Der Aufsichtsrat der Air-Berlin-Gruppe hat am Montag dem vorläufigen Verhandlungsergebnis der Insolvenzverwalter zugestimmt. Danach soll der Löwenanteil der Luftbrücke zwischen Mallorca sowie Deutschland, Österreich, Schweiz, also insbesondere die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki, an den bisherigen deutschen Mitbewerber Lufthansa veräußert werden. Der britische Billigflieger Easyjet wird ebenfalls Teile der Air-Berlin-Flotte übernehmen.
Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. In deutschen Medienberichten war indes in den vergangenen Tagen von 200 bis 350 Millionen Euro die Rede gewesen. Air Berlin erklärte in einer Mitteilung, „wenn die Abschlüsse wie geplant finalisiert werden, besteht eine gute Chance, den KfW-Kredit zurückzuzahlen". Der Überbrückungskredit der Bundesregierung war in Höhe von 150 Millionen Euro zugesagt worden.
Wie die hochverschuldete Airline mitteilte, habe der Aufsichtsrat am Montag den aktuellen Stand der Bietergespräche für den Verkauf des Unternehmens besprochen. Nun werden den Angaben zufolge die Verhandlungen mit Lufthansa und Easyjet bis zum 12. Oktober fortgeführt. Ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen eröffne eine Perspektive für mehrere Tausend Mitarbeiter.
Der Generalbevollmächtigte der Gläubiger, Frank Kebekus, sagte: „Wir sind noch nicht am Ziel der Verhandlungen. Ein stabiler Flugbetrieb in den kommenden Tagen und Wochen ist Grundvoraussetzung für den Erfolg. Alles andere gefährdet die Verhandlungen.“
Air-Berlin-CEO Thomas Winkelmann ließ mitteilen: „Wir sind auf dem Weg, für rund 80 Prozent unserer Kolleginnen und Kollegen gute Chancen für neue Arbeitsplätze bei den Bietern erreichen zu können. (...) Den heute präsentierten Verhandlungsstand konnten wir nur mit der schnellen Überbrückungshilfe der Bundesregierung erreichen. Andernfalls hätten wir am Wochenende 12./13. August 2017 die Flotte grounden müssen. Dies hätte den unmittelbaren Arbeitsplatzverlust für alle Mitarbeiter bedeutet.“
Eine Einigung ist ferner abhängig von der Zustimmung der europäischen Kartellbehörden. „Aufatmen können wir erst, wenn die EU-Kommission die Transaktionen final bestätigt hat", sagte Winkelmann.
Der Insolvenzverwalter Lucas Flöther stellte klar, dass die Ergebnisse des Investorenverfahrens nun durch die EU-Kommission auf Konformität mit den Binnenmarktregeln zu überprüfen seien. "Wir hoffen, dass der Prozess bis Jahresende abgeschlossen ist."
Flöther betonte, das Insolvenzverfahren diene dazu, die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen. Er bezeichnete Gerüchte, die Politik habe auf die Auswahl der Investoren Einfluss genommen, als „völlig abwegig". Tatsächlich wären nach seinen Worten solche Versuche sinn- und folgenlos: „So etwas würde es mit mir einfach nicht geben."
Die Insolvenzordnung habe zudem einen weiteren Schwerpunkt gesetzt: den Erhalt von Arbeitsplätzen. Dem seien der Vorstand und der Generalbevollmächtigte ungeachtet der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen in hohem Maße nachgekommen. "Seien Sie sich eines gewiss: Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz!“
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