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Am Mittwoch hat die Schule begonnen und es war wie in jedem Jahr, just an diesem Tag brach auf Palmas Straßen wieder das Chaos aus. Das liegt nicht nur daran, dass hierzulande Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, sondern auch an dem Fakt, dass viele Arbeitnehmer wieder aus den Sommerferien zurück und nach wie vor viele Urlauber auf der Insel unterwegs sind.

Es führt einem wieder deutlich vor Augen, woran es in Palma mangelt: An einem ausgeklügelten und gut funktionierenden Nahverkehrssystem, das eine echte Alternative zum Auto darstellt. Für viele Einwohner der Inselhauptstadt ist das Umsteigen auf den Bus keine Option. Wer mit dem Auto bei „Stop-and-go” eine halbe Stunde, mit den „Öffis” aber mehr als eine Stunde zur Arbeit braucht, wird seinen fahrbaren Untersatz nicht stehen lassen. Wer verzichtet schon zugunsten eines abstrakten Prinzips auf seinen eigenen Vorteil, wenn er dafür morgens eine Stunde früher aufstehen muss? Es gilt also, einen Anreiz zu schaffen, den eigenen Wagen – und davon gibt es im Schnitt auf Mallorca so viele wie fast nirgendwo sonst in Europa – dauerhaft zu parken.

Der Nahverkehr, insbesondere in Palma, muss hierfür effizienter und komfortabler werden. Wie kann das funktionieren? Indem man fortschrittlich denkt. Warum gibt es in dieser 400.000-Einwohner-Metropole kein Straßenbahnnetz? Pläne hierzu sind schon lange bekannt, umgesetzt wurden sie nie. Stattdessen baute man eine Metro ins Nirgendwo (die jetzt zumindest bis zum Großklinikum Son Espases verlängert wird). Andere Städte wie beispielsweise das ähnlich große Florenz machen vor, wie man in wenigen Jahren ein effizientes, umweltfreundliches und bei den Bewohnern beliebtes Tramnetz bauen kann.

Ebenfalls wünschenswert wäre ein breit-angelegtes Carsharing-System, wie es in anderen Städten dieser Größe längst existiert. Das würde für einige Bewohner zumindest das eigene Auto dauerhaft entbehrlich machen. Auch solche Vorhaben stecken noch in den Kinderschuhen. Aber so ist es eben auf Mallorca, manch eine Veränderung braucht hier länger als anderswo.

Autor: Patrick Czelinski