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Als Bernd Jogalla das Handwerk des Journalismus erlernte, da war die Schreibzunft ein Prestigeberuf. Wer ein Autorenkürzel, gar seinen vollen Namen unter einen veröffentlichen Bericht setzen durfte, dem war allgemeine Anerkennung gewiss. Heute ist vieles anders. Journalisten werden als Vertreter der „Lügenpresse” beschimpft, ein US-Präsident unterstellt ihnen „Fakenews” zu verbreiten, Reporter, die in Sachen Politkorruption recherchieren, laufen in so manchem Staat Gefahr, mundtot gemacht oder gar getötet zu werden. Die Zeiten für die Schreibzunft weltweit sind spannungsgeladen. Parallel zu dieser jüngeren Entwicklung ist Bernd Jogalla in vier Jahrzehnten als Journalist Zeuge vieler technischer Neuerungen in seinem Berufsfeld geworden. Er selbst war als junger, aber bereits bewährter Redakteur mit derZusatzaufgabe betraut worden, in seinem Verlag die Umstellung von der Schreibmaschine auf die ersten Bildschirmrechner zu organisieren. Der Wandel in der Medienbranche ging weiter und weiter.Vom Aufkommen der Lokalradiowelle über das Privatfernsehen bis hin zu Internet, sozialen Netzwerken und dem sogenannten Smartphone-Journalismus der Youtuber ist die Nachrichtenwelt immer schneller, hektischer und hitziger geworden. Bernd Jogalla war sich dieser Entwicklungen sehr bewusst, und reagierte beim Mallorca Magazin auf seine Art: „Wir müssen eine gute Zeitung machen”, lautete sein Mittel gegenüber Hypes und anderen Aufgeregtheiten à la Mode. Gut, das bedeutete für ihn: Gründlich recherchierte Geschichten sowie mit Augenmaß geschriebene Texte. Die sprichwörtliche Sau, die von anderen gerne mal durch das Mallorca-Dorf getrieben wird, wurde allenfalls seriös und distanziert vermeldet. Trash- und Paparazzi-Berichterstattung waren tabu. Es galt, sehr wohl kritisch, aber ruhig und besonnen zu berichten, und schon im Voraus auch die Auswirkungen unserer Berichte und Meldungen zu bedenken. Eine langjährige Geschäftspartnerin des Verlages sagte jetzt über Bernd Jogalla und die von ihm vertretene Redaktionslinie: „Sein Journalismus war menschlich.” Diese Linie ist uns, den Mitarbeitern des Mallorca Magazins, verpflichtend. Wir werden sie nahtlos fortsetzen. Und wie bei Bernd Jogalla und noch früher bei seinem Vorgänger Wolfram Seifert verstehen wir uns als Vermittler zwischen Mallorca und seinen deutschsprachigen Residenten sowie allen Freuden der Insel, die hier nur ihre Urlaube verbringen können. Unser Ziel ist, bei aller Tagesaktualität, Menschen miteinander zu verbinden sowie in enger Kooperation mit den spanischen und englischen Schwesterzeitungen des Medienkonzerns Grup Serra Verständnis und Verständigung für die unterschiedlichen Kulturen zu schaffen. Wir verstehen uns zudem, ganz im Sinne von Bernd Jogalla, als mediale „Botschafter” der Insel in Deutschland, Österreich, der Schweiz und darüber hinaus. Wo immer Mallorca in einem falschen, verzerrten Licht dargestellt werden sollte, halten wir dagegen, mit einer ausgewogenen und fairen Berichterstattung zum Wohle der Insel und ihres Ansehens. Mein letzter Kontakt mit Bernd Jogalla erfolgte am späten Vorabend seines Todes. Wir besprachen am Telefon Details zu einer Eilmeldung, die wir eben auf unserer Internetseite veröffentlicht hatten. Ich erweiterte die Meldung und schickte ihm den Link zur aktualisierten Online-Fassung. Er sandte per Whats-App ein einziges Icon zurück: Daumen hoch. Das ist der Weg, auf dem wir, das MM-Team, für Sie, unsere Leser, auch in Zukunft weiterarbeiten werden. Stets mit dem inneren Anspruch, uns den himmelwärts gereckten Daumen Bernd Jogallas zu verdienen. Autor: Alexander Sepasgosarian