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Es ist ein wahrlich geschichtsträchtiges Terrain, auf dem die engagierten „Stadtgärtner" (siehe Artikel "Ein Garten zum Leben") mitten im Palma Kartoffeln und Tomaten ziehen. Das Grundstück am Carrer Maria Cristina beheimatete einst das „Haus des Volkes", ein Kulturzentrum für die Arbeiterschaft Palmas, errichtet vom Architekten und ehemaligen Bürgermeister (1923) Guillem Forteza Pinya.

Gestiftet hatte das Gebäude der Politiker, Unternehmer und spätere Bankier Juan March, der damals schon zu den reichsten Männern Europas zählte. Die Idee dazu kam March im Jahre 1922. Er wollte die von revolutionären Unruhen ergriffene Arbeiterschaft an sich binden, indem er ihren Forderungen entgegen kam. Das Proletariat sollte ihm zugleich als politisches Gegengewicht zu Mallorcas Adel und Konservativen dienen; Kreise, die den Emporkömmling March ablehnten.

March spendierte nicht nur das Grundstück, sondern ließ einen Prachtbau errichten, den er 1924 den "Arbeitern", beziehungsweise ihren Organisationen, den sozialistischen und anarchistischen Gewerkschaften und Vereinen, schenkte. Auch die winzige kommunistische Partei besaß dort ein Büro.

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Das "Casa del Pueblo" umfasste 371 Quadratmeter. Es diente der Erwachsenenbildung - damals konnten die wenigsten Arbeiter lesen und schreiben - und bot unter anderem eine Bibliothek, Leseräume und einen Theatersaal mit Platz für 400 Menschen.

Das Volkshaus war rechten Kreisen ein Dorn im Auge. Am 4. Juni 1936, etwa sechs Wochen vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs, explodierte dort eine Bombe, sechs Menschen wurden verletzt. Die Arbeiterschaft reagierte darauf mit einem zweitägigen Generalstreik.

Als der Bürgerkrieg ausbrach, stürmte die rechtsextreme Falange das Gebäude und nutze es fortan als Sitz. Es ist unklar, ob ihr damals auch Karteikarten in die Hände fielen, was die Verfolgung der Parteimitglieder erleichterte.

1975, im Todesjahr Francos, wurde das Gebäude abgerissen. Seitdem liegt das Grundstück brach. Es folgte ein Rechtsstreit, der bis heute ungelöst ist. Die sozialistische Gewerkschaft UGT beansprucht die Immobilie als "historisches Kulturgut" für sich. Doch da das Volkshaus nicht ausschließlich ihr übertragen worden war, sondern allgemein der "Arbeiterschaft", konnte sie ihren Anspruch nie durchsetzen. So ist die Eigentumslage ungeklärt, sagt ein Ex-Gewerkschafter. "Andernfalls wäre das städtische Filetstück längst bebaut worden."