MM: Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wie zufrieden sind Sie mit der Tourismussaison 2014?
Álvaro Gijón: Die Saison war gut. Alle sind zufrieden. Aber das heißt nicht, dass sie hier und da nicht noch besser hätte ausfallen können.
MM: Die offiziellen Zahlen besagen, dass zwar insgesamt mehr Touristen auf die Balearen kamen, aber die Ausgaben pro Urlauber waren im Schnitt geringer als im Vorjahr.
Gijón: Korrekt. Die Ausgaben pro Urlauber sind nicht gestiegen. Daran müssen wir arbeiten.
MM: Wie?
Gijón: Wir müssen mehr Qualität bieten, um Urlauber mit höherer Kaufkraft anzulocken. Touristen, die bereit sind, für mehr Qualität zu zahlen.
MM: Wie wollen Sie die Qualität anheben?
Gijón: Es geht um Qualität in jeder Hinsicht: In der Hotellerie, Gastronomie, Kultur, Handel, Umwelt, Gesundheitswesen ... Es geht darum, hochwertige Dienstleistungen anzubieten, mit denen sich wirtschaftlich eine bessere Rendite erzielen lässt.
MM: Haben die Benimm-Regeln, die die Stadt Palma ihren Besuchern verordnete, die Qualität des Tourismus anheben können?
Gijón: Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Verordnung. Anfangs war der Aufschrei groß, weil viele glaubten, wir wollen das Feiern verbieten. Doch bald schon zeigte sich, dass dem gar nicht so ist. Einzige Ausnahme: Der Strand ist für alle da: Kinder, Senioren, Anwohner, Urlauber. Aber nicht für Saufgelage. Am Ende haben alle verstanden, dass die Verordnung notwendig war.
MM: Ist zu befürchten, dass Urlauber wegen der Benimm-Regeln die Playa de Palma künftig meiden und sich stattdessen andere Ziele suchen?
Gijón: Diese Befürchtung habe ich nicht. Wenn jemand nur an die Playa kommt, um hier Saufgelage zu veranstalten, dann wollen wir ihn hier ohnehin nicht. Aber Tatsache ist: Es gab keine Einbußen am Besucheraufkommen. Es kamen sogar mehr Besucher als im Vorjahr.
MM: Sie sind in Deutschland der bekannteste mallorquinischen Politiker. Zuletzt aber wurden Sie im Internet wegen der Benimm-Regeln von einschlägigen Playa-de-Palma-Fans unflätig angegangen. Belastet Sie das?
Gijón: Keineswegs. Und die Benimm-Regeln waren ja auch nicht die einsame Entscheidung des Álvaro Gijón. Die Verordnung ist der Mehrheitsbeschluss des Stadtrates von Palma, und sie war im Vorfeld abgestimmt mit der Tourismusbranche und den Bürgerorganisationen in Palma.
MM: Wie haben sich die Benimm-Regeln auf die Kriminalität an der Playa de Palma ausgewirkt?
Gijón: Auch hier zeigt die städtische Verordnung gute Resultate. Insbesondere in den Bereichen Hütchenspiele, Prostitution und Taschendiebstahl ist die Kriminalität gesunken. Die Kriminalitätsrate ist bei uns ohnehin sehr niedrig. Auch darum ist die Playa de Palma ein attraktives Urlaubsziel. Aber auch hier können wir uns noch verbessern.
MM: Was ist mit dem illegalen Straßenhandel?
Gijón: Das ist ein komplexes Thema, das sich nicht leicht lösen lässt. Fakt ist, dass wir dieses Jahr mehr Waren beschlagnahmt haben als früher. Aber wir müssen noch stärker als bisher an die Hintermänner herankommen, an die Großlager, wo die Waren verteilt werden. Der ambulante Handel an der Playa ist eine Belästigung der Urlauber.
MM: Es gab auch Beschwerden, dass in den frühen Morgenstunden, wenn die Besucher die Diskotheken verließen, keine Polizisten in Sicht waren ...
Gijón: Kann sein, dass zu Beginn und am Ende der Saison die Polizeipräsenz nicht so hoch ist wie zur Hauptsaison. Aber den ganzen Sommer über waren Beamte im Einsatz in den Straßen, wo das Aufkommen an Menschen am höchsten war. Das gilt insbesondere für den Bereich der Strandkioske Balnearios 5, 6 und 7.
MM: In Magaluf stehen Beamte der Lokalpolizei in Verdacht, mit zweierlei Maß gemessen und so manchen Lokalbetreiber strenger beziehungsweise weniger streng kontrolliert zu haben. Halten Sie so etwas auch an der Playa de Palma für möglich?
Gijón: Solche Dinge können sich immer und überall zutragen. Wichtig ist jedoch, solche Missstände aufzudecken und zu beseitigen. Ich habe keinerlei Kenntnis darüber, dass sich so etwas schon einmal an der Playa ereignet hat.
MM: Sind Magaluf und die Playa de Palma so unterschiedlich?
Gijón: Für mich sind die zwei Urlaubszonen vollkommen unterschiedlich. Die Playa de Palma ist viel ruhiger als Magaluf. Das Profil der Urlauber ist ganz anders.
MM: Wird nicht an beiden Orten vor allem Spaß und Party-Urlaub gesucht?
Gijón: Schon, aber die Art und Weise, sich zu amüsieren, ist ganz anders. In Magaluf hat die Polizei fast täglich eingreifen müssen, und an der Playa de Palma sind Schlägereien und solche Dinge so gut wie kein Thema. Auch sind die Party-Lokale dort nicht so konzentriert wie in Magaluf.
MM: Momentan herrscht weder da noch dort Trubel. An der Playa de Palma sind in diesem Winter sogar so viele Hotels geschlossen wie noch nie ...
Gijón: Das ist logisch. Denn in diesem Winter wird so viel investiert wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das ist eine super Nachricht für die Playa! Viele dieser Hotels sind geschlossen, weil dort derzeit renoviert und modernisiert wird.
MM: Apropos Bautätigkeit: Wie bewerten Sie, dass an Neubauten derzeit zwei Fünf-Sterne-, ein Vier-Sterne-plus-Hotel sowie das Einkaufszentrum Palma Springs entstehen?
Gijón: Allein die Tatsache, dass es an der Playa de Palma wieder Fünf-Sterne-Hotels geben wird, ist großartig. Vor fünf Jahren hieß es noch, die Playa ist verlottert, niemand wolle hier investieren. Und jetzt das: Wir haben 15 Hotels, die derzeit so modernisiert werden, dass sie einen zusätzlichen Stern erhalten können. Und wir werden drei Fünf-Sterne-Hotels bekommen: Neben den beiden Neubauten wird das Hotel Garonda saniert und, wie schon vor Jahrzehnten, wieder fünf Sterne aufweisen. Das alles ist grandios. Und das Einkaufszentrum Palma Springs mit 230 Millionen Euro Investition wird das Angebot für Touristen ebenfalls potenzieren.
MM: Klingt so, als seien ordentlich die Hausaufgaben gemacht worden ...
Gijón: Durchaus. Aber es würde mir gefallen, wenn wir auch im öffentlichen Bereich mehr Mittel zum Investieren hätten. Denn die Privatwirtschaft investiert derzeit mehr als 300 Millionen Euro, und die öffentliche Hand 100 Millionen Euro, Letzteres verteilt auf zehn Jahre, ab 2014.
MM: Wofür geben Sie Ihre Mittel aus?
Gijón: Alles ist für den öffentlichen Bereich: Die Meerespromenade, Strandduschen, Straßenbeläge, Bürgersteige, Grünzonen, Kanalisation, Kläranlagen ...
MM: Was tut sich in Sachen Ästhetik-Verordnung? Sie soll ja unter anderem das Gestalten von Werbeschildern für Läden und Lokale sowie das Aussehen der Tische, Stühle und Sonnenschirme von Straßencafés einheitlich regeln ...
Gijón: Da suchen wir in Gesprächen mit Handel und Gastronomie den breiten Konsens. Ziel ist es, die Verordnung 2015 zu verabschieden.
MM: Sie sind auch für Palmas Zentrum zuständig. Hier hat es eine deutliche Zunahme der Boutique-Hotels gegeben. Was bedeutet das?
Gijón: Dass auch dort die Grundlagen für Wachstum und Investitionen gut gelegt wurden. Es ist positiv, dass in Palma ein zusätzlicher Städtetourismus abseits von Strand und Meer entstanden ist. Das verlängert die Saison über den Sommer hinaus. Heute schon besitzt Palma mehr Vier-Sterne-Betten pro Einwohner als jede andere Metropole in Europa.
MM: Wie bewerten Sie die Arbeit Ihrer Tourismusstiftung Palma de Mallorca 365? Bleibt sie bestehen, falls es 2015 zum Regierungswechsel im Rathaus kommt?
Gijón: Die Stiftung, die Palma als Reisedestination vermarktet, leistet beste Arbeit. Das klappt auch, weil Regierung und Opposition im Stadtrat in diesem Punkt kooperieren. Die Stiftung wird auf jeden Fall fortbestehen, unabhängig davon, wer die nächste Regierung stellt. Es besteht Einigkeit: Tourismus ist Wirtschaft, und mit der Wirtschaft spielt man nicht.
MM: Ihre Prognose für die kommenden Jahre?
Gijón: Unser touristisches Produkt wird qualitativ noch hochwertiger werden. Der Wandel, der angestoßen wurde, intensiviert sich. Unser touristisches Angebot wird zudem breiter und vielfältiger, insbesondere ab 2016, mit der Eröffnung des Kongress- und Tagungszentrums in Palma.
MM: Wann soll denn das Realität sein?
Gijón: 2016.
MM: 2016 sollen auch die neuen Fünf-Sterne-Hotels und das Palma Springs in Betrieb gehen ...
Gijón: 2016 wird ein Fest, ein Festival der Verbesserung unserer touristischen Infrastruktur.
MM: Bleibt nur noch folgende Frage: Wird die Anhebung der Qualität - inklusive der Zunahme der Preise für diese Dienstleistungen - einhergehen mit einem Verlust an Besuchern und, letztlich, Fluggästen, so dass die Airlines ihre Verbindungen reduzieren?
Gijón: Das glaube ich nicht. Denn wir haben darauf geachtet, die Zahl der Hotelbetten weitgehend stabil zu halten. Meine sozialistische Vorgängerin im Konsortium für die Playa de Palma wollte ja die Bettenzahl halbieren. Das hätte dann auch die Besucherzahl halbiert. Wir wollen die Besucherzahl nicht verringern, zielen aber auf mehr Kunden von mittlerer und hoher Kaufkraft. Wir wollen jene Gästeschichten für uns zurückgewinnen, die irgendwann aufgehört haben, ihre Urlaube auf Mallorca zu verbringen.
Mit Álvaro Gijón sprach Alexander Sepasgosarian.
(aus MM 48/2014)
4 Kommentare
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Hallo Alejandro, wobei Hallo schon zuviel des Guten ist. Hätten Sie eine gute Schule besucht und einen Blick über den Tellerand hinaus würden Sie verstehen, warum diese Kinder weinen. Das hat nichts mit Erziehung oder Reichtum zu tun. Sie sollten einmal die Schmerzen eines Kindes erleben, dann wüßten Sie warum.Ihr Bildungsgrad scheint sehr gering zu sein, das sieht man an Ihrer schreibweise.....Übrigens ich bin kein Muttertier und habe keine Kinder, war aber auch mal ein Kind.
Hola ? Warum werden sie beleidigend herr @ H.F ? Jeder hat doch Redefreiheit ! Wenn sie überlegter geantwortet hätten ? wären sie im Vorteil den Lesern gegenüber. Mit freundlichen Grüßen an alle Mitmenschen u miteinander u nicht gegeneinander !!!!
Hallo Alejandro, Dein geistloser Kommentar ist wirklich unter der Gürtellinie. Reichtum ist keine Garantie für Anstand und gutes Benehmen. Das sieht man am Kommentar.
etzt muss ich mich einmal melden. Diese unerzogenenen schreienden Blagen,deren Eltern keinerlei Benehmen haben,sollen gefälligst woanders hin.Dafür gibt es genügend Billigunterkünfte.Die Leute mit Kindern ,die sich ein besseres-teuereres Hotel leisten können,haben A) einen höheren Bildungsgrad und dementsprechend mehr Einkommen.B( Deren Kinder sind besser erzogen.Aus diesem Grund gibt es immer mehr Hotels ohne Kleinkinder.Möge es auch solche Airlines für Vielflieger geben!!!!!!!!!!!!!!!!!!!Man muss sich nur einmal einen Flug nach Mallorca in der Ferienzeit antun.Was da an Bord los ist-Kinder schreinen ohne Pause vom Start bis zur Landung,die Eltern sind das gewöhnt und schreiten nicht ein.Die Stewadessen sind sehr genervt,aber können nicht machen.Das wäre ja dann Diskriminierung.--Jetzt können alle kinderreichen Muttertiere aufschreien,meisten der einzige Reichtum,den Sie haben.............