So langsam werden die Klimaanlagen heruntergefahren. Die große Sommerhitze neigt sich dem Ende zu. Ab Mitte/Ende August gehen meist ordentlich Regengüsse über Mallorca nieder. Der Sommer verliert an Kraft. Gerade in der Übergangszeit zwischen Spätsommer und Herbst, zwischen August und September, sind auf Mallorca zahlreiche Wetterphänomene zu beobachten. Besonders auf dem Meer und in den Bergen ist dann Vorsicht geboten.
Nach altem Sprichwort heißt es auf Mallorca: „Santa Margalida l’encén i Sant Bernat l’apaga”. Santa Margalida entzündet sie, Sant Bernat löscht sie. Was so viel bedeutet, am Tag von Santa Margalida (Margareta von Antiochia) am 20. Juli beginnt die Hitzezeit, am 20. August, dem Tag des Sant Bernat (Bernhard von Clairvaux), enden die extrem hohen Temperaturen. „Die alte Regel besitzt auch heute noch Gültigkeit, doch das Klima auf Mallorca verändert sich“, sagt Climent Ramis, Professor für Meteorologie an der Balearen-Universität.
Inzwischen werden auch im Mai und im Juni bereits hochsommerliche Temperaturen auf der Insel erreicht. Über den Spruch „Hasta el 40 de mayo no te quites el sayo“ (Bis zum 40. Mai, also dem 9. Juni, zieh' deinen Mantel nicht aus) können besonders Urlauber und Residenten aus dem Norden nur schmunzeln, denn es herrscht oftmals schon T-Shirt- und Flip-Flop-Wetter.
„Dieser Juli war einer der heißesten seit 30 Jahren“, weiß der Wetterexperte. Auch der August brach Hitzerekorde. Durch Erdbewegung und den niedrigeren Sonnenstand dringen nun allerdings kühlere Luftmassen in den Mittelmeerraum vor. Gerade nachts erreichen die Temperaturen ab Mitte August keine Extremwerte mehr und tagsüber können sich leichter Wolken bilden als noch im Juli. Hinzu kommen Winde aus nördlicher Richtung. Wenn die kühlen Luftmassen auf die warme Luft und das warme Meer treffen, kommt es zu Unwetterwolken, die sich an den Mittelmeer-Küsten entladen.
„Für die Mallorquiner neigt sich der Sommer dann dem Ende zu, wenn die ersten Gewitter über oder um die Insel aufziehen”, sagt Climent Ramis. Denn im Sommer fallen auf Mallorca eigentlich keine Niederschläge. Im Mai und Juni geht noch Schlammregen nieder, bei dem die Süd- und Südost-Winde (die auf den Balearen als Migjorn und Xaloc bekannt sind) Saharasand mit feuchter Luft vermischen. So bleibt es im Juli weitestgehend trocken. Gegen Ende August ziehen die ersten Regenwolken auf. Sobald es dann anfängt, dauerhaft und länger zu regnen, beginnt der Herbst auf der Insel.
„Die Temperaturen fallen in diesen Tagen durch den Regen.“ Nach den Niederschlägen steigen sie zwar wieder leicht an, aber nicht mehr auf Rekordniveau und nicht selten folgt der nächste Regen. „Die Werte gehen nicht langsam zurück, sondern fallen stufenweisen ab“, erklärt der Meteorologe.
Im Spätsommer und Herbst gehen auf der Insel Niederschläge nieder, welche „Gota fría“ (kalter Tropfen) genannt werden. Dabei ist die Bezeichnung nicht ganz korrekt, „denn Gota fría ist die Wetterlage und nicht der Regen“, weiß Ramis. Die korrekte deutsche Übersetzung ist Kaltlufttropfen. Spanische Meteorologen sprechen lieber von Dana (Depresión aislada en niveles altos, vereinzeltes Tiefdruckgebiet in großer Höhe). Es handelt sich dabei um ein Höhentief, also eine Zyklonzirkulation aus Kaltluft in 5000 bis 6000 Meter Höhe. Diese trifft auf warme und feuchte Luft in niedrigere Höhe, es kommt zu Stürmen und heftigen Regenfällen. Auch sind dann die Wirbelstürme, Cap de Fibló genannt, zu beobachten, die übers Meer ziehen.
„Herbstregen sind in der Regel die gefährlichsten, da das Meer aufgewärmt ist und die Verdunstung sehr groß ist und somit Stürme genährt werden“, erklärt der Professor. Wie auch in den vergangenen Tag geschehen, gibt das spanische Wetteramt dann Warnungen vor hohen Niederschlagsmengen und Wellengangs aus. Gerade Ausflügler kann solch ein Unwetter zum Verhängnis werden.
Auch wer mit Seekrankheit zu kämpfen hat, sollte einen Bootsausflug lieber nicht in den Spätsommer legen. Denn das Meer ist ab Mitte August wesentlich aufgewühlter als noch im Juli. Schuld sind auch hier wieder kalte Luftmassen aus dem Norden. „Der Nordwind Tramuntana und der Nordostwind Gregal treiben sie über das Meer, das mit reichlich Wellen und gar starkem Seegang reagiert.“ Besonders Menorca und der östliche Teil Mallorcas sind von diesem Phänomen betroffen.
Doch auch im Spätsommer und Herbst gibt es noch genügend schöne Tage, um die Insel zu genießen, beruhigt der Meteorologe. In den vergangenen Jahren war es teilweise Ende Oktober noch möglich, im lauwarmen Mittelmeer zu baden.
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