Es Carnatge ist wahrlich kein schöner Strand, doch für Liebhaber von Flugzeugen ist er ein El Dorado. Denn dort haben die Planespotter, Hobbyfotografen von Flugzeugen, beste Chancen darauf ein gutes Bild zu schießen. Im Sommer donnern die Maschinen oftmals im Minutentakt über die Köpfe der Badegäste und Schaulustigen hinweg – wenn der Wind richtig steht.
Nicht nur am Boden interessiert, wie die Mallorca-Maschinen die Insel anfliegen. Auch in den Fliegern wollen die Passagiere gern wissen, was sie bei Start und Landung zu sehen bekommen. Mallorca-Vielflieger haben es gern, wenn der Vogel in Richtung Bucht von Palma abhebt und dabei die Stadt zu sehen ist, bei der Landung darf es ruhig an der Tramuntana entlanggehen – besonders schön sind die Gipfel im Winter anzusehen, wenn Schnee liegt. Anwohner aus dem südlichen Raum der Insel rund um Llucmajor und Campos haben sich bei MM beschwert, dass der Fluglärm sie belasten würde. Doch wie verlaufen Mallorcas Luftstraßen?
Auf dem Airport Son Sant Joan gibt es zwei Pisten. Sie sind an den Hauptwindrichtungen auf der Insel orientiert. Eine verläuft in südwestlicher, die andere in nordöstlicher Richtung. Für jede Landerichtung gibt es zwei Bahnen, links wird meistens gelandet, rechts meistens gestartet. „Die Maschinen starten und landen am besten mit Gegenwind“, erklärt Philipp Dunkel, Flugkapitän von Condor. 51-mal hat er bereits Mallorca angeflogen, 49-mal beruflich und zweimal privat.
Das Streckennetz der Flugstraßen ist vorgegeben und oftmals stellen sie nicht die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten dar. Die Flieger können sich nicht einfach so fortbewegen, wie sie wollen – das würde im Chaos enden. „Strecke und Höhe werden von der Flugsicherung vorgegeben“, erklärt der Pilot. Die Fachleute sprechen von Airways. Dabei werden auch Faktoren wie Zeit und Spritverbrauch berücksichtigt. „Wenn im Luftraum wenig los ist, geben die Fluglotsen uns aber auch mal die Erlaubnis, den direkten Weg zu fliegen“, sagt der 31-Jährige. Der Pilot kann dann mit seiner Maschine die Luftstraßen verlassen und eine Abkürzung nehmen.
Der Weg von Deutschland nach Mallorca führt in der Regel in Richtung Schweiz, dann über Südfrankreich und das Mittelmeer. „Auch wenn wir von Leipzig aus starten, geht der Flug über Frankreich.“
Rund 45 Minuten vor der Landung erfahren die Piloten, wie aktuell die Windverhältnisse sind, in welche Richtung sie landen, also auch auf welcher genauen Route sie den Airport anfliegen. „Wir erreichen den Luftraum der Insel immer aus Richtung Nordosten“, erklärt der Condor-Pilot. Wird in südwestlicher Richtung gelandet, fliegen die Maschine bei Capdepera über die Insel, dann geht es über Muro direkt zum Flughafen. Aufgrund der Windverhältnisse, die auf Mallorca vorherrschen, ist das die häufigere Anflugvariante. Muss die nordöstliche Bahnrichtung angesteuert werden, kommen die Flieger an Alcúdia vorbei. „Dort hat man einen tollen Blick aufs Gebirge.“ Dann geht es Richtung Capdepera, quer über den östlichen Teil der Insel in die Bucht von Palma und von dort aus zum Airport.
Laut der spanischen Flugsicherung Enaire, die für den Tower am Flughafen Son Sant Joan zuständig ist, wählen auch Flieger, die aus dem Norden nach Mallorca kommen, den Weg über Capdepera. Maschinen aus Großbritannien steuern den Flughafen über Formentor aus an. Von Ibiza und dem spanischen Festland kommend, erreichen die Maschinen die Insel über Andratx beziehungsweise Llucmajor. Je nach Windrichtung wird dann aus Richtung Bucht von Palma beziehungsweise von der Inselseite her gelandet.
Die Starts erfolgen je nach Wind wiederum entweder über die Bucht nach Palma. Flieger in Richtung Deutschland drehen dann über der Südspitze von Mallorca gen Norden in die Heimat ab. Flugzeuge, die das spanische Festland und Großbritannien zum Ziel haben, fliegen über Andratx nach Westen beziehungsweise Nordwesten weiter. Die Ibiza-Maschinen steuern den Süden an.
Wird in Richtung Insel gestartet, drehen die Flieger ungefähr bei Costitx nach Westen oder in die Südschleife ab. Für die Flieger nach Mittel- und Nordeuropa geht es weiter über die Insel, das Mittelmeer wird über der Bucht von Alcúdia erreicht.
Was wird getan, um die Insulaner vor Fluglärm zu schützen? „Wenn wir in Palma starten, gibt es ein spezielles Verfahren“, erklärt Philipp Dunkel. Dieses sieht vor, Teile des Beschleunigungsvorgangs erst in größerer Höhe durchzuführen, um die Anwohner zu entlasten und eine Lärmbelästigung so gering wie möglich zu halten. Aufgrund der Lage der Start- und Landebahnen lassen sich An- und Abflug über Teile der Insel allerdings nicht vermeiden.
Und bei der Landung? „Natürlich möchten wir als Airline Warteschleifen vor der Landung gerne vermeiden, das ist ja auch im Sinne unserer Gäste an Bord und der Anwohner”, fügt der 31-Jährige an. Das heißt, die Flugsicherung plant frühzeitig, wenn es am Airport zu Stau kommen sollte, um so Verzögerungen im Landeanflug und störendes „Schleifenfliegen“ zu vermeiden. Die Flieger müssen dann beispielsweise schon unterwegs die Geschwindigkeit reduzieren.
(aus MM 25/2019)
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.