TW
0

Es ist so schön warm hier auf dem Pooldeck ganz oben auf der „Aida Sol”. Einige Gäste spreizen sich – obwohl der Winter erst ein paar Tage zurückliegt – mit nackten Oberkörpern auf Liegestühlen, andere fläzen sich im Jacuzzi, die Bellver-Burg im Hintergrund, trinken Sekt und blicken entrückt in den blauen Himmel.

Leah Agudo Alvarado ist dagegen relativ dick angezogen und konzentriert bei der Sache. Der aus Spanien stammenden jungen Aida-Mitarbeiterin ist die Aufgabe zugefallen, eine aus Deutschen bestehende Gruppe heute, am Samstag, 23. März, im Hafen von Palma auf Deutsch durch das über 2000 Passagiere fassende, 252 Meter lange und 2011 in Dienst gestellte Kreuzfahrtschiff zu führen. Sie lächelt ein wenig unbeholfen, als sie bemerkt, dass ihre Gäste das für die Jahreszeit auffallend grelle Sonnenlicht samt der Kulisse von Palma im Hintergrund mit wohlwollenden bis euphorischen Ausrufen goutieren. Auch Heidrun, eine der Rundgang-Teilnehmerinnen, die mal gucken wollen, wie ein Aida-Schiff aussieht, kann ihre Freude kaum im Zaum halten. „Es ist so schön hier”, haucht sie ihren Freundinnen entgegen.

Das Ferien-Gefühl hat zumindest von Heidrun Besitz ergriffen, was (noch) nicht von anderen der so gut wie ausnahmslos deutschsprachigen Passagiere gesagt werden kann. Sie sitzen ernst drein blickend unter der Sonne, als müssten sie gleich in der U-Bahn zur Nachtschicht in einen Betrieb fahren. In Bussen waren sie zuvor zum nagelneuen Abfertigungsgebäude auf dem entlegenen „Dique Oeste” gebracht worden.

Leah Agudo Alvarado ist unterdessen weiter guter Dinge. Ihr macht es augenscheinlich Spaß, die geneigten Interessierten in die Geheimnisse der heute von Kapitän Lars Krüger befehligten „Aida Sol” einzuweihen. Für 29 Euro pro Nase (Kinder unter 16 Jahren können gratis mit) hatten diese sich zu einer vierstündigen Besichtigungstour von 11 bis 15 Uhr entschlossen und diese im Internet angemeldet. Sie bekamen bereits eine Innenkabine, eine Fensterkabine, eine Balkonkabine und eine Suite zu Gesicht. Auch das show-zentrierte Bordleben wurde ihnen von der Reiseleiterin erklärt, das durch und durch bayerische „Brauhaus” ließ die Rundgang-Teilnehmer hörbar aufleben.

Jetzt gegen 12.40 Uhr ist es Zeit, das im Preis inbegriffene Mittagessen zu genießen. Die Gäste werden in ein Separee des Selbstbedienungs-Restaurants „Bella Donna” gebeten. Die Auswahl an Speisen ist wie auf Kreuzfahrtschiffen üblich breitgefächert. Das Hackfleischgericht mit Pflaumen tat es dem Verfasser dieser Zeilen besonders an, der angesichts der Fülle des zu erwartenden Angebots bewusst auf sein Frühstück verzichtet hatte.

Die Idee, Besuchern ab März auch in Palma Rundgänge anzubieten, ist offenbar ein lukrativer Schachzug, der in Rostock ansässigen Aida-Reederei. Denn die, die mitmachen, sind potenzielle Kunden. Man kann sich überlegen, ob man auf diesem mehr den Otto-Normal-Verbraucher ansprechenden Schiff dermaleinst eine Kreuzfahrt machen will.

Die „Aida Sol”, die im Gegensatz zu der Mallorca ab Mai anfahrenden riesigen „Aida Nova” übersichtlich ist, schippert nach Korsika, Civitavecchia, Barcelona und Livorno. Eine Woche dauert der Trip, der in diesem Frühjahr ab Palma angeboten wird.

Der Clou der Bord-Rundgänge ist, dass man nach dem Mittagessen nicht eingezwängt in der Gruppe weitergehen muss, sondern sich mehr als eine Stunde frei bewegen darf. Die Gäste sind denn auch sichtlich gelöst, als sie sich im dritten Stock von Leah Agudo Alvarado wieder verabschieden und ihre zuvor abgegebenen Pässe zurückerhalten.