Unwissenheit, Alkoholeinfluss, Leichtsinn: Das seien, so Rolf Lüke, Gründer der Wassersicherheitsinitiative „Blausand.de" in Bremen, die Hauptgründe für Badeunfälle - auch auf Mallorca. Seine Non-Profit-Organisation berät Kommunen zum Thema Strandsicherheit und kennzeichnet Strände in Europa mit „Safe Beach", um auf die Gefahren beim Baden aufmerksam zu machen.
Was viele nicht wissen: Jedes Jahr ertrinken in Europa zwischen 35.000 und 40.000 Menschen, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO), statistisch sind das 100 tödliche Badeunfälle täglich. In Deutschland, sagt Rolf Lüke, der „Blausand. de" nach dem Ertrinkungstod seiner Schwester 1999 auf Formentera gegründet hat, kämen vier von fünf Menschen bei Badeunfällen in unbewachten Seen und Flüssen um.
Auf Mallorca hält er die oft unzureichende Überwachung der Strände für einen unterschätzten Risikofaktor: „Gerade an den beliebten Urlaubszielen sind die Wasserwachen nicht selten unterbesetzt." Selbst bei grünen Flaggen dürfe man sich nichtim trügerischen Gefühl absoluter Sicherheit wiegen: „Sie verleiten dazu, plötzlich auftretende Gefahren wie Unterströmungen zu verharmlosen."
Vor allem, da er öfter - „auch auf Mallorca" - beobachtet habe, dass die Wachposten den Strand bei grüner Flagge manchmal schon um 17 Uhr verlassen und erst am nächsten Tag gegen 11 Uhr vormittags zurückkehrten: „Die grüne Flagge bleibt die ganze Zeit gehisst, egal, wie sich das Wetter über Nacht entwickelt hat." Dabei seien gerade gefährliche Unterströmungen - auf die, so Lüde, rund 80 Prozent der tödlichen Unfälle zurückgehen -, von Laien von außen so gut wie nicht zu erkennen: „Vor riskanten Stellen müsste viel mehr gewarnt werden."
Sogenannte „Rip-Strömungen" seien die mit Abstand größte Gefahr an europäischen Badestränden: Die starken und schnellenWasserbewegungen, die vom Strand in Richtung Meer fließen, entstehen im vorderen Strandbereich und pflanzen sich in der Brandungszone fort. Rolf Lüke: „Vor diesen unsichtbaren Killer-Strömungen, die urplötzlich, überall und zu jeder Jahreszeit auftauchen können, wird allgemein viel zu wenig gewarnt."
Hinzu komme, dass etwa von Mallorcas rund 175 Stränden nur etwa zwei Drittel bewacht seien: „Umso wichtiger ist es, dass sich Touristen vorab informieren und sich mit dem Strand vor Ort vertraut machen, bevor sie ins Wasser gehen. Am ersten Urlaubstag ist besondere Vorsicht geboten." Sein Rat: Einheimische, Hotelpersonal, Reiseleiter oder auch Rettungsschwimmer nach den Bedingungen und möglichen Gefahren am jeweiligen Urlaubsstrand fragen. Nicht an unbewachte Strände gehen, nie allein baden, nicht zu weit hinausschwimmen und vorher herausfinden, wo man im Notfall Hilfe bekommen kann.
So lauten Rolf Lükes weitere Prophylaxe- Maßnahmen. Gerade jetzt, in der EM-Saison, sei natürlich auch „Alkohol ein Riesenthema": „Die ausgelassene Ferienstimmung führt einmal mehr zu einer Überschätzung der eigenen Kräfte." Auch mit vollem Magen solle man nie ins Wasser gehen, da dann in unerwartet kritischen Situationen die nötige Kraft fehlen könne.
Überhaupt sollte man nur schwimmen gehen, wenn man sich gesund und fit fühle: „Das gilt natürlich besonders für ältere Menschen." „Gesunder Respekt vor der Kraft des Wassers": Das sei vielleicht die beste Einstellung, damit es im Badeurlaub nicht zu unliebsamen Überraschungen komme.
Denn, so Rolf Lüke: „Schon ein einziger Krampf kann gefährlich werden, wenn man keinen Grund mehr unter den Füßen hat." Ganz besondere Aufmerksamkeit gelte natürlich den Kindern, auf die das glitzernde Nass eine magische Anziehungskraft habe: „Lassen Sie Kinder nie - erst recht nicht mit Luftmatratze oder Gummitieren - ohne Aufsicht."
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