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Wenn Verwalter Toni Colom und Fremdenführerin Soledad Rodríguez von Raixa erzählen, kommen sie wahrlich ins Schwärmen: "Raixa bietet alles: Natur, Landschaft sowie Geschichte, und das nur zehn Minuten von Palma entfernt", sagen sie. Soledad Rodríguez führt ganzjährig Besucher durch die Finca: "Es ist ein magischer Ort." Wer vom Garten am großen Wasserspeicher aus die darunterliegende Landschaft betrachtet, wie sich die Finca in die Tramuntana einschmiegt, versteht diesen Zauber.

Ein Name ist besonders mit dem Anwesen verbunden: Despuig. Raixa war bereits in maurischer Zeit ein Landgut, nach der Eroberung durch Jaume I. ging es in den Besitz der Fürsten von Ampurien über und gehörte ab 1660 der Familie Despuig. Kardinal Antoni Despuig (1745-1813) und sein Bruder Joan (1735-1813) prägten das Gesicht der Finca, obwohl viele ihrer Vorhaben von den Nachfahren aus Geldmangel nicht umgesetzt wurden.

"Der Kardinal brachte viele Ideen aus Italien in die Gestaltung von Raixa mit ein", erzählt Soldedad Rodríguez. Die italienischen Einflüsse machen das Anwesen zu einer Besonderheit auf Mallorca. Dazu zählt unter anderem der Apollo-Garten, mit Statue und Treppe hinter dem Haus, sowie die Loggia mit Garten an der Vorderseite. Die Umgestaltung des Apollo-Gartens erhitzte die Gemüter, so wurde der verwunschene Park gelichtet und sollte wie zu Zeiten der Despuigs wiederhergestellt werden.

"Die Einheimischen vermissen den Anblick, den sie kannten", erzählt Colom, dazu zählen unter anderem Zypressen, die im spanischen Film "Bearn" zu sehen sind, der in Raixa spielt. "Die Frauen haben sich immer alle hier auf der Treppe mit den Zypressen fotografieren lassen", erzählt der Verwalter des Anwesens. Deutsche könnten das Anwesen übrigens aus der Verfilmung des Agatha-Christie-Romans "Das Böse unter der Sonne" mit Peter Ustinov kennen.

Der Weg durch die romantischen Gärten führt zu einer falschen Ruine, dem 83 Meter langen Wasserbecken, das die Bewässerung der Gärten ermöglichte, Pavillons und einer Kapelle. Auch ein Puppenhaus von der Größe eines normalen Wohnhauses findet sich dort: "Das ließ der letzte Eigentümer Antonio Jaume für seine Töchter bauen." Raixa diente nie als erster Wohnsitz, sondern war ein Landhaus. Die alte Ölmühle zeugt heute noch davon, dass auch die Familie Despuig Geld verdienen musste.

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2012 wurde das Museumskonzept im Inneren reformiert. Es bietet nun drei Schwerpunkte: Der erste Teil stellt das Landgut selbst als agrarwirtschaftliches Anwesen zwischen Berg und Ebene in den Mittelpunkt. Der zweite Komplex ist dem mallorquinischen Geistlichen, Politiker und Kunstmäzen Despuig gewidmet. Außerdem informiert das Besucherzentrum über den Gebirgszug Tramuntana und seine 19 Gemeinden.

"Auch im Inneren gab es viel Kritik an der Restaurierung", erklärt Toni Colom, als er durch die wenig bestückten Räume im ersten Stock läuft. "Die Leute erwarteten das komplette Mobiliar von damals zu sehen, doch das nahm die Erbengemeinschaft beim Verkauf mit." Nach dem Wegfall der Büro-Pläne kauft der Inselrat nun nach und nach zeitgenössisches Mobiliar für die Museumsräume an.

DIE FINCA BESICHTIGEN

Das Anwesen La Raixa. befindet sich an der Carretera de Sóller (Höhe Abfahrt Hospital Joan March). Der Eintritt ist kostenfrei, der Besuch ist sowohl mit als auch ohne Führungen möglich. Die Rundgänge werden ab 10 und 12 Uhr in deutscher, englischer, spanischer sowie katalanischer Sprache angeboten und dauern zwei Stunden. Privatführungen gibt es ab einer Gruppengröße von zehn Personen. Kontakt: visitesraixa@conselldemallorca.net oder telefonisch unter 971-237636. Raixa ist geöffnet von dienstags bis samstags jeweils von 10 bis 15 Uhr.

(aus MM 45/2016)