Sein Porträt hängt im Plenarsaal der Stadtverwaltung, sein Denkmal steht - wenn auch ein wenig versteckt - am Paseo Marítimo. Sein Ruhm gilt spanienweit, in Andalusien sagt man noch heute: "tener mas fama que Barceló por la mar" (mehr Ruhm haben als Barceló auf dem Meer), wenn jemand wirklich berühmt und bekannt ist. Oder es heißt:
"Si el Rey de España/ tuviera cuatro como Barceló/ Gibraltar fuera de Espana/ que de los ingleses no." (Hätte der König von Spanien vier wie Barceló, gehörte Gibraltar zu Spanien und nicht zu England).
Kein Zweifel, die Mallorquiner liebten ihren "Capitán Toni".
Antoni Barceló (1717 bis 1797) war Pirat, Korsar, Freibeuter, Chef der spanischen Armada. Ein vermutlich windiger Charakter, aber auch ein mutiger Mann. Einer, der vor nichts Angst hatte, der sich mit Geschick und Intelligenz durchs Leben schlug.
Es heißt, er wurde im Bergdorf Galilea geboren, aber es ist weitaus wahrscheinlicher, dass er in Palmas Stadtteil Sant Pere, im Carrer de Ví, das Licht der Welt erblickte. Dort lebten damals die Seeleute der Insel. Schon sein Vater fuhr zur See, so dass der junge Antoni mit Interesse alles zur Kenntnis nahm, was mit dem Meer zu tun hatte. Bereits als Junge tat er Dienst auf einem der Linienboote zwischen Mallorca und dem Festland.
Es war eine Zeit, als immer wieder Piraten das Mittelmeer unsicher machten. Und als "sein" Postschiff in Querelen mit zwei Fregatten aus Algerien geriet, schlug sich Antoni Barceló tapfer. Er wurde zum Fähnrich ernannt. Ehrenhalber, was wenig Geld, aber Ruhm bedeutete. Da war er 21 Jahre alt.
Zehn Jahre später war er Fregattenkapitän und hatte sich auf Mallorca schon beliebt gemacht. Denn die Versorgungslage auf der Insel war schlecht, und Kapitän Barceló hatte immer wieder - auf eigene Rechnung - Lebensmittel von Festland mitgebracht.
Man erzählt sich zudem folgende Geschichte: Ein Skandal erschütterte Palma am 6. August 1741. Aus dem Kloster La Misericòrdia war eine Nonne entflohen. Die 22-jährige Isabel Font dels Olors hatte sich - was niemand wusste - in den Dragoner-Leutnant Antonio Bustillos verliebt. Das allein war schlimm genug, wurde aber dadurch erschwert, dass der Leutnant im heimatlichen Málaga auch noch eine Ehefrau hatte.
Wie auch immer, das Liebespaar floh per Schiff. Die Behörden machten sich im Auftrag der Familie des Mädchens an die Verfolgung. Man beauftragte Kapitän Antonio Barceló. Nach einigen Tagen entdeckte er nur wenige Seemeilen von Cartagena das französische Schiff, auf dem sich die Liebenden befanden.
Er enterte, ohne dass man ihm Widerstand leistete und nahm das Paar an Bord. Bustillos wurde in Ketten gelegt. Am 16. August legte Barceló wieder in Palma an.
Bustillos wurde angeklagt: Raub einer Nonne, unerlaubtes Eindringen in ein Kloster, Entweihung heiliger Güter, Blutschande, Fälschung, Notzucht, Gebrauch falscher Papiere, Diebstahl und Desertion. Er wurde zum Tod durch Köpfen verurteilt.
Das Urteil wurde mitten auf dem Borne am 4. Mai 1742 vollstreckt. Es war das erste Mal, dass in Palma eine Guillotine benutzt wurde.
Isabel blieb fast 50 Jahre, bis zu ihrem Tod im Jahr 1790, im Kloster. Dort galt sie als ein Muster an Bußfertigkeit und Reue.
Piratenüberfälle waren an der Tagesordnung und es war üblich, dass Korsarenschiffe oft zur Unterstützung der spanischen Flotte herangezogen wurden, so dass Antoni Barceló bald bei zahlreichen Scharmützeln Karriere machte. Er galt als guter Nautiker und guter Stratege, auch wenn er Analphabet war. Er zeichnete sich durch besondere Tapferkeit aus, so dass der spanische König Karl III. auf ihn aufmerksam wurde.
Das brachte ihm nicht nur Freunde, auch viel Neid wurde ihm zuteil. Er wurde jedoch endgültig zur Legende, als er 1763 mit einem einzigen Schiff drei Schiffe der Türken enterte und 160 Gefangene machte, unter ihnen den gefürchteten Piraten Selim. Man erzählt, er habe insgesamt mehr als 20 feindliche Schiffe versenkt und mehr als 1000 christliche Sklaven aus nordafrikanischer Gefangenschaft befreit.
1779 setzte ihn Karl III. ein, um gegen die Engländer bei Gibraltar zu kämpfen. 1713 war das Gebiet durch den Frieden von Utrecht den Engländern zugesprochen worden, wogegen die spanische Flotte jedoch immer wieder einschritt. Barceló gewann die Schlacht, wenn auch nicht den Krieg. Er hatte Ruderboote mit Kanonen ausgestattet, die von den Feinden nur selten erkennbar waren und sie deshalb in beträchtliche Bedrängnis brachten.
Besonders erfolgreich war er bei Strafexpeditionen gegen die Stadt Algier, wo Piraten einen ihrer Standorte hatten. 1793 zerstörte er einen Teil der Stadt, konnte aber die eigenen Männer ohne Verluste durch die Schlacht bringen. Es kam zu Friedensverhandlungen zwischen Spanien einerseits und Algerien und Tunesien andererseits, womit ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Piraterie erreicht wurde.
Zwischen seinen Auftragsarbeiten für die Krone kaperte er im östlichen Mittelmeer immer wieder Schiffe von Türken und Nordafrikanern, mal im Namen der Krone, mal ohne Auftrag. Den Unterschied zwischen Piraten und Korsaren nahm er nicht so genau.
Zum Ende seines Lebens befehligte Capitán Barceló rund 2000 Matrosen und galt als immens reich. Er muss ein widersprüchlicher Mensch gewesen sein. Kaltblütig ließ er ganze Besatzungen von feindlichen Schiffen enthaupten, aber kam er nach Palma zurück, kehrte er als erstes in die Kirche Santa Creu ein, um zu beten.
In der dortigen Hauptsakristei (die Kirche befindet sich in der Calle Sant Llorenc, Plaça de Porta Santa Catalina) sind Porträts der Gönner der Kirche zu sehen. Unter ihnen: Kardinal Antoni Despuig, Bischof Berenguer, General Weyler und - Antoni Barceló.
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