zum Beispiel im Mallorca Magazin das Interview mit dem Vorsitzenden des Verbandes der mallorquinischen Bauträger gelesen habe, war ich fassungslos und richtig wütend. Wie kann man nur so selbstgerecht sein? Der behauptet doch allen Ernstes, man habe keine Fehler gemacht, alles solle wieder so werden wie früher. Er will offenbar nicht wahrhaben, dass viel zu viel in blinder Spekulationswut auf Mallorca und in ganz Spanien gebaut wurde. Jetzt werden täglich auf der Insel Wohnungen und Häuser zwangsversteigert. Er empfiehlt sogar noch, dass die Banken wieder mehr Hypotheken vergeben sollen. Dass sie, ohne die Bonität der Schuldner ausreichend zu prüfen, das getan haben, hat doch erst in die Krise geführt.
MM: Wird zu wenig reflektiert, wie es zu der Krise kommen konnte?
Wedel: Das weiß ich nicht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass das Umweltbewusstsein gewachsen ist. Man wird es künftig nicht mehr zulassen, dass kriminelle Politiker Naturschutzgebiete einfach zu Bauland umdeklarieren, um dafür Provisionen zu kassieren.
MM: Wie ist denn das mögliche Timing für den Film?
Wedel: Ich habe noch Verträge, die ich erfüllen muss und will. Dieses und nächstes Jahr bin ich ausgebucht. Im übernächsten Jahr könnte gedreht werden, aber dann müssten die Drehbücher im nächsten Jahr rechtzeitig fertig sein. Ich vermute, dass der Film, sollte er denn tatsächlich zustande kommen, das Bild von Mallorca nachhaltig prägen wird. Aber da brauchen die Mallorca-Liebhaber sich keine Sorgen zu machen. Ich liebe die Insel ja auch.
MM: Es gab Medienberichte, denen zufolge Sie Mallorca den Rücken gekehrt haben ...
Wedel: Das ist nicht so. Was alles über mein Privatleben, besonders auf Mallorca, zusammengefabelt wurde, ist abenteuerlich und war auch manchmal ärgerlich. Mein Sohn und meine Lebensgefährtin Dominique leben inzwischen überwiegend wieder in Berlin, weil mein Sohn hier mit dem Katalan nicht zurecht kam. Aber sie besuchen, wie gerade jetzt, die Insel immer wieder gerne.
MM: Kommen wir doch zum Abschluss nochmal zu dem Aspekt Mallorca als Ort, an dem Filme entstehen. Wir hatten in der jüngeren Vergangenheit einige internationale Produktionen auf der Insel, denen Zuwendungen versprochen wurden, die dann nicht geflossen sind. Was bedeutet das für den Film-Standort Mallorca?
Wedel: Ein solches Verhalten ist für Mallorca als Filmkulisse nicht förderlich. Jedes Bundesland in Deutschland hat eine Filmförderung, weil Filme auch ein Wirtschaftsfaktor sind. Ganz abgesehen von der Werbung für die jeweiligen Standorte. Aber wenn dann eine zugesagte Förderung nicht gezahlt wird, dann wird man irgendwo anders hin ausweichen. So wie ich das seinerzeit bei "Gier" gemacht habe, als ich einige Szenen, die auf Mallorca spielten, in Südafrika gedreht habe.
Mit Dieter Wedel sprachen die MM-Redakteure Bernd Jogalla und Nils Müller.
1 Kommentar
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Hoffentlich wird das endlich mal etwas mit dem Filmprojekt von Herrn Wedel über Mallorca. Und hoffentlich kommt dann im Film auch gebührend zur Sprache, welchen Ärger nicht wenige Mallorquiner mit alles besserwissenden Ausländern, z. B. mit einem gewissen Herrn Wedel aus Deutschland, haben. Und: Wer dreimal wegen einer popeligen Autoummeldung von Deutschland nach Mallorca fliegt, macht das nur, um anschließend richtig meckern zu können. Ich habe meinen PKW im letzten Sommer umgemeldet, die Firma «Mallorca Auto Service» hat das für wenig Geld in vier Wochen erledigt. Da kann man nicht meckern. Aber das liegt ja nicht im Interesse von Herrn Wedel.