In den abweisenden Komplex der Ausländerbehörde hineinzukommen, ist ein kompliziertes Unterfangen. | Patricia Lozano

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Sonne, Wärme, Strand, gutes Essen – es gibt triftige Gründe, für mehr als nur einen Urlaub nach Mallorca zu kommen. Ob für saisonale oder dauerhafte Arbeit, wegen eines Zweitwohnsitzes, oder im Rentenalter – mit einer Reihe von Motiven kommen Menschen auf diese schöne Insel. MM hat mit einer Expertin über aktuelle Herausforderungen und mögliche Lösungen gesprochen.

„Das Hauptproblem ist die desolate Wohnungssituation”, sagt Doris Kirch, die einen Auswanderungsservice betreibt und genau weiß, worauf es ankommt, wenn man auf Mallorca Fuß fassen möchte. „Bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist schwierig geworden”, sagt Kirch. Sie empfiehlt, sich erst um eine Wohnung zu kümmern, bevor es an die Jobsuche geht – und das frühzeitig – denn „Arbeit gibt es genug auf Mallorca.” Beachtenswert seien die von Kirch sogenannten „Erstkosten” wie eine Kaution, die Bezahlung der ersten Miete und der Umzug. Man sollte nicht unterschätzen, wie teuer das Unterfangen Auswandern werden kann. „Vieles hängt am Geld”, bemerkt Kirch.

Was die nötigen Behördengänge betrifft, sollte man sich der teilweise langen Vorlaufzeiten bewusst sein; im Falle der „Residencia”, die den dritten Schritt der Einwanderung darstellt (mehr dazu weiter unten), zurzeit beträgt die Wartezeit rund vier Monate. Termine können online reserviert werden. Wem Zeit wichtiger ist als Geld, dem stehen Auswanderungsberater wie Doris Kirch zur Verfügung. Im Grundsätzlichen ist die wichtigste Erledigung das Erlangen der NIE-Nummer. Diese Identifikationsnummer für Ausländer sei „die Eintrittskarte”, so die Expertin, Voraussetzung für alles Weitere. Zum Beispiel auch, um einen Arbeitsvertrag abzuschließen, weswegen die NIE frühzeitig beantragt werden sollte.

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Als zweiten Schritt empfiehlt Kirch, sich bei der spanischen Sozialversicherung, der „Seguridad Social” zu registrieren. Wer der Seguridad Social beitritt, profitiert damit ab sofort automatisch vom Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung. Anschließend stellt sich Neu-Mallorquinern die Frage, ob sie langfristig ihren Lebensmittelpunkt auf die Insel verlegen möchten. In diesem Falle folgt die Beantragung der Residencia: Die Aufenthaltsbescheinigung für EU-Bürger in Form einer grünen Karte setzt die Vorlage eines Arbeitsvertrages oder der Anmeldung als Selbstständiger, der NIE-Nummer, der Beitrittsnummer zur Sozialversicherung sowie eines Ausweisdokuments voraus und befähigt zur Wohnsitzanmeldung („Empadronamiento”).

Doris Kirch weist darauf hin, dass es „immens wichtig” sei, ein spanisches Bankkonto zu eröffnen. Vorsicht: Liegt dabei die Residencia noch nicht vor, die von vielen Banken für ein oftmals kostenfreies Residentenkonto verlangt wird, besteht auch die Möglichkeit auf ein Nicht-Residentenkonto. Dieses werde später in das erstgenannte umgewandelt, erklärt Expertin Kirch. Schließlich rät die Auswanderungsberaterin, die Sprachbarriere nicht zu unterschätzen. Mallorca mache es Deutschen sehr einfach, sich in einer Parallelgesellschaft zu bewegen. Insbesondere bei Behördengängen würden Spanischkenntnisse jedoch vieles erleichtern.

„Sprachen öffnen Türen. Das ist der erste Schritt zur Integration”, sagt Kirch überzeugt. Sie kann hierbei aus eigener Erfahrung sprechen: Die Deutsche gab nach ihrer Ankunft auf der Insel Sprachunterricht, unter anderem auch für Spanisch, bevor sie anfing, beim Auswandern zu helfen. Das war 2002. „Es hat sich einiges verändert”, sagt Kirch, „inzwischen ist alles strenger geworden.” Gleichwohl ist ihr immer noch wichtig, „dass die Leute es hier schaffen!”