Mallorca Magazin: Herr Bahn, haben Sie es tatsächlich geschafft, mal ein paar Tage Urlaub einzulegen?
Uwe Bahn:Bei mir ist das immer eine Mischung, denn ich habe das Glück, dass meine Arbeit mir immer Spaß gemacht hat. Mallorca ist für mich schon seit Jahren meine zweite Heimat, meine Herzensinsel, und wenn ich auf dieser herrlichen Finca bin, ist das für mich wie nach Hause kommen. Da verbinde ich Arbeit und Freizeit, wie ich es eigentlich immer tue.
MM: Jetzt gerade sitzen Sie zum Beispiel an einem neuen Podcast zum Thema „Finca-Urlaub” auf Mallorca. Wie sind Sie gerade auf dieses abgelegene Kleinod gekommen?Bahn:Ich war schon vor 26 Jahren das erste Mal hier. Die Finca ist für mich ein magischer Ort, an dem ich auftanken kann. Die Inhaber hier waren früher Schafzüchter, die ihr Landgut in ein kleines Finca-Hotel umgebaut haben, und deren Geschichte ich seither begleite. Hotel-Chef Juan Viçens und ich sind seither beste Freunde. Und immer, wenn ich Zeit habe, komme ich hierher.
MM: Da können dann ja schon mal ein paar Jahre dazwischen liegen, bei Ihrem Reisepensum…
Bahn:Das stimmt, obwohl ich auf Mallorca öfter mal eine Stippvisite einlege, um meinen Freund Daniel Vulic zu besuchen.
MM:… den Sie aus Ihrer Anfangszeit des heutigen „Inselradios kennen.
Bahn: Genau, Daniel und ich haben uns 1996 kennenglernt, nachdem ich gerade angefangen hatte, den Sender – der damals noch „La Ola” hieß, aufzubauen. Eine Idee, die ich schon lange im Kopf hatte, und dann traf ich Matthias Kühn, der sich damals die Frequenz 95,8 gesichert hatte. Das Mallorca Magazin hat damals über den Start des Senders berichtet. So erfuhr Daniel Vulic davon und bewarb sich bei uns. Das war ein doppelter Glücksfall, für das heutige „Inselradio”, das er groß gemacht hat, und für mich, denn er ist heute mein bester Freund.
MM: Viele denken heute bei Uwe Bahn genauso an Kreuzfahrt-Erlebnisse wie an den Radiomann…
Bahn: Ja, meine Begeisterung für Kreuzfahrten fing ja auch schon 2002 an, nach meiner ersten Pressereise auf der „Astor” durch die Karibik. Ich finde es einfach bis heute faszinierend, wieviel man auf diese Art des Reisens in kurzer Zeit von der Welt entdecken kann. Allerdings waren das damals noch gefühlte Rentnertouren, oder „Reisen mit Greisen”, wie wir es scherzhaft nannten. Trotzdem hatte es mich erwischt, ich war vollkommen begeistert und fing an, über meine Erfahrungen auf diesen Reisen zu schreiben.
MM: Und Ihren Erfahrungsschatz mit verschiedenen Schiffen und weltweiten Routen sammelten Sie dann im Kreuzfahrt-Guide, der seit 2006 jährlich erscheint. Das war damals ein Pionierprojekt, oder?
Bahn: Ja, der Guide erschien zum richtigen Zeitpunkt, und hat viel verändert. Drei Jahre später haben wir durch diesen Guide mit Udo Lindenberg die Kreuzfahrten sozusagen aufs nächste Level gehoben. Lindenberg stand nämlich 2009 plötzlich mit drei Exemplaren des Guides unterm Arm vor mir und sagte „Uwe, wir müssen Fan-Reisen auf dem Schiff machen.” Einen Vorschlag für den Titel der Reisen hatte er auch schon, und wir haben dann mit Tuii-Cruises die „Rock-Liner”-Reisen veranstaltet, die teilweise nach wenigen Stunden ausverkauft waren. Cruise-Reisen waren plötzlich auch bei jungem Publikum salonfähig geworden.
MM: Wie sehen Sie das Kreuzfahrt-Business heute? Die Branche steht seit Jahren in der Kritik wegen Umweltverschmutzung und von Touristen überlaufenen Innenstädten. Palma hat hier die Reißleine gezogen und erlaubt nur noch drei Kreuzfahrtschiffen pro Tag das Anlegen.
Bahn: Das verstehe ich gut und ich finde es richtig, hier ein vernünftiges Maß zu finden. Nachhaltigkeit muss an erster Stelle stehen. Die Kritik der letzten Jahre hat aber gefruchtet und den Reedereien nun wieder mehr Sympathie entgegengebracht. Denn sowohl Umweltverbände als auch die Politik sehen die Branche inzwischen als das, was sie auch ist: als echten Innovationstreiber für umweltfreundlichere Technologien. Der Schiffsantrieb mit Flüssiggas ist dabei eigentlich nur eine Brückentechnologie, es wird längst an noch besseren Treibstoff-Varianten geforscht. Mehr Häfen mit Landstrom sind entstanden, und immer mehr Kreuzfahrer rüsten um. „Aida Nova” war 2018 der weltweite Vorreiter. Das Wachstum der Schiffe finde ich allerdings bedenklich. 6000 Passagiere auf einem Schiff sind schon ganz schön viele. Da kann ich auch die Städte verstehen, die sich gegen diese Menschenströme wehren.
MM: Trifft es die Branche wirtschaftlich, wenn in beliebten Häfen wie Palma, Santorini oder Venedig plötzlich Einschränkungen gelten?
Bahn: Das glaube ich nicht, die sind kreativ und suchen dann halt alternative Häfen, vielleicht kleinere, die manchmal etwas entfernt vom eigentlichen Zielhafen liegen. Die Häfen mit gigantischen Terminals, die ja mal für große Kapazitäten gebaut wurden, haben da eher ein Problem. Im Übrigen sind Passagierschiffe weltweit nur zu rund zwei Prozent an den umweltschädlichen Emissionen beteiligt. Das größte Übel sind die Frachtschiffe, was gerne verschwiegen wird. Die haben zwar auch schon vor den Kreuzfahrern angefangen, umzurüsten, aber es braucht alles seine Zeit. Auf lange Sicht hoffe ich, dass diese wunderbare Art zu reisen sich weiter etabliert.
MM: Ihre Vorträge zu See und an Land sollen bekanntlich dazu beitragen. „Ship Happens” ist da nur ein Beispiel. Von Tontaubenschießen als Bord-Sport und Klosterfrau Melissengeist als Tagescocktail bis hin zu Eventreisen mit Peter Maffey und David Garret…
Bahn: Ja, es macht mir einfach Spaß, den Leuten humorvoll die Geschichte der Kreuzfahrt näherzubringen und vielleicht auch Bedenkenträgern eine andere Sichtweise zu präsentieren.
MM: Haben Sie ein Lieblingsschiff?
Bahn: Ohne Frage die Segelyacht „Seacloud Spirit”. Unsere „Songs’n‘Sail-Reisen” durch die Karibik sind sehr besonders. Die besten Eventreisen hatte ich aber auf Aida-Schiffen, zuletzt während der Fußball-EM, und die Rockliner-Fahrten mit Udo Lindenberg auf den Tui-Schiffen waren natürlich auch legendär.
MM: Andere Leute gehen in Ihrem Alter in Rente, ist der Ideen- und Energie-Pool nicht irgendwann erschöpft?
Bahn: (lacht) Bei mir auf keinen Fall, ich habe noch so viel in der Pipeline. Ich komponiere eigene Songs für unsere Themenreisen oder meinen Podcast, in denen ich meine Begeisterung für – ich nenne es mal Karibik-Country-Musik – ausleben kann. Und mein neuestes Projekt hat unter anderem mit Meer und Mallorca zu tun, mehr verrate ich noch nicht.
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