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Man hat sich beim Management der allseits bekannten Überlandbusse von Tib ins Zeug gelegt, um den meist ausländischen Besuchern der Insel entgegenzukommen: In einem speziellen Wartebereich am Flughafen bemühen sich junge Mitarbeiter mehrsprachig, den Ankömmlingen die seit einigen Tagen zu Urlauberorten fahrenden sogenannten Aerotib-Busse zu erklären. Es sei erheblich billiger, mit der Kreditkarte statt bar zu bezahlen, flötet eine gutgelaunte Tib-Beschäftigte immer wieder. „Aber man muss sie beim Aussteigen ein zweites Mal auf den Sensor halten, sonst wird mehr Geld abgezogen.”

Es ist Sonntag, 20. Juni, vor dem Airport geht es der Jahreszeit entsprechend geschäftig zu. Immer wieder quellen Passagiere aus dem coronabedingt verkleinerten Ankunftsbereich, meist drängt es sie zum Taxistand oder ins Parkhaus. Doch einige bewegen sich auch zu den neuen Aerotib-Überlandbussen: Es ist Vormittag, aus grauen Wolken fällt ein wenig Schlammregen, vier mit Naturgas betriebene Gefährte stehen bereit. Sie sollen fast gleichzeitig zu den Strandecken ausschwärmen, so wie sie es täglich fast einmal pro Stunde machen: Da ist zunächst einmal die Linie A12 zu nennen, die über Costa d’en Blanes, Son Caliu und Palmanova zum Britendorado Magaluf fährt. Mit der A11 geht es über Santa Ponça, Costa de la Calma und Peguera in das gediegene Abhäng-, Paella- und Golfparadies Camp de Mar. Die Busse der Linie A32 fahren über Playa d’Alcúdia, Port d’Alcúdia und Playa de Muro bis nach Can Picafort, wo das Meer besonders türkisblau leuchtet.

Und dann ist da noch die längste dieser nur in der Hochsaison verkehrenden Linien, die A42. In einen fast liebevoll geputzten Bus steigt der Verfasser dieser Zeilen ein, um bis zur Endstation zu fahren, nach Cala Bona, 57 Kilometer gen Nordosten. Auch Hannes aus Berlin-Tempelhof gesellt sich dazu, seine augenscheinlich schweren Koffer wuchtet der Urlauber auf spezielle Metallgestelle. „Det iss jünstiger als ein Taxi”, juchzt er, der in Cala Millor zusammen mit seiner Freundin ein paar Tage am Strand ausruhen will. „Det iss doch ein juter Service!”

Pünktlich um 10.40 Uhr geht es los, für die Strecke muss man 8,10 Euro mit der Kreditkarte löhnen, 13,50 Euro kostet es in bar. Mehr als eine Stunde gondelt man durchaus hurtig durch die Zentralebene, dann erreicht man in Porto Cristo, dem ersten Halt, die Ostküste. Es folgen S’Illot und Sa Coma. In Cala Millor verlassen die Berliner lächelnd den Bus: „Jetzt beginnt der Urlaub, wa?” In Cala Bona wuchtet sich der mittlerweile allein im Bus befindliche Autor aus dem Sitz, um sich der inzwischen gleißenden Sonne hinzugeben. Wie weggepustet sind die Wolken, der kleine Hafen und die direkt an der Felsküste befindlichen Bunker aus dem Spanischen Bürgerkrieg strahlen fast aus sich selbst heraus. Es ist nicht sonderlich voll, einige Hotels sind noch geschlossen, darunter das Catalonia del Mar direkt im Hafen. Doch der Moonfish-Glasbottom-Katamaran dreht bereits seine Runden.

Für Touristen stellen die Aerotib-Busse eine große Erleichterung dar. Denn ohne diesen Sommer-Service müsste man erst einmal irgendwie – mit dem EMT-Flughafenbus oder einem teuren Taxi – zur Plaça d’Espanya in Palma kommen, wo die regulären Tib-Gefährte unterirdisch abfahren: Von dort gibt es zwar einen Direktbus bis Cala Millor, die Linie 401, doch wer nach Cala Bona will, muss dort noch einmal umsteigen. Ein kompliziertes Unterfangen ...

Dann lieber der Aerotib-Bus: Zurück kommt dieser fast überpünktlich. Gut gekühlt klappert er die Ferienorte ab, es geht wieder zum Flughafen. Was für eine entspannte Tour aber auch!