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„Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“ hatte Beethoven einst über den Beginn des Kyrie seiner Missa solemnis geschrieben. Dieses Motto könnte auch über dem „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms stehen, das gestern Abend im Auditorium vom Universitätschor – perfekt einstudiert vom scheidenden Chorleiter Joan Company -, dem in Hochform aufspielenden Balearen-Sinfonieorchester, der Sopranistin Maria Sardaryan und dem Bariton Thomas Müller Brachman in seiner ganzen sinfonischen Pracht klanggewaltig aufgeführt wurde.

Was da erklang, kam aus dem deutschen Herzen eines Protestanten, das sich von allen liturgischen Zwängen befreit und die Adressaten des traditionellen Requiems umgewidmet hatte. In seiner liturgischen Form leitet sich die Totenmesse vom Incipit des Introitus ab: Requiem aeternam dona eis, Domine (Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr). Bei Brahms sind damit nicht die Toten gemeint, seine Botschaft richtet sich an die Lebenden, seine Musik ist das Werk eines Menschen für den Menschen. Gleichwohl hat er die Texte der Heiligen Schrift (in der sprachmächtigen Übersetzung Martin Luthers) entnommen und dabei Stellen aus den Propheten, den Psalmen, den Evangelisten, den Paulus-Briefen und – am Schluss – der Offenbarung des Johannes ausgewählt Entlang dieser Textvorlage hat er ein gewaltiges Chorwerk komponiert, das auch dem Orchester viel Raum für sinfonische Entwicklungen lässt. Seine Freundin Clara Schumann war eine der ersten, die das erkannte. (Siehe Konzerteinführung)

Bibelkundige waren gestern Abend im Vorteil: die Textverständlichkeit war – vor allem in den komplexen Chorpassagen – nicht immer gegeben. Von daher wäre es sinnvoll gewesen, dem (wie immer informativen und rechtzeitig online bereitgestellten) Programmheft den Text beizugeben, das Publikum hätte damit im Vorfeld die Möglichkeit gehabt, mangelnde Bibelkenntnis nachzuholen.

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In den sieben Teilen des Werkes passt Brahms musikalischen Duktus und Instrumentation den jeweiligen Texten akribisch an. Vom Pianissimo des Anfangs („Selig sind, die da Leid tragen“ aus Matthäus 5:4) über die „lichten Höhen“ in Teil IV („Wie lieblich sind Deine Wohnungen, Herr Zebaoth“ aus Psalm 84) bis zum fast trotzigen „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“ (aus der Offenbarung des Johannes), das Brahms dem „Dies irae“ des traditionellen liturgischen Messetextes entgegenstellt und auf das die ganze Komposition letztlich hinführt, spannt sich der Bogen. Mielgo und seine Musikerinnen und Musiker machten daraus ein ergreifendes Ereignis.

Beide Gesangssolisten kommen von der Oper. Maria Sardaryan hat Partien wie die der Königin der Nacht, Musetta (aus La Bohème), Elisetta (aus Il Matrimonio Segreo), Fiorilla (aus Rossinis Turco in Italia) und Blondchen (aus Mozarts Entführung aus dem Serail) im Repertoire. Hanno Müller Brachman hat Erfolge als Kaspar (im Freischütz), Amfortas (im Parsifal), Wotan (Rheingold), Papageno (Zauberflöte) und in anderen großen Rollen in New York, Hamburg, München und Mailand vorzuweisen. Gestern Abend fühlten sich beide der eher weniger theatralischen Funktion in einer sinfonischen Kantate, einem Oratorium ohne Handlung (oder welcher Gattung auch immer man dieses Requiem zuzählen möchte) verpflichtet. Und diese Rolle füllten sie mit stimmlicher Brillanz und klarer Artikulation aus.

Da war begeisterter Applaus vorprogrammiert. Er galt auch dem glänzend disponierten Orchester und – last, but not least – dem grandiosen Chor und seinem scheidenden Direktor, der von Mielgo „preisend mit viel schönen Reden“ nach 46 Jahren engagierten Wirkens in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde.

Das nächste Konzert steht (fast) ganz im Zeichen Richard Wagners. Der deutsche Dirigent Marcus Bosch wird am 14.April Ausschnitte aus der „Walküre“ im Trui Teatre zum Klingen bringen. Ab dem 13.04. können Sie an dieser Stelle ein Interview mit dem Gastdirigenten zu seinem Programm lesen. Der Kartenvorverkauf läuft bereits, Ihr online-Ticket können Sie hier reservieren.