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Es bedurfte schon Nerven wie Drahtseile, um das TV-Duell zwischen Spaniens Premier Sánchez und seinem konservativen Widersacher Nuñez Feijóo am Montag bis zum Ende zu ertragen. Da traf ein nervöser Regierungschef, zu keiner Zeit fähig, den Bonus des Staatsmannes auszuspielen („Sie sind genauso schlimm wie Rechtspopulisten”), auf einen mit dem Charme eines Finanzbeamten ausgestatteten Oppositionsführer („Sie sind schuld, dass Vergewaltiger frei herumlaufen”). Zwei Stunden lang warfen sich beide in Wild-West-Manier Zahlen um die Ohren, von denen ein Großteil, wie die gesamte Presse des Landes im Anschluss feststellte, frei erfunden war. Fazit: Null Inhalt, aber ganz viel Populismus.Ein Satz, der von vielen Amerikanern nach dem TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump 2020 seufzend ausgestoßen wurde, ließe sich eins zu eins auf Spanien übertragen: „Wenn diese beiden Kandidaten das Beste sind, was unser Land zu bieten hat, dann gute Nacht.” Oder, um es mit den Worten des Philosophen Unamuno auszudrücken: „Me duele España”, „Spanien schmerzt mich.”

Wer glaubt, Mallorca sei eine Insel der Glückseligkeit, irrt leider.Hier wurde trotz eines aus den Fugen geratenden Klimas (jeder spürt es derzeit am eigenen Leib) am Montag ein Mann zum Umweltdezernenten ernannt, der im Radio sagt: „Ich leugne den Klimawandel”. Die neue Regierung schaffte indes das Umweltministerium gleich ganz ab und die ersten Maßnahmen des Rathauses von Palma und des Inselrats waren die Aufhebung des Tempolimits auf der Ringautobahn und das Einstampfen des Tramprojekts. Ob so viel irrationaler Symbolpolitik kann einem wirklich angst und bange werden.

Was Land und Inseln eigentlich brauchen, ist eine vernünftige, ideologiefreie Führung mit Weitsicht. Stattdessen verliert sich das gesamte Spektrum derzeit im symbolpolitischen Klein-Klein. Es scheint fast so, als ließen sich zehn Tage vor den Parlamentswahlen sämtliche Parteien von den extremen Rändern – links wie rechts – in den Populismus-Strudel ziehen. ¡Qué pena!