Aber auch ohne die Deutschen ist die 41-Jährige einer der Stars der mallorquinischen Küche. Bei einem Forum in Palma sprach sie mit MM über Gastronomie und Tourismus. "Ich möchte den Gästen auf dem Teller ein Stück Mallorca präsentieren. Dazu gehört vor allem ehrliche und bescheidene Arbeit und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis", sagt die Köchin, die sich am Herd als eine Art "Übersetzerin der Landschaft" versteht.
Was das bedeutet, erklärt Solivellas mit einer Anekdote über Tomeu Esteva, der in den 60er-Jahren im Hotel Nixe kochte: "Als Tomeu zum Frühstücksbüfett einmal einen Korb Feigen servieren wollte, stürmte der Direktor aus seinem Büro und beschimpfte ihn als verrückt. Er könne den Gästen doch nicht dasselbe zum Fraß vorsetzen wie die Mallorquiner den Schweinen." Auf diese Art habe der Massentourismus der Insel ihre Identität genommen, so Solivellas, was es nun rückgängig zu machen gelte.
Vorbild dabei: die Vettern aus Sizilien. In puncto Größe und potenziellem Reichtum an Esskultur seien die Inseln vergleichbar - allerdings mit dem Unterschied, dass die Menschen in Süditalien noch stolz auf ihre Traditionen seien, während viele Mallorquiner beim Weintrinken zum Beispiel einen Rioja den einheimischen Erzeugnissen vorzögen.
"Die Fremden wissen unsere Produkte manchmal mehr zu schätzen als wir selbst, vor allem die Deutschen. Kulturell sensible Gäste können uns dabei helfen, das ganze Jahr interessant zu sein, und nicht nur im Sommer mit Sonne und Strand", meint Solivellas. Auch wenn der Gastro-Tourismus derzeit nur vier Prozent des Marktvolumens ausmache, sei das eine wichtige Nische, die es zu fördern gelte.
Dafür macht sich die 41-Jährige nicht nur in der eigenen Küche stark, sondern auch als Vizepräsidentin von Slow Food Baleares. Unter anderem versucht die Organisation 156 einheimische Obstbaumvarianten vor dem Aussterben zu retten, indem sie Setzlinge an Interessenten abgibt.
Apfel-, Birnen-, Feigen-, Aprikosen- und Mandelsorten kommen auf diese Art in privaten Gärten zu Ehren, aber auch Zitrusfrüchte oder mallorquinische Rebsorten wie Mantonegro oder Callet. Auch pikante Paprikaschoten, die der Sobrassada-Wurst ihre Würze geben, will Slow Food wieder bekannter machen. Klassischerweise wurden sie früher an Fäden zum Trocknen aufgehängt und bedeckten in vielen Orten wie Teppiche die Hauswände.
Dennoch hält María Solivellas nicht viel von blindem Aktionismus. Den derzeit überall aus dem Boden sprießenden Tapas-Routen kann sie nicht viel abgewinnen: "Das kann ganz witzig sein, aber teilweise ist die Qualität doch recht zweifelhaft." Die Öko-Köchin konsumiert Tapas und Pinchos lieber in Gourmetqualität in Bilbao.
"Dort kosten sie auch nur zwei Euro und bestehen ausschließlich aus erstklassigen Zutaten", sagt die ehemalige Theater- und Musikproduzentin, die erst vor elf Jahren von ihrer Mutter das Kochen lernte und mit Schwester Teresa das Ca Na Toneta eröffnete. Frische lokale Zutaten der Saison waren und sind ihr dabei das Wichtigste - und können Mallorca vielleicht auch dabei helfen, Touristen zu begeistern.
1 Kommentar
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Ich kann nur hoffen,das diese Frau ansporn für andere ist.Auch ohne TV-Auftritt ist dieses Restaurant gut besucht.Was kann man sich mehr wünschen,als frische Ware aus dem Garten in den Topf zu einem fairen Preis.Wir werden im Juni das Lokal auf jeden Fall aufsuchen.