Wer schon einmal etwas in einem irdenen Tontopf geschmort oder gekocht hat, kennt die guten Eigenschaften des Materials. Die Hitze hält sich lange, man kann gut und lange auf kleiner Flamme kochen und das Essen trocknet nicht aus. Schön sieht es obendrein noch aus.
Auf Mallorca gehört die Greixonera zu den traditionellen Kochtöpfen. Die recht wuchtige Tonschüssel ist für Sopes mallorquines, die beliebten Eintopfgerichte, berühmt.
Schöne Dinge aus Ton herzustellen, darauf hat sich eine Traditionsfirma aus Mallorca spezialisiert. Terra Cuita stellt ursprüngliche mallorquinische Schüsseln, Vasen oder Teller aus dem inseleigenen Ton aus der Region um Pòrtol her. Sie geben den irdenen Schüsseln mit typischen mediterranen Farben wie dem azurblau oder leuchtendem Türkisblau einen modernen Touch. Begonnen hatte alles mit einem maurischen Brennofen im Jahr 1861. Inzwischen in fünfter Generation innerhalb der Familie, wird zwar heute mit modernen Brennöfen gearbeitet, aber nach der Technik, wie die Vorfahren es erlernten und weitergaben.
Auch die Siurells, die traditionellen mallorquinischen Tonmännchen, kommen aus dem Brennofen der Firma. Für Besucher wirken die weißen, mit Rot und Grün bemalten, leicht naiv anmutenden Männchen ein wenig befremdlich. Was hat es mit ihnen auf sich? Nicht nur Touristen interessieren sich für die schlichten Figuren, auch bei vielen Mallorquinern prangen sie auf der Anrichte. Die als Pfeifen gearbeiteten Tonfiguren soll ursprünglich beim Anbandeln benutzt worden sein. Übergab ein junger Mann einem Mädchen seinen Siurell und ließ dieses die Figur fallen, so galt das als Ablehnung. Nahm sie die kleine Flötenfigur jedoch in die Hand und blies darauf, konnte sich der Werbende freuen und ihre Reaktion als Zustimmung betrachten. Auch Joan Miró, der in Barcelona geborene Künstler, dessen Frau Mallorquinerin war, hatte eine große Leidenschaft für die schlichten Figuren und sammelte die Siurells mit Begeisterung.
Mit Ton kennt sich auch Maria Rames aus Felanitx bestens aus. Die Mallorquinerin betreibt eine eigene Galerie und Werkstatt. In ihren Kursen lernen Töpferfreunde die Kunst des Formens mit Ton. Jedes Niveau ist willkommen, man kann sich frei entfalten. Von modernen Tassen bis hin zu künstlerischen, eigenen Werken ist alles möglich. Maria Rames selbst hat sich auf archäologische Formen und natürliche Erdfarben spezialisiert. Die Touristen, die in ihrem Laden einkaufen, finden besonders an den organischen Glasuren in Erdtönen und Blau Gefallen. Damit die kleinen Tonwaren aus Mallorca mit in die Heimat wandern können, hat sie sich auch auf kleinere Dinge spezialisiert, die gut ins Handgepäck der Lowcost-Flieger passen.
Der Ton, den Maria Rames und die meisten der Töpfer aus Mallorca verwenden, kommt vom spanischen Festland. Die Region um Valencia und Barcelona sind die häufigsten Zulieferer. Nur eine kleine Gruppe von in Marratxí ansässigen Töpfern, mit dort angemeldetem Betrieb, dürfen den Lehm aus der „Ton-Grube“ bei Pòrtol, in der Gemeinde Marratxí, verwenden. Eine Art „Monopol“ haben sie erteilt bekommen, da das Vorkommen beschränkt ist. „Aus diesem Ton kann man gut Dinge für die Küche herstellen, wie die typischen Greixoners“, erzählt María Rames. Der Ton aus ihrer Ecke bei Felanitx ist eher kalkhaltig und daher eher für das Baugewerbe zu gebrauchen. Es ist heller und wird vor allem für Blumentöpfe oder andere Elemente der Konstruktion verwendet.
Maria Rames hat sich aber noch einer weiteren Technik geöffnet, die aus dem fernen Japan stammt. Die Technik heißt Rakú. Feine Linien, wie Haarrisse, durchziehen die Schüsseln oder Vasen, die aus dem Rakú-Ofen kommen. Nach dem Modellieren wird jedes Stück „geschrüht“, wie das erste Brennen heißt. Normalerweise betrage die Temperatur 950 Grad. Heizt man den Ofen jedoch bis auf 1000 Grad, klingt die Keramik besser.
Nach dem Glasieren kommen die Stücke erneut in den Ofen - in den Rakú-Ofen, der nicht mit Schamottsteinen, sondern mit Glasfasermatten ausgekleidet ist. Dadurch wird der schneller heiß und wieder kalt. Da Tonware nach der Rakú-Technik nur draußen gebrannt werden kann, brennt Maria Rames nur ein bis zweimal im Jahr nach dieser Tradition. Normalerweise sind es die Wintermonate, wenn keine Brandgefahr herrscht. Möchte man doch einmal im Sommer im Rakú-Ofen draußen brennen, muss man sich die Genehmigung bei der Polizei einholen.
Die Prozedur hat etwas von Alchemie. Mit einer Zange holt man die rotglühenden Stücke aus dem Ofen und legt sie in Sägemehl, das sich durch die Hitze entzündet. Feuer und Rauch entziehen den Sauerstoff. Dadurch entstehe eine einzigartige Farbgebung und Strukturierung. Und Effekte wie metallischer Glanz, Glasurrisse und schwarze Oberflächen, wo nicht glasiert wurde.
Eine schwere Greixonera wird wahrscheinlich eher nicht in das Handgepäck passen. Aber mit einer schön glasierten kleinen Schale oder einer besonders geformten Tasse und der dazu gehörigen Erinnerung an Mallorca, kann man sich sein persönliches Erinnerungsstück mit nach Hause holen.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.