Die deutschen Reisekonzerne gehen auf Mallorca verstärkt auf Einkaufstour, um sich die besten Häuser und Bettenkontingente für die kommenden Jahre zu sichern. Dabei erwerben sie die Hotels vollständig oder schließen mit den Besitzern Exklusivverträge, so dass nur noch konzerneigene Gäste in den Anlagen Urlaub machen können, berichtet die spanische Tageszeitung Ultima Hora.
Als Beispiel benennt das Blatt den Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours, der in den vergangenen zwei Jahren sein Portfolio an exklusiven Hotels auf 15 ausgebaut hat. Erst im Sommer 2014 meldete das Unternehmen die drei Vier-Sterne-Plus Ferienanlagen Estrella de Mar, Coral de Mar und Orquidea Playa in der Urlaubsregion Alcúdia im Norden der Insel zu übernehmen.
Alltours hat sich dadurch zu einem der größten Betreiber von Hotelbetten auf der Insel entwickelt. Eines der jüngeren Hotelprojekte in Alltours-Regie ist das Hotel Kontiki Playa an der Playa de Palma, das im Winter 2013/14 modernisiert wurde. "Es liegt in unserem Interesse, auf diese Weise unseren Gästen unsere Qualitäts- und Servicestandards bieten zu können", zitierte Ultima Hora einen spanischen Alltours-Vertreter.
Wie Branchenkenner auf Mallorca seit einiger Zeit beobachten, verfolgen neben den Düsseldorfern auch andere deutsche Reiseveranstalter wie TUI, Thomas Cook und Dertour die Strategie der Exklusivverträge. Wenn die Hotels nicht in Eigenregie gekauft oder zumindest gemietet werden, dann einigen sich die Reisekonzerne auf ein anderes Prozedere: Sie übernehmen die Kosten für die Rund-um-Erneuerung der Hotels und nutzen diese dann in den kommenden Jahren für die eigene Kundschaft.
"Die deutschen Touristiker wollen damit den Vertriebskreislauf ihrer Pauschalreisen schließen – vom Verkauf im Reisebüro bis zum Hotelaufenthalt, Flug und Bustransfer miteingebunden", sagte Ultima-Hora-Kolumnist Germà Ventanyol.
In einem Interview mit MM bestätigte der touristische Geschäftsführer der TUI Deutschland GmbH, Oliver Dörschuck, bereits vor zwei Wochen die Strategie der Exklusivverträge. Auf die Frage nach den Vorteilen für den Reisekonzern antwortete der Manager: "Hier haben wir zum einen vollen Durchgriff auf die Qualität und können zum anderen die Durchgängigkeit unserer Konzepte garantieren. Unsere Konzepthotels haben Kundenzufriedenheitswerte von über 90 Prozent."
Die Playa de Palma ist bei den Vorhaben der deutschen Reiseunternehmen der Ort mit den meisten Regie-Wechseln in der Hotels. Die Tendenz zu Exklusivverträgen mit den Übernachtungsbetrieben geht einher mit Modernisierungen und Erweiterungen der Häuser sowie häufig einer Anhebung der Sterne-Kategorie. Die juristische Grundlage für diese Erweiterung, etwa in Form von maximal zwei zusätzlichen Etagen, bildet das balearische Tourismusgesetz, das 2012 in Kraft trat, sowie die Erklärung der Playa de Palma zur "gereiften Tourismuszone".
1 Kommentar
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Was keiner sagt: Der Kunde hat in diesen Hotels keine Vergleichsmöglichkeit bei der Preisgestaltung. Will er ein bestimmtes Hotel, kommt er bei Buchung einer Pauschalreise nicht an dem Veranstalter, der im Hintergrund die Preisgestaltung durch sein Engagement beeinflusst, vorbei. Intensiver Wettbewerb wie in der Vergangenheit und Preisdruck wird dadurch unterbunden. Ganz schlecht für Verbraucher.