Bisher gibt es die Yacht nur als Computersimulation. 1,7 Milliarden Euro sollen die Baukosten stapeln. In spätestens fünf Jahr soll die Ulyssia zur Jungfernreise starten. | Ulyssia Residences AG

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Am vergangenen Freitag (25.10.) war es in Santa Ponça soweit: Auf einer Präsentation im exklusiven Mallorca Country Club ließ die Ulyssia Residences AG ihre neueste Idee für den Jetset vom Stapel – eine "Wohn-Terayacht" der Superlative. 320 Meter lang soll sie sein, vollgepackt mit Annehmlichkeiten, die jeder Vorstellungskraft spotten: zwei Helikopter, zwei U-Boote, sechs Restaurants, eine Schönheitsklinik und ein Ärztezentrum, oder wie Frank Binder, Gründer von Ulyssia, lächelnd anmerkte: "Wirklich alles, was man braucht." Man kann nur hoffen, dass die zukünftigen Bewohner sich tatsächlich nach so einem Leben auf hoher See sehnen und es sich leisten können. Denn die Eigentumswohnungen sollen ab zehn Millionen Euro zu haben sein, als Penthouse zum kleinen Preis von 95 Millionen Euro.

Doch ob diese schwimmende Luxuswelt jemals real wird, bleibt fraglich. Die Meyer Werft in Deutschland, die solche kolossalen Ideen üblicherweise nur für kommerzielle Giganten wie Disney und Royal Caribbean umsetzt, wurde mit dem Bau beauftragt. Doch bis 2029 könnten selbst bei großzügigen Budgets noch zahlreiche Wellen dazwischenkommen. Schließlich sind solche Projekte – wie etwa der gescheiterte Plan, alte Kreuzfahrtschiffe als private Milliardärsresidenzen umzubauen – vor allem eines: traumhaft teuer und bisweilen finanziell wenig lukrativ.

Binder bleibt dennoch begeistert von seiner Vision. Er beschreibt die Ulyssia als "ein einzigartiges Erlebnis – die Welt von zu Hause aus zu bereisen." Hier müsse man nicht reisen, die Welt komme einem direkt vor die Tür, und zwar glamourös, mit Privatärzten, Zahnklinik und allem, was dazugehört. Renato Chizzola, Senior Vice-President, setzt noch einen drauf:

"Alles, was Sie sich vorstellen können, werden wir anbieten." Nicht weniger ambitioniert klingt die geplante Abstimmung der Bewohner über die Reiseziele, die die Yacht ansteuern soll. Wochenlange Aufenthalte in Häfen, damit die Bewohner "wirklich eintauchen" können, und Expeditionen durch die Arktis oder nach Mikronesien sollen den Abenteuergeist der Gäste wecken.

Und diese Ziele haben es in sich: Die "Ulyssia" plant luxuriöse Fahrten durch die exotischen Gewässer von Madagaskar, entlang der atemberaubenden Korallenriffe von Mikronesien und auf einer Gletscher-Expedition durch die Nordwestpassage. Zwei „große Expeditionsabschnitte“ jährlich sollen das Programm abrunden: ein Trip ins kalte Klima, etwa die entlegene Arktis oder das eisige Alaska, und eine wärmere Destination für die Sonnenanbeter, beispielsweise die polynesische Inselwelt. So sollen die Superreichen ein Leben „voller Abenteuer und Kultur“ genießen, wie Binder versichert, und gleichzeitig auf „maßgeschneiderte Servicequalität“ nicht verzichten müssen.

Das Besondere: Die Ulyssia soll laut Binder nicht nur als Transportmittel dienen, sondern eine „schwimmende Gemeinschaft“ darstellen – ein Ort für einen „positiven Einfluss“ auf die angelaufenen Häfen, für kulturellen Austausch und tiefere Verbindungen zur Welt. „Unser Ziel ist es, jedes Reiseziel wirklich zu verstehen. Wir wollen mit den Menschen und Kulturen vor Ort in Kontakt treten und überall, wo wir hinkommen, einen positiven Einfluss ausüben.“ Klingt nobel, doch wie dieser „Einfluss“ auf ferne Kulturen wirklich aussieht, bleibt eine Frage für die Zukunft.

Die Bewohner dürfen sich jedenfalls auf eine prunkvolle Ausstattung freuen: Die Innenräume, von FM Architettura und acht weiteren Dekorateuren entworfen, werden die Eigner vermutlich über den nächsten Winter und Sommer hinaus in Atem halten. Die Wohnungen reichen von 113 bis 982 Quadratmetern und können ganz nach den individuellen Vorlieben luxuriös ausgestattet werden. Vom eigenen Sportplatz über eine zweistöckige Bibliothek bis zur Garage für die privaten Ferraris bleibt kein Wunsch offen – oder wie Chizzola sagt, "eine neue Typologie des Wohnens."

Bleibt die Frage: Wird dieses schwimmende Wolkenkuckucksheim je Realität, oder bleibt es das, was es heute ist – ein Traum von 1,7 Milliarden Euro?