Neben Chinesen und Asiaten sollen in Zukunft auch mehr Touristen aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar die Inseln besuchen. | Archiv UH

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Würde man die europäische Urlaubsbranche mit einer immergrünen Klee-Wiese vergleichen, dann wäre Mallorca zweifelsohne die dickste Kuh auf dem Feld. Doch was macht die Kuh, wenn sich das Gras auf ihrer Wiese langsam aber sicher dem Ende neigt? Sie schielt über den Zaun, um nach saftigeren Futterplätzen Ausschau zu halten.

Ähnlich sieht die Lage derzeit in der balearischen Tourismusbranche aus. Die europäischen Quellmärkte sind ausgereizt, ein weiteres zahlenmäßiges Wachstum von Urlaubern aus Deutschland, England, Skandinavien oder Osteuropa ist angesichts des damit einhergehenden Ressourcen-Verbrauchs und dem Bau von weiteren Ferienunterkünften weder ökologisch noch politisch vertretbar. Weniger ist mehr, lautet daher die Formel für die Zukunft, oder anders ausgedrückt: Weniger Touristen müssen her, aber dafür solche, die mehr Geld ausgeben als ein durchschnittlicher Massen-Reisender.

Doch um zahlungskräftige Urlauber von außerhalb Europas auf die Balearen zu locken, bedarf es der entsprechenden Flugverbindungen. Bestes Beispiel ist die seit Mai 2022 von der Fluggesellschaft United Airlines angebotene Direktverbindung zwischen Palma und New York. Über 370.000 US-Touristen gelangten seit Bestehen der Übersee-Luftbrücke auf die Insel und bescherten der hiesigen Urlaubsbranche nach jüngsten Angaben des spanischen Statistikinstituts Umsatzeinnahmen in Höhe von rund 517 Millionen Euro. Sensationell. Warum? Der durchschnittliche US-Tourist gibt während seines Aufenthaltes auf der Insel fast doppelt so viel Geld aus wie sein Pendant aus Deutschland oder England.

Um diesen Unterschied deutlicher zu machen, bedarf es einen Gang ins regionale Statistikamt. Von den rund 15,5 Millionen Menschen, die in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf den Balearen ihren Urlaub verbrachten, stammten nur 636.000 von außerhalb der EU. Dennoch sorgten sie für einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro. Im Vergleich: Im selben Zeitraum dieses Jahres reisten knapp 3,9 Millionen Bundesbürger auf die Inseln und hinterließen in den dortigen Kassen etwa 4,35 Milliarden Euro. Pro Kopf gerechnet macht das genau 1121,83 Euro, die jeder Deutsche im Urlaub auf Mallorca oder den Nachbarinseln hinterließ. Im europäischen Pro-Kopf-Ausgaben-Ranking liegt Deutschland damit an fünfter Stelle hinter Skandinavien (ca. 1386 Euro), den Benelux-Ländern (1302 Euro), der Schweiz (1231 Euro) und Großbritannien (1156 Euro). Doch das mit Abstand meiste Geld gab dieses Jahr der Urlauber fern Europas auf den Balearen aus, nämlich exakt 1668,38 Euro pro Kopf.

Kein Wunder also, dass hiesige Politiker und Unternehmer größtes Interesse haben, neue Quellmärkte in anderen Ecken der Welt aufzutun. Rückendeckung bekommen sie dabei von der Zentralregierung in Madrid.

So erklärte Rosana Morillo, spanische Staatssekretärin für Tourismus, vor kurzem den Ausbau von Direktfluganbindungen zwischen Asien mit den wichtigsten spanischen Flughäfen, darunter auch Palma und Ibiza, zu den obersten Anliegen ihres Ministeriums. Primäres Ziel sei, mehr Direktflüge zwischen China und Madrid sowie Barcelona zu schaffen, aber man wolle auch die Möglichkeiten für Verbindungen auf die Balearen prüfen. Das Interesse an der Stärkung von touristischen Beziehungen zu den Langstreckenmärkten beschränkt sich nicht allein auf China, auch Japan, Südkorea, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar werden von Morillo als neue Quellmärkte anvisiert.

So erklärte die Ministerin, dass bei den jüngsten von der UN-Welttourismusorganisation initiierten Treffen in Riad und Samarkand Gespräche mit saudischen und katarischen Behörden stattgefunden hätten. „Wir haben dort unter anderem über Verbindungen mit Mallorca und Ibiza gesprochen. Beide Inseln sind dort als internationale Reiseziele bekannt und geschätzt, und es besteht großes Interesse zum Aufbau von Direktflugverbindungen, und zwar sowohl in der Hoch- als auch in der Nebensaison”, verlautete Morillo.

Doch wöchentliche Flüge allein reichen nicht aus, um die Balearen spendierfreudigen Touristen insbesondere aus Fernost schmackhaft zu machen. Japanische Urlauber beispielsweise sind dafür bekannt, während eines Europa-Trips möglichst viele verschiedene Reiseorte zu entdecken. Auf der noch bis Sonntag stattfindenden Tourismusmesse World Travel Market in London schlug Morillo daher vor, spezielle Urlaubspakete für Fernost-Besucher zu schnüren, mit denen sie während ihres Aufenthaltes gleich alle Balearen-Inseln besuchen könnten. Sollte ihr Plan aufgehen, dürfte Mallorcas Tourismus-Kuh bald zum Sprung über den Zaun ansetzen, um auf fremden Wiesen grasen zu gehen.