Dr Werner Brill Kremer, Facharzt im Krankenhaus von Manacor.

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Helmut Kohl ist Bundeskanzler, Borussia Dortmund gewinnt die Champions League und das Krankenhaus von Manacor öffnet zum ersten Mal seine Türen: 1997. Es ist mittlerweile die älteste staatliche Klinik auf Mallorca.

Von Anfang an dabei ist Dr. Werner Brill Kremer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Der 62-Jährige war einer der ersten Ärzte des Krankenhauses, das damals 170.000 Patienten betreute. "Wir haben mit fünf Ärzten angefangen, damals musste jeder alles können", so Brill. Geboren wurde der Arzt in Valencia, mit acht Jahren zog er mit den deutschen Eltern nach Barcelona. Dort besuchte er eine deutsche Schule und studierte Medizin. Später ging es in die Uniklinik nach Homburg. Dem leitenden Oberarzt fehlte die spanische Heimat irgendwann: "Zwischen 6 und 7 Uhr war ich da, um 8 Uhr stand ich bereits im OP und erst um 20 Uhr habe ich Feierabend gemacht." Es gab Wochen, in denen er kaum das Tageslicht sah. In Spanien hingegen sei der Tag auch um 22 Uhr noch nicht vorbei. Der Hobby-Segler kam 1990 zurück nach Barcelona, zu dieser Zeit gab es auf Mallorca nur ein öffentliches Krankenhaus, die Klinik Son Dureta in Palma.

Bereits 1987 forderte die bis dahin größte Demonstration der Insel eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung. Über 10.000 Menschen versammelten sich am 31. Oktober, um für ein neues Krankenhaus im Osten Mallorcas zu demonstrieren. Die Regierung erkannte die Notwendigkeit und reagierte auf die Proteste. Zehn Jahre später, 1997, öffnete das Krankenhaus seine Türen. Brill war bereits bei der Planung involviert. "Schon damals haben sie das Krankenhaus viel zu klein gebaut", sagt er.

Man ging davon aus, dass die meisten Patienten weiterhin die Klinik Son Dureta aufsuchen würden, aus Gewohnheit. "Außerdem waren 60 Prozent der Inselbevölkerung privat versichert", erklärt der Arzt weiter. Doch bereits nach dem ersten halben Jahr mussten Operationen, die eigentlich nur vormittags stattfinden sollten, auf den Nachmittag verschoben werden. "Kurz vor der Krise wollten sie das Krankenhaus vergrößern, die Pläne wurden schon gezeichnet." Doch dann war Spanien an seinem wirtschaftlichen Tiefpunkt angekommen und statt zu investieren, wurde überall eingespart. Das Krankenhaus von Manacor, das aktuell über 232 Betten verfügt, hat seit seiner Eröffnung zwar einige Operationssäle dazubekommen, auch kleinere Verschönerungsarbeiten wurden unternommen, aber eine Renovierung und Erweiterung stehen noch aus. Das soll sich jetzt aber ändern: Die Regierung investiert 80,9 Millionen Euro in das Krankenhaus.

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Wie die balearische Gesundheitsbehörde IB-Salut mitteilt, sollen die Sanierungsarbeiten in vier Phasen aufgeteilt werden. Das Krankenhausgelände werde fast verdoppelt, von aktuell 27.165 Quadratmeter wird die Fläche auf 50.495 Quadratmeter vergrößert. Außerdem sei ein neuer Parkplatz unterhalb des Gebäudes geplant. Noch in diesem Jahr wolle man mit den Arbeiten beginnen.

Die Erweiterung des Krankenhauses ist der erste Schritt, die aktuell rund 140.000 Patienten besser zu versorgen. In den Sommermonaten kommen noch rund 20.000 dazu. Auch wächst die Bevölkerung stetig und die Patienten werden immer älter: "Früher hat ein 90-Jähriger einen Rollstuhl bekommen. Heute wird er operiert", so Brill. Das Leben sei heutzutage einfach auch in diesem Alter noch lebenswert.

Im Laufe der Jahre sind noch drei weitere öffentliche Krankenhäuser auf Mallorca dazugekommen (das Großklinikum Son Espases, das Krankenhaus Son Llàtzer und die Klinik von Inca), daher ist die Zahl der Patienten verglichen mit 1997 gesunken, für die Mitarbeiter bleibt der Stressfaktor aber dennoch sehr hoch. Brill erklärt das Arbeitspensum mit der staatlich begrenzten Wartezeit: "Seit dem Dekret, die Wartezeit der Patienten auf 180 Tage zu begrenzen, haben wir natürlich alle Hände voll zu tun. "Wer länger wartet, darf sich in einer Privatklinik behandeln lassen. Die Kosten übernimmt das staatliche Gesundheitswesen. Brill ist sich sicher: "Selbst wenn auf Mallorca noch zwei weitere Krankenhäuser aufmachen würden, wären die auch voll."

(aus MM 17/2017)