TW
0

Der Realität ins Auge zu schauen, kostet manchmal größte Überwindung: Die Entwicklung, die an der Playa de Palma über die Jahrzehnte vonstatten ging, ist halt bedauerlich. Zwar findet man dort wie eh und je viele anständige Bundesbürger, die einen gemütlichen Urlaub verbringen, doch alles wird überdeckt von der großen Zügellosigkeit der ungern gesehenen Gäste, die einfach nur lärmend auf den Putz hauen wollen.

Früher war alles anders: Man ließ sich in einem Hotel wie dem Cristóbal Colón (S. 18) bespaßen, lag am Pool oder am Strand, tanzte zuweilen in der hauseigenen Disco ein bisschen, aß Paella, trank ein wenig Rotwein und flog nach mehreren Wochen braungebrannt und erholt wieder nach Hause. Heute kennen einige der deutschsprachigen Gäste in der Gegend bekanntlich keine Grenzen mehr: Sie genießen nicht, sondern sie sind hemmungslos. Sie sind nicht umgänglich, sondern grölen. Sie ziehen sich nicht anständig an, sondern lassen in dieser Hinsicht jeglichen Geschmack vermissen.

Aber Achtung: Das Lieblingsurlaubsareal der Deutschen spiegelt nicht die Entwicklung der Gesellschaft der Bundesrepublik wider. Trunkenbolde gab es ganz allgemein immer, auch rauschende Partys gab es schon in den 70ern und 80ern, flegelhaftes Verhalten ebenfalls. Und auch heute ist anständiges Benehmen nicht ausgestorben, was man auch an der Playa de Palma bestens beobachten kann.

Das Urlauberareal war und ist ein Zerrspiegel. Es ist halt so, dass der Bankbeamte, der in der Pfalz brav seinen Dienst schiebt, hier mit der Bierflasche in der Hand ausflippt, was auch für den Rechtsanwalt aus Peine oder die Versicherungsfachfrau aus Mainz-Gonsenheim gilt. Wer drüben korrekt und ruhig ist, dreht unter den Palma-Palmen mitunter völlig ab.

War ehedem an der Playa alles besser? Auf jeden Fall. Auf einer zeitgemäßen Wellness-Ebene dort wieder hinzufinden, ist bekanntlich das große Ziel von so vielen, vorneweg der Regionalregierung. Was gibt es Schöneres, als gehobene Gemütlichkeit? Der Traumstrand hätte das verdient.