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Beim Sommerfest in einem Fünf-Sterne-Resort sagte die Betreiberin in kleiner Runde:„Vom Qualitätstourismus alleine kann Mallorca nicht leben.” Soll heißen: Es kommt auf die Ausgewogenheit an. Um als Reiseziel attraktiv zu sein, bedarf Mallorca, insbesondere als Insel, einer guten Fluganbindung. Die gibt es nur, wenn ausreichend Passagiere vorhanden sind, also: Massentourismus. Dessen Nachfrage sollte über das Jahr möglichst gleichermaßen vorhanden sein. Das funktioniert nur, wenn die Insel auch in der kalten Jahreszeit qualitätsvolle Infrastruktur zu bieten hat – sprich: Hotels mit Heizung, beste Sportstätten, Gastronomie, Handel, Kultur, ein faires Preis-Leistungsverhältnis. Ist all das gegeben, lockt die Destination neben Massentourismus auch jene Klasse Touristen an, die von ihrer Kaufkraft her einzig unter fünf Sternen logieren, dinieren, pausieren, zelebrieren. Doch sind diese Edelvisiteure automatisch jene Qualitätstouristen, von denen im Kontrast zu den Party-Touristen am Ballermann und in Magaluf stets die Rede ist? Nein. Ein Qualitätstourist kann auch jemand sein, der im Ein-Sterne-Hotel wohnt, aber die Insel und ihre Bewohner weder durch Lärm und Unrat noch durch widerliches Benehmen und kriminelle Handlungen belastet. Qualitätstourismus ist Tourismus in einer Qualitätsdestination. Qualitätstourismus ist also nicht nur eine Frage der Urlauber, die nach Mallorca kommen. Sondern auch eine Frage der konsquenten Umsetzung der Vorgaben von Politik und Verwaltung. Diese Umsetzung bildet die Grundlage für Qualitätstourismus. Wer diesen will, muss in seine Infrastruktur investieren, muss Landschaftsschutz, Baurichtlinien, die Maßgaben für Umwelt- und Klimaschutz konsequent umsetzten. Er muss zudem kriminelle Erscheinungen in den Urlaubszonen ausschalten. Und er sollte auch kleinere Vergehen wie etwa Hundekot auf dem Gehweg oder falsche Einwürfe in Müllcontainer mit Bestimmtheit ahnden. Durch viele dieser Mini-Maßnahmen wird Qualität geschaffen, die eine Destination aufwertet. Der Weg dahin ist steinig. Aber er lohnt sich mittelfristig. Autor: Alexander Sepasgosarian