Dabei tritt die junge Forscherin und professionelle Taucherin in die direkten Fußstapfen ihres 1997 verstorbenen Großvaters. Der weltberühmte Meeresbiologe hatte bei einem Besuch in Palma vor 27 Jahren den Balearengewässern ein Armutszeugnis ausgestellt. Es sei zu spät, Cabrera in einen Nationalpark zu verwandeln, hatte Cousteau 1986 bei seinem Besuch auf der Baleareninsel behauptet. Die ökologische Vielfalt sei nicht mehr zu retten, das gesamte Mittelmeer sei in Gefahr, obwohl ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten sei.
"Heute wäre mein Großvater sehr stolz auf die Arbeit der Meeresforscher und Naturschützer, die es wider Erwarten erreicht haben, dass sich die Gewässer rund um die Balearen beachtlich erholt haben", sagt Alexandra Cousteau vergangenen Woche vor Journalisten in Palma.
Besonders in den Gewässern rund um Cabrera sei in den vergangenen Jahren eine deutliche Steigerung der Fischbestände zu beobachten. "Wenn wir dieses Gebiet mit anderen Küstenregionen Spaniens vergleichen, sehen wir hier große Unterschiede."
Trotzdem sei dieser Zustand noch lange nicht ideal, erklärte die französische Forscherin in fließendem Spanisch. Deshalb unterstütze sie die jahrelangen Forderungen des Instituts "Oceana", besonders die Schutzzonen rund um Cabrera massiv auszuweiten, um die Artenvielfalt und das wertvolle Ökosystem weiter zu unterstützen.
"Obwohl wir schon viel erreicht haben, ist das Mittelmeer heute nicht mehr vergleichbar mit dem Meer, das ich als Kind kennengelernt habe." Ihr Großvater habe früher beim Tauchen riesige Zackenbarsche ("Mero") mit dem Speer erlegt, "es gab sie im Überfluss", erinnert sie sich.
Heute stehe dieser Fisch auf der roten Liste der bedrohten Arten, obwohl er rund um Mallorca dank Schutzmaßnahmen wieder häufiger vorkomme. "Meine Mission ist es, die Arbeit meines Großvaters auf diesem Gebiet fortzusetzen, und zusammen mit "Oceana" dafür zu kämpfen, dass dieses wertvolle Ökosystem erhalten bleibt."
Schon mit sieben Jahren, so erzählt die Cousteau-Enkelin, habe sie in Frankreich tauchen gelernt. Die Passion des Großvaters, das Meer zu erforschen und zu schützen, habe sie geerbt, und dadurch im Laufe der Jahre auch eine besondere Bindung zu Spanien geknüpft. "Ich habe viele Jahre in diesem Land gelebt, habe hier Spanisch gelernt und gearbeitet, und freue mich heute, dass ich die Forscher von 'Oceana' bei ihrer wichtigen Aufgabe unterstützen kann", sagte die 37-Jährige. Aber die Zeit dränge nun, und es sei wichtig, die schon seit Jahren geforderten Maßnahmen zur Erweiterung der Schutzgebiete umzusetzen.
Zusammen mit drei weiteren "Oceana"-Forschern unternimmt Alexandra Cousteau deshalb zunächst einige Tauchgänge vor Cabrera, um mit Fotoausrüstung und Filmkameras eine aktuelle Bestandsaufnahme der Unterwasserwelt zu machen. "Die größte Gefahr für Pflanzen und Lebewesen ist nach wie vor die industrielle Schleppnetzfischerei (Pesca de Arrastre)", erklärt die Forscherin. Hier würden immer größere und potentere Boote einsetzt, die auch vor Schutzgebieten nicht immer halt machen, beklagt auch Xavier Pastor. Eine Frage des Geldes sei die Ausweitung des Nationalparkes übrigens nicht. "Es geht in erster Linie um politische Entscheidungen, und um die Erkenntnis, wie wichtig der Schutz des Mittelmeeres für alle ist."
ZUR PERSON
JACQUES-YVES COUSTEAU
Der 1910 in Frankreich geborene Taucher, Meeresforscher und Dokumentarfilmer gilt als Pionier der Meeresforschung und erlangte vor allem mit seinen Filmen Weltruhm.
Cousteau entwickelte schon früh eigene wasserdichte Kameras und drehte bereits 1942 seinen ersten Unterwasserfilm. 1950 erhielt er vom irischen Bierbrauer Guinness ein ausgemustertes Minensuchboot mit dem Namen Calypso, das ursprünglich in den USA für die britische Royal Navy gedacht war, und baute es zu einem Forschungsschiff aus. Dieses Schiff ermöglichte ihm fortan seine Expeditionen zur Erforschung der See.
Cousteau drehte über 100 Filme und schrieb mehrere Bücher. 1973 gründete er die Cousteau-Gesellschaft zur Erforschung und zum Schutz der Meere. Für sein Engagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem Oscars für seine Dokumentarfilme „Die schweigende Welt“ und „Die Welt ohne Sonne“.
Cousteau starb 1997 in Paris, seine Enkelin Alexandra und ihr Bruder Philippe setzen heute seine Arbeit fort.
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