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Der Abzweig erfolgt auf halbem Weg an der Landstraße zwischen Inca und Muro im Norden Mallorcas, und die Auffahrt, die sich dann öffnet, hat es in sich. Sie wird gesäumt von uralten Kiefern, während rechts davon sich Rebland in die Weite zieht, links davon sind es hingegen Orangenplantagen. Am Ende der nicht asphaltierten Zufahrt taucht das Haupthaus auf, ein historisches Agrargut, gegründet 1649. Herrschaftlich mutet auch die Einfahrt in den inneren Hof des Anwesens. Auf einem der Portale prangt der Name des Landgutes: Willkommen auf Son Ramon.

Zuletzt waren die Gebäude zwei Jahrhunderte in Familienbesitz, dann erfolgte 1996 der jüngste Eigentümerwechsel. Miguel Ramis, Gründer der mallorquinischen Hotelkette Grupotel, nahm sich des brachliegenden Landsitzes an. „Unsere Idee war von Anfang an, das Anwesen zu bewahren und als Agrarbetrieb zu neuem Leben zu erwecken. Damit er sich selbst tragen kann”, sagt der Seniorchef beim Treffen mit den Medien auf dem Landgut.

Grupotel, mit Schwerpunkt an der Playa de Muro im Inselnorden, nennt heute 35 Hotelanlagen sein Eigen; allein auf Mallorca sind es 22. Geschäftsführerin des Familienbetriebes ist die Tochter des Unternehmensgründers, Margalida Ramis. Unter ihrer Ägide wurde seit 2005 wieder Wein angebaut, 12,5 Hektar sind es insgesamt, auf denen die weißen Sorten Chardonnay, Prensal Blanc und Muskat sowie die roten Cabernet, Syrah, Callet und Garnacha gedeihen. Mit Erfolg: Der spanische Weinführer Guía de Vinos Gourmets 2018 sprach der roten Cuvée „Son Ramis Selecció Especial” 93 Punkte zu. Ein Tropfen hälftig aus Syrah und Cabernet gezogen, der 18 Monate im Eichenfass reifen durfte.

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„Der Aufbau eines Weingutes ist eine große Herausforderung. Aber eine Herausforderung, die man mit Genuss angehen sollte. Sonst lohnt sich der Einsatz nicht”, sagt Margalida Ramis. Die Hotelunternehmerin setzt dabei auf Fachleute wie die Weinbauexperten vom Festland, Josep Lluis Pérez (Priorat) und Anna Gallisà (Tarragona) sowie auf die Önologin Cati Picó aus Muro. Hinzu kommt der mit seinen 83 Jahren an Erfahrung unschlagbar reiche Gutsverwalter Miquel Fornés, der zwischen den knorrigen Reben, Ölbäumen und Eichen auf dem 90 Hektar großen Anwesen beneidenswert rüstig geblieben ist.

Heute werden in Son Ramon wieder mehr als 90.000 Flaschen pro Jahr abgefüllt. Damit schließt sich der Kreis. Denn bevor die Reblausplage im Jahre 1890 den Weinbau zum Erliegen brachte, wurden dort Tausende Liter Landwein gekeltert. Ein eindrucksvolles Zeugnis davon legt der historische Weinkeller ab, der Ausmaße einer gotischen Kapelle aufweist. Ein Dutzend historischer Riesenfässer prägen den kühlen Raum, der heute auch für besondere Veranstaltungen wie Taufen, Kommunionsfeiern oder Hochzeiten genutzt wird. Darüber hinaus sind auf Son Ramon rund 10.000 Orangenbäume sowie Ölbäume der Sorte Arbequina zu pflegen. Auch Letzteres steht für den hohen Qualitätsanspruch, den der Familienbetrieb an seine Agrarfinca stellt.

(aus MM 15/2018)