TW
22

Die Freude steht Chema an diesem Montag ins Gesicht geschrieben. Auch deshalb setzen er und seine Kollegen spontan zum Applaus an, als die erst Fuhre deutscher Urlauber vor dem Hotel Riu Concordia an der Playa de Palma auf Mallorca "abgeladen" wird. Ohne Touristen, erklärt der Page in sandfarbenener Hoteluniform, gebe es auf Mallorca weder Jobs noch Geld. Er selbst hatte seit Januar keine Arbeit mehr.

"Ich konnte es deshalb kaum erwarten, endlich wieder loszulegen. Im Moment bin ich dafür zuständig, den Urlaubern unsere Hygienemaßnahmen zu erklären", sagt der Mittvierziger in mindestens 15 Mikrofone, die ihm von den Kamerateams unter die Nase gehalten werden. Die vielen Deutschen, die unterdessen ihre Koffer und Taschen dem Bauch des hellblauen Tui-Busses entnehmen, sind verblüfft ob des Medienrummels, der sie vor der frisch-renovierten Vier-Sterne Herberge an Palmas Partymeile erwartet.

Dabei war schon am Montagmorgen am Flughafen klar, welch ein Echo das balearische Pilotprojekt in ganz Deutschland und Spanien ausgelöst hatte. Fast 25 Kamerateams vom Fernsehen sowie zahlreiche Vetreter von Hörfunk und Zeitungsmedien hatten sich ab zehn Uhr in Son Sant Joan versammelt, um ihre Zuschauer, Leser und Hörer zu Zeugen dieses Spektakels zu machen – die ersten Deutschen kommen nach der Coronakrise wieder nach Mallorca!

Der Medienrummel am Montagmorgen am Airport Palma war gewaltig.

Um kurz vor halb zwölf war es dann soweit, und die Touristen traten durch die Glastüren in die Empfangshalle. "Es ist schön, hier auf Mallorca zu sein", so die einhellige Meinung der meisten, "ein bisschen anders als sonst, aber troztdem schön!"

Die überwiegende Zahl der Menschen, die an Bord des Tuifly-Fluges 2312 waren, sind Pauschalurlauber, aber auch einige Hausbesitzer waren dabei. Angst vor einer Infektion? "Weder in Deutschland, noch hier", so der Tenor unter den Reisenden.

Ähnliche Nachrichten

Etwa 45 Minuten dauert es, bis die knapp 200 Passagiere, die bereits während des Fluges von Kamerateams des deutschen Fernsehens begleitet wurden, in die Busse auf dem Vorplatz des Airports steigen. Ein Bild, fast wie eh und je. Hostessen in Röcken und hellblauen Blusen, Tui-Flaggen und auf Hochglanz polierte Busse, die die "Versuchskaninchen" an die Playa de Palma beziehungsweise nach Alcúdia bringen.

Eine Mitarbeiterin von Tui wartet auf die Gäste.

Und während die "Alemanes" an der Rezeption einchecken, fährt die Balearen-Regierung bei der Pressekonferenz für die Medienvertreter, die ebenfalls im Riu Concordia stattfindet, alles auf, was Rang und Namen hat. Ministerpräsidentin Francina Armengol, Palmas OB José Hila, Inselratspräsidentin Catalina Cladera – sie alle sind hier, um nun offiziell den Startschuss für die Urlaubersaison zu geben.

Tui-Vorstandsmitglied Sebastian Ebel, der ebenfalls zu Gast ist, versichert: "Wir sind stolz, dass unser erster Flieger nach dieser Krise nach Mallorca ging." Die Zusammenarbeit mit den Behörden auf der Insel lobt der Manager in den höchsten Tönen. "Da stimmt alles, auf professioneller wie auf menschlicher Ebene. Mallorca wird eine Urlaubersaison haben und auch diese wird gut sein."

Ministerpräsidentin Francina Armengol mit Tui Vorstand Sebastian Ebel.

Und auch vonseiten der Insel-Institutionen hört man an diesem Vormittag nichts als Freude darüber, dass die Deutschen endlich wieder nach Mallorca kommen. "Wir heißen Euch mit offenen Armen willkommen", so Inselratschefin Catalina Cladera.

Und während Politik und Presse noch im klimatisierten Saal mit der Arbeit beschäftigt sind, klingen nur wenige Meter entfernt, auf der Pool-Terrasse des Hotels, schon die Spritz-Gläser aneinander und der Zapfhahn zischt. Kaum einen der Urlauber hat es lange auf dem Zimmer gahelten, vielmehr heißt es bei den meisten jetzt: Abschalten und die Sonne genießen. Eben ein bisschen anders als sonst, aber troztdem schön.

Knapp 11.000 Urlauber sollen über das Pilotprojekt bis Ende des Monats auf die Insel kommen – meist im Rahmen von Pauschalreisen. Bereits am 21. Juni aber öffnet Spanien seine Grenzen für Jedermann, sodass die Gesamtzahl der Touristen – abhängig natürlich von den verfügbaren Flügen – bereits dann kräftig steigen dürfte.