Gesprächsrunde mit Tui-Vertretern in Sachen Tourismus am Balearen-Stand auf der Reisemesse ITB in Berlin.

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Angesichts der glänzenden touristischen Aussichten für Mallorca in diesem Jahr haben die deutschen Reiseveranstalter auf der Internationalen Tourismusbörse ITB die geplante Übernachtungssteuer auf den Balearen nur wenig kritisiert - wenn überhaupt. Mitunter wurde sogar Verständnis geäußert für das Vorhaben der Regierung, jedoch stets unter der Voraussetzung, die Einnahmen kämen Umwelt und Nachhaltigkeit zugute. 

„Wir können verstehen und nachvollziehen, dass eine solche Steuer eingeführt werden soll“, sagte Tui-Produktmanager Stefan Baumert am Donnerstag am Messetand der Balearen in Berlin. Sein Unternehmen sei selbst sehr engagiert im Thema Nachhaltigkeit, auch bei verschiedenen Umweltprojekten auf Malloca. Es sei von daher generell gut, wenn in Nachhaltigkeit investiert werde. 

Als Unternehmer sehe er jedoch auch, dass Preiserhöhungen die Wettbewerbsfähigkeit von Reisedestinationen mindern, sagte Baumert einschränkend. Aber ob dadurch weniger Gäste nach Mallorca kämen, sei nicht vorhersehbar und bleibe abzuwarten.

Leise kritische Töne auch von Thomas Cook: In Anbetracht der politischen Diskussion zur Einführung der Übernachtungssteuer habe er Zweifel, ob das Vorhaben für das Wirtschaftsmodell der Insel geeignet sei, sagte Vertriebsdirektor Hans Müller. Er forderte juristische Sicherheit bei dem Steuerprojekt, aber auch bei weiteren Reformvorhaben des Tourismusgesetzes, was etwa touristische Vermietungen oder die Begrenzung des All-inclusive-Segments betrifft. „Wir wissen nicht, wohin die Entwicklung geht.“

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Jan Frankenberg, Bereichsleiter bei Der-Touristik, schloss Auswirkungen der Urlaubersteuer nicht aus, auch wenn das Ausmaß nicht vorhersehbar sei. Ob wegen der Steuer weniger Urlauber nach Mallorca reisen würden, „diese Entscheidung möchte ich dem Markt und dem Kunden überlassen.“ Frankenberg mahnte die balearischen Unternehmer zur Preisdisziplin. Mallorca verkaufe sich über ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. „Das darf nicht aus den Augen verloren werden.“

Der Geschäftsführer bei Alltours, Markus Daldrup, schloss negative Auswirkung durch die Einführung der Übernachtungssteuer aus. Die Steuer dürfte keinen Einfluss auf das Buchungsverhalten der Kunden haben, wenn klar ist, dass die Einnahmen für Umwelt und Nachhaltigkeit zum Einsatz kommen.

Die vier von der Balearen-Regierung in Berlin zum Gespräch geladenen Reiseunternehmen ließen keinen Zweifel daran, dass Mallorca vor einer grandiosen Tourismussaison steht. Alltours will dieses Jahr über 500.000 Gäste auf die Insel bringen (2015: 480.000). Thomas Cook registriert derzeit ein zweistelliges Buchungswachstum für Spanien, ebenso Der-Touristik. Auch Tui zeigte sich mit den Buchungen sehr zufrieden. „2016 wird ein Spanien-Jahr.“

Die von der Balearen-Regierung geplante „Steuer für nachhaltigen Tourismus“ soll, so die Planung, am 22. März im Parlament verabschiedet werden und zum 1. Juni in Kraft treten. Hotelgäste älter als 14 Jahre müssten dann, je nach Saison und Kategorie, bis zu zwei Euro pro Nacht Urlaubersteuer bezahlen.