Der Hotelkomplex Bellevue auf Mallorca wird derzeit von Hausbesetzern bewohnt. | F. F.

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Die Welle von Hausbesetzungen in saisonbedingt geschlossenen Hotels auf Mallorca zieht immer weitere Kreise und sorgt für Besorgnis unter den Hoteliers. Die jüngsten Vorfälle haben nun bereits erste Auswirkungen auf den Tourismus: Eine Gruppe von 46 deutschen Urlaubern hat ihre Buchung im Hotel Bellevue in Port d'Alcúdia storniert, nachdem bekannt wurde, dass das Hotel derzeit von "Okupas" in einem seiner Gebäude besetzt wurde.

Es ist der dritte Vorfall dieser Art in den vergangenen Wochen. Die Besetzer haben sich im Gebäude Neptuno II des Hotels eingenistet, einem kompletten Block von Apartments, und verursachten dort erheblichen Schaden. Schlösser und Vorhängeschlösser wurden aufgebrochen, und das Gebäude illegal betreten. In den besetzten Wohnungen leben mittlerweile Dutzende Menschen, darunter auch Kinder, aus verschiedenen Ländern und sozialen Schichten. Zwar fehlt es den Besetzern an Wasser, aber der Stromanschluss bleibt bestehen. Die Eigentümerin des Hotels, BlueBay, zeigte sich zunächst zuversichtlich, dass der Vorfall schnell gelöst werde, um einen reibungslosen Saisonstart zu gewährleisten. Doch die Besetzung wirft bereits ihre Schatten voraus.

Die betroffene Reisegruppe, die ursprünglich am 6. April mit der Fähre aus Barcelona anreisen sollte, stornierte nicht nur ihre Buchung im Bellevue, sondern änderte auch ihre Urlaubspläne komplett. Der Aufenthalt hätte bis zum 11. April dauern sollen. Die Stornierung ist ein weiterer Rückschlag für die Hotelbranche, die in der Nebensaison mit leerstehenden Zimmern und geschlossenen Betrieben ohnehin schon zu kämpfen hat.

Alarmierende Zunahme von Besetzungen

Der Vorfall ist bereits der dritte in kurzer Zeit, der von den Medien aufgegriffen wurde. Bereits in den vergangenen Wochen waren Hotelanlagen in Cala Bona und Cala d’Or Ziel von Hausbesetzungen geworden. Die Hoteliers auf der Insel äußern zunehmend "höchste Besorgnis" über diese Entwicklung und warnen vor den Folgen für die Saison. Mallorcas Hotelverband Fehm forderte deshalb von den Behörden eine schnellere Reaktion, um den rechtmäßigen Besitz der Hotelräume zu sichern. Insbesondere müsse ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der den Eigentümern besseren Schutz bietet als den "Okupas".

"Die Besetzungen gefährden nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Vertrauen der Touristen", so ein Sprecher der FEHM. Die Unsicherheit über die rechtliche Lage und die nachlässige Handhabung dieser Vorfälle würden der Inselwirtschaft erheblichen Schaden zufügen.

Viele Hoteliers haben daher bereits begonnen, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Alarmanlagen, private Sicherheitsdienste und sogar Wachhunde sollen die Hotels vor weiteren Besetzungen schützen. Doch die Sorge geht weit über den Herbst hinaus: Die Hoteliers befürchten, dass solche Vorfälle auch den Beginn der Tourismussaison gefährden könnten.

Forderung nach mehr gesetzlichem Schutz für Eigentümer

Die Unsicherheit über die rechtlichen Konsequenzen für die Besetzer und die Eigentümer von betroffenen Hotels ist auch der Hauptkritikpunkt vieler Unternehmer. "Das System schützt mehr die Besetzer als die Eigentümer", so Jordi Mora, Präsident der Föderation der kleinen und mittleren Unternehmen von Mallorca (PIMEM). Mora betont, dass die betroffenen Unternehmer diese Räume "innerhalb von 24 Stunden zurückerhalten sollten", notfalls mit Hilfe der Polizei. "Es darf nicht sein, dass die Rechte der Eigentümer so missachtet werden."

Die Sorge vor einem weiteren Anstieg von Hausbesetzungen in den kommenden Monaten ist real: In der Nebensaison bleiben viele Hotels auf Mallorca leer, was die Gefahr von illegalen Besetzungen verstärkt. Experten warnen, dass diese Praxis den Ruf der Insel als Ferienziel ernsthaft beschädigen könnte.