Pedro Marín repräsentiert als Verbandspräsident rund 38.000 Bettenplätze an Mallorcas größter Ferienmeile. | Andreas John - Andreas John

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Fast 25 Jahre ist es her, dass der Vater von Pedro, Francisco Marín, das Mandat des Hoteliersverbandspräsidenten an Mallorcas bedeutendster Ferienmeile antrat. Während seiner 16-jährigen Amtszeit galt Francisco Marín als einer der Vorreiter für die Umwandlung der Playa de Palma vom Billig-Ferienort in ein Qualitätsreiseziel.

Vor wenigen Wochen wurde nun Sohn Pedro zum neuen Chef der Hotelunternehmer an der Playa gewählt. „Die Zeiten, als mein Vater den Posten ausübte, kann man mit heute wohl kaum vergleichen”, sagt Pedro, der auch Geschäftsführer des Familienhotels Playa Golf direkt gegenüber der vielleicht berüchtigtsten Strandbar Europas, dem Balneario „Ballermann” Nr. 6 ist. „Damals vergnügten sich die Urlauber tagsüber vor allem am Strand, erst nach Sonnenuntergang ging die Party los. Heute beginnen sich viele Touristen bereits nach dem Frühstück im Hotel mit Alkohol zu betrinken und in den großen Bierlokalen bis zur Besinnungslosigkeit zu feiern”, sagt Marín.

Ein Geschäft ist die Hotellerie an der Playa de Palma dennoch geblieben. „Wir sind mit den Buchungszahlen in diesem Jahr sehr zufrieden und schätzen, dass die Auslastung der rund 38.000 Bettenplätze am Ende des Jahres bei einem Durchschnitt von 85 Prozent liegen wird”. Trotz dieser verheißungsvollen Zahlen ist der Unternehmer mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht wirklich glücklich. „Die Auswüchse des Party-Tourismus sorgen auch in diesem Jahr wieder für reichlich Verdruss, aber auch Besorgnis unter Anwohnern und Unternehmern. Das Image, das betrunkene und randalierende Urlauber insbesondere in den ausländischen Medien verbreiten, ist denkbar negativ”, sagt Marín.

Dass im Zuge der seit ein paar Jahren eingeleiteten Modernisierung und Verschönerung von Hotelanlagen, Bars, Restaurants und Boutiquen ein ebenso vornehmeres Klientel an der Playa Einzug gehalten habe, weist er zurück. „Die hohen Investitionskosten, mit denen Hoteliers und Unternehmer ihre Betriebe sanierten, haben natürlich zu einem generellen Preisanstieg geführt. Wer jedoch hoffte, dass durch die Verteuerung weniger junge Sauftouristen bei uns Urlaub machen würden, hat sich geirrt. Unsere Hotels sind zumindest im Pauschalpaket für die breite Masse an jugendlichen Partyurlaubern immer noch erschwinglich”, sagt Marín.

Anders sehe es im Gaststättengewerbe aus, das in diesem Jahr sehr wohl Umsatzeinbußen durch preissensiblere Kundschaft registriert habe. „Statt in Restaurants oder Bars zu konsumieren, decken sich Party-Touristen zunehmend aus Kostengründen in kleinen Supermärkten entlang der ersten Linie mit billigem Alkohol ein. Was wiederum noch mehr betrunkene Urlauber auf der Straße zur Folge hat. Ein echter Teufelskreis”, sagt Marín.

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Dass Menschen im Urlaub über die Stränge schlagen, sei seiner Meinung nie auszuschließen. Sehr wohl aber könne man betrunkene, pöbelnde oder randalierende Touristen in die Grenzen verweisen. „Als ich bei meinem Amtseintritt ein generelles Alkoholverbot auf der Straße forderte, wurde ich von vielen Leuten verständnislos angeschaut”, sagt Marín. „Tatsache ist aber, dass ein solches Verbot im Rahmen des von Palmas Stadtverwaltung eingeführten Benimmregel-Dekrets in Touristenorten seit 2018 längst existiert. Nur hält sich niemand daran, weil es auch niemand kontrolliert”.

Gleiches gelte auch für alle anderen Gesetzesüberschreitungen an der Playa, wie Straßenverkauf, Prostitution, Drogenhandel oder andere illegale Gewerbetätigkeiten. „Die Mehrzahl der selbst ernannten Supermercados entlang der Playa de Palma beispielsweise haben gar keine Lizenz als solche. Sie dürfen in ihren wenigen Quadratmeter großen Läden höchstens Souvenirs und Sonnenschirme verkaufen. Weil sie aber niemand kontrolliert, kam irgendwann mal einer von ihnen auf die Idee, ein paar Kühlschränke zwischen die Regale zu stellen, um von da an, Bier und anderen Alkohol zu verkaufen. Und das die ganze Nacht”, ärgert sich Marín.

Dabei konzentriere sich das wilde Treiben an der Playa lediglich auf einen Strandabschnitt von gerade einmal 1000 Metern. „Zwischen Balneario 3 und Balneario 7 herrschen Zustände wie im Wilden Westen. Dort ist scheinbar alles erlaubt, dort geht es mittlerweile schlimmer zu als in der britischen Sauftourismus-Hochburg Magaluf in Calvià, dessen hässliche Seite sich im Grunde nur auf eine einzige Straße, der Punta Ballena beschränkt”.

So wie andere Unternehmer fordern Marín und sein Hotelverband aus diesem Grund von Palmas Stadtverwaltung eine eigene Polizeieinheit, die zumindest in den Sommermonaten Tag und Nacht vor Ort präsent ist. „Jede Ordnungswidrigkeit wie Alkohol trinken auf offener Straße, Urinieren, Grölen oder Schlägereien muss sofort und an Ort und Stelle mit einem saftigen Bußgeld bestraft werden. Wer 80 oder 100 Euro dafür zahlen muss, weil er in der Öffentlichkeit die Sau herausgelassen hat, der wird sich von da an sehr wohl überlegen, sich noch einmal danebenzubenehmen.”

„Um die Playa de Palma zu schaffen, die mein Vater in seiner Zeit als Hoteliersverbandspräsident vor Augen hatte, muss die öffentliche Verwaltung ein sehr viel größeres Interesse zeigen als bisher. Wir, also Hoteliers und Unternehmer, haben dafür gesorgt, dass dieser Ferienort in den vergangenen Jahren ein neues, zeitgemäßes und besseres Image bekommen hat. Für die Sauberkeit und Sicherheit drumherum ist jetzt die Stadtverwaltung verantwortlich. Macht sie es nicht, werden sich Sauf- und Partytouristen aus ganz Europa hier weiter wie zu Hause fühlen”.