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Man ist zum Glück so ungeheuer rührig in der Balearen-Regierung, wenn es darum geht, solvente kultur- und naturinteressierte Touristen auf die Insel zu bekommen! Auf dass mehr Nordamerikaner heranschweben, wurde eine Journalistin extra auf Mallorca herumgeführt, damit den Passagieren der bald beginnenden Direktflüge aus New York das Wasser im Munde zusammenläuft. Im Bordmagazin (S. 32) wird ihnen nämlich das wunderbare Mallorca präsentiert. Aber ach! Jetzt wird dieses Bemühen erneut von denen gestört, die man hier nicht haben will: Die Exzesstouristen lassen wieder von sich hören – mit Schlägereien, Balconing, Attacken (S. 6) . Die Trunken- und Drogenbolde aus Mitteleuropa und England können es nicht lassen, das Mittelmeer-Juwel namens Mallorca weiter mit ihrer lästigen Anwesenheit zu entweihen.

Ob es in den kommenden Monaten schon wieder so rüpelhaft und unzivilisiert zugehen wird, wird sich zeigen. Die Tatsache, dass touristenmäßig ein Rekordsommer ansteht, lässt nichts Gutes erahnen. Und wenn der Megapark im Flughafen neuerdings großflächig mit Mickie Krause und Co. wirbt, fragt man sich schon, wofür diese Insel in Zukunft stehen will. Angenehm ist nur, dass man genau weiß, wo die Exzesse über die Bühne gehen: Es sind halt bekanntlich wenige Quadratkilometer an der Playa de Palma und in Magaluf. Aber: Dass jetzt auch noch andere Orte wie Colònia de Sant Jordi mit dem Problem zu kämpfen haben, ist neu. Dort im Südosten entblödeten sich Partyurlauber unlängst nicht, auf geschlagenen 19 Booten eine ohrenbetäubende nächtliche Festivität abzuhalten. Es ist gut, dass der Inselrat schnell angekündigt hat, die harten Kerle von der Guardia Civil loszuschicken, wenn sich so etwas nochmal zutragen sollte.

Ziel muss sein, den Exzesstourismus einzudämmen. Unterbunden werden kann er nicht. Gegensteuern ist aber wichtig: Mehr Kulturinteressierte aus Nordamerika oder anderen Weltecken hereinzuholen, ist vonnöten, um das nach der Pandemie aufgebesserte Image der Insel nicht wieder ruckzuck im Schlammpfuhl absaufen zu lassen.